Kapitel 19

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Den Sonntag verbrachte ich ebenfalls größtenteils alleine im Zimmer und las einen Roman fertig, den ich schon vor Wochen angefangen hatte zu lesen.
Am Nachmittag klopfte es überraschend an der Türe.
"Ja?"
Ein roter Lockenkopf erschien in der Tür und sah sich um.
"Hey, ich wollt eigentlich nur schaun ob Matt da ist" offensichtlich war er nicht da, aber Emery kam trotzdem rein.
Sie trug heute einen schwarzen Jeansrock, ein rotes Oberteil und schwarze hohe Schuhe, wenn sie nicht immer so chick gekleidet wäre könnte man meinen, sie hatte noch etwas vor.
Ich war ein wenig neidisch auf ihren Style. Während sie eine Auswahl an Blazern, Kleidern, Röcken, Blusen und hohen Schuhen hatte, hatte ich Jeans und einfarbige T-shirts.
Mir fiel ihr Rock wieder ein, den ich mir geliehen hatte. Ich werde ihn so schnell ich kann waschen und zurück geben, aber bis ich genug schwarze Wäsche für eine ganze Maschine hatte konnte es vermutlich noch etwas dauern.

Wie selbstverständlich setzte sie sich auf Aidens Bett und sah sich neugierig um.
"Und, wie ist es so im Badboy Zimmer?" sie setzte Badboy in Anführungszeichen und ich musste lachen.
"Badboy?" ich legte das zweite Buch, das ich angefangen hatte beiseite.
"Du hättest mitbekommen sollen, was hier letztes Jahr los war. Hoffentlich sind sie etwas erwachsener geworden."
Ich wurde neugierig auf den Ruf der drei an dieser Schule.
"Was war den letztes Jahr?"
"Puh wo soll ich da anfangen. Es geht von gebrochenen Herzen über das Skelett im Biosaal zu unbekleideten Typen von der Schule, die zurück ins Internat mussten."

Ich hatte Bauchschmerzen vor Lachen, während mir Emery alle möglichen Geschichten des letzten Jahres erzählte. Und auch sie hatte Mühe, während ihrer Erzählung nicht in Lachen auszubrechen. Meine Wut über sie und die Gerüchte war verschwunden und ich sah sie plötzlich ganz anders. Als jemanden, mit dem man Lachen und sich nicht nur über die neueste Michael Kors Tasche unterhalten konnte.
Unser Gelächter wurde unterbrochen von Kendra, die ins Zimmer kam.
"Emery. Matt wartet unten." sie klang genervt.
"Oh, man sieht sich." damit verschwand sie aus dem Zimmer und Kendra und ich blieben zurück.

"Sitzt du hier den ganzen Tag alleine rum?" fragte sie.
"Schon."
"Wahrscheinlich eh besser." sie sah sich um.
"Was meinst du?"
"Ich will dich nur warnen. Ich kenne Aiden besser als mir lieb ist."
Meine Neugier nervte langsam selbst mich.
"Was hat das mit mir zu tun?"
Sie setzte sich neben mich aufs Bett.
"Lass dich einfach nicht auf ihn ein. Lass dir nicht das Herz brechen. Wenn du wüsstest mit wie vielen er hier 'ne einmalige Sache hatte." sie schüttelte den Kopf.
"Ich hatte nicht vor mich auf ihn einzulassen." lachte ich und versuchte die Stimmung zu lockern, erfolglos.
"Du musst dir schließlich das Zimmer hier teilen. Ich frag mich eh, wie das passieren konnte. Ich mein, Aidens Eltern sind hier irgendwelche Sponsoren oder so, genau weiß ich's nicht, da stecken sie ihm doch nicht einfach ein Mädchen ins Zimmer." sie sprach mehr mit sich, als mit mir.
Ich wollte gerade etwas antworten, als sie aufsprang und mich mit winkte.
"Lass und zum Abendessen."

Emery saß heute nicht mit uns am Tisch. Stattdessen sah ich sie in einem roten schulterfreien Kleid an dem Tisch mit Elijah, Aiden und anderen auf Matts Schoß sitzen und lachen.
Der Tisch von Sonja und Mary war leer.

Es war erst 20 Uhr als ich mir eines meiner weiteren T-Shirts zum schlafen anzog. Die Shorts war einfach nur unbequem beim schlafen und schließlich war ich ja jetzt auch nicht nackt. Ich hatte noch Unterwäsche darunter an. Aiden hatte kein Problem damit gehabt, mir seinen blanken Hintern zu zeigen, da waren meine Beine wohl kein Problem.
Gerade als ich an ihn dachte, kam er auch schon durch die Türe. Tropfend und in einem Handtuch. Mustert meine Beine länger als nötig und ich spüre, wie mir warm wird.
"Wer gafft hier?" fragte ich bemüht beiläufig, weil mir langsam unwohl wurde. Ein tiefes Lachen erklang.
"Ich dachte ja erst du wärst arrogant, verklemmt und spießig" sagte er und ging zu seinem Schrank "jetzt weiß ich es."

Meinte er das ernst? Er kennt mich keine Woche, wir haben bis auf das Zimmer nichts miteinander zu tun und er urteilt so über mich.
Er ließ wieder einfach das Handtuch fallen, als er mit dem Rücken zu mir stand und ich wand mich schnell ab. "Du kennst mich gar nicht." sagte ich ruhig und setze mich an meine Bettkante.
In schwarzer Boxershort geht er an meinen Schreibtisch und ich fragte mich, was er vor hat.
"Du bist also nicht spießig" sagt er belustigt und nahm den Stapel Hefte und Bücher, die ich mir für den morgigen Schultag gestapelt habe, um ihn nur noch in meinen Rucksack zu packen.

Ich sprang auf und wollte sie ihm abnehmen. "Ich bin eben organisiert."
"Und du bist nicht verklemmt?"
Ich musste zusehen, wie er achtlos meine Unterlagen weg wirft und näher auf mich zu tratt. Bevor ich reagieren konnte, lag seine große Hand an meiner Hüfte auf. Die Hitze, die von ihm ausging löste einen Schwindel bei mir aus und ich schob sie schnell weg.
"Ich lass mich nur nicht von jedem angrapschen!" fauchte ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen und funkelte ihn an.
"Beweis es mir" er ging an seinen Schreibtisch.
"Was?"
"Das du nicht verklemmt, arrogant, verzogen und spießig bist. Morgen nach dem Mittagessen an der Bushaltestelle." er wollte mich provozieren und schaffte es auch. Ich ballte die Hände zu Fäusten.
"Morgen bin ich schon verabredet" sagte ich und tat so, als würde ich meine nicht vorhandene Maniküre begutachten. Einerseits wollte ich ihm schon beweisen, dass ich nicht so bin, wie er mich beschrieb, andererseits wurde ich wütend bei dem Wort verzogen. Meine Oma hatte mich bestimmt nicht verzogen.
"Mit wem?" fragte und grinste. Wusste er, dass ich log?
"Mit Zayne."
Sein Grinsen verschwand. Statt irgendeiner weiteren Bemerkung drehte er sich um und schlug ein Buch auf.
"Dann eben nicht." knurrte er mir den nackten Rücken zugewandt.
Hatte ich da etwa einen wunden Punkt getroffen? Kurz freute ich mich und machte mich daran meine Sachen aufzusammeln.

Kurz. Denn ich wusste nicht einmal, ob Zayne morgen überhaupt Zeit hatte.

Im Badboy ZimmerDonde viven las historias. Descúbrelo ahora