8 باب

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Meine Schritte waren energisch, die Krone welche ich kurz zuvor noch schnell aufgesetzt hatte, wippte auf meinem Kopf hin und her.
Ich war in rage, da meine Briefe unbeantwortet geblieben waren.
Er hatte wohl gedacht er könne sich von der Verantwortung drücken, die die Heirat meiner Schwester mit sich gebracht hatte.
Falsch gedacht.
Adlige, welche ganz ander Kleider trugen als wie ich sie kannte, viel weiter und lockerer, mit grösseren Turbanen als sie Ash's Vater getragen hatte, verbeugten sich eilig, als sie erkannten wer ich war.
Wahrscheinlich hatten sie ein Gemälde von mir gesehen, für welche ich immer stundenlang posieren musste.
Asher hatte immer versucht, mich abzulenken sodass wir den armen Maler meistens mit unseren Neckereien beinahe verscheucht hatten.
Meine Miene war grimmig.
Ich war nicht zum Spass den zwei Tage langen Weg hierher geritten und es war nicht des Spasses wegen, dass meine Beine sich jetzt anfühlten als würden sie gleich abfallen oder zerrissen werden.
Ich hielt vor den grossen Türen, der schlichte braune Reisemantel den ich mir angezogen hatte, schleifte auf dem perfekt geputzten Marmorboden hin und her. Hoffentlich wurde er richtig schmutzig.
Die Wachen kreuzten die langen Lanzen mit den sauberen Spitzen. Sie hatten sie wohl noch nie schmutzig machen müssen.
Wenn alles so lief wie ich es plante, mussten sie das aber bald.
„Lasst mich rein."
Befahl ich mit einer kühlen aber schneidenden Stimme, dass sogar mir Angst und Bange vor mir selbst wurde.
Doch die Wachen blieben unbeeindruckt.
„Verzeiht, doch Ihr habt hier keinen Zutritt ohne die Erlaubnis des Königs."
Eine Wache, eine meiner Vielen, die ich nicht einmal kannte, trat vor mich.
Ich nahm mir vor meine tapferen Helden besser kennen zu lernen, wenn sie schon täglich ihr Leben für mich zu riskieren bereit waren.
„Ihr sprecht mit der Königin von Anathos und der Schwester eurer Königin! Gewährt ihr Einlass!"
Er sprach schroff und machte einen stampfenden Schritt nach vorne.
Sofort richteten die zwei Männer ihre Lanzen auf ihn und meine Wachen griffen zu ihren Schwertern.
Die Adligen verstummten und zogen sich in die sicheren Ecken der Gänge zurück.
Typische Feiglinge, solche Menschen wären die Ersten die im Falle einer Niederlage zum Feind überlaufen würden.
"Meine Geduld ist zu Ende. Öffnet die Türe."
Ich nickte harsch und während zwei meiner Wachen die armen Wächter festnagelten und entwaffneten, stiessen die Übrigen die schwere Holztüre für mich auf.
Hoch erhobenen Hauptes und mit einem nicht ganz unvorteilhaften Überraschungsauftritt marschierte ich direkt in den grossen Saal hinein.
Ich störte wohl gerade eine Anhörung, denn nur ein Mann mit schmutziger Mütze kniete vor dem prächtig gekleideten und mit vielen edlen Steinen verzierten König.
Aleen erkannte ich sofort.
Ihre hochnäsige Art um sich selbst zu schützen.
Wer wusste schon ob sie ihn liebte. Unglücklich sah sie nicht aus, sie war nun endlich eine Herrscherin, wie sie es gewollt hatte.
Als sie mich erblickte hellte sich ihre Miene sogar auf, was ich nun wirklich nicht erwartet hätte.
Die Wachen die sich an den Wänden reihten machten Anstalten mich zu ergreifen, doch ihre Königin mit dem langen weissen Schleier hob die Hand.
„Schwester! Wie erfreulich dich hier zu erblicken! An mein Herz!"
Mit einem breiten Lächeln eilte sie auf mich zu.
Unter ihrem samtenen, roten Kleid konnte ich eine kleine Rundung ausmachen.
Sofort stach es in meinem Unterleib. Ich blinzelte die Erinnerungen weg.
Von der Wucht ihrer Freude erschlagen erwiderte ich die herzliche Umarmung und löste mich dann von ihr.
„Du bist in froher Erwartung! Wie schön!"
Ich lächelte steinern, versuchte mich trotzdem für sie zu freuen, auch wenn es noch so schwer war. Es gelang mir nur teilweise. Ein sehr grosser Teil in mir beneidete sie um ihr Glück.
„Danke dir!"
Ihre Hand fuhr zu ihrem Bauch und strich zärtlich darüber. So wie ich es immer getan hatte...
Ihre Miene trübte sich.
„Wir schrecklich als ich von deinem Schicksal hören musste Daya. Ich bin froh dich Genesen zu sehen."
Ich hob das Kinn und liess die unsichtbare Mauer fallen, die mich davor bewahrte wie ein Kind zusammenzubrechen und weinend auf dem Boden hin und her zu rollen.
„Deswegen bin ich nicht hier."
Ich trat an ihr vorbei und fasste ihren Gemahl ins Visier, der sich nun schwerfällig erhob.
Er war ziemlich dick, hoffentlich erdrückte er meine Schwester im Schlafgemach nicht eines Tages. Dieser Tod würde dann wohl schwer zu erklären sein.
„Nundenn, was führt meine Schwägerin so ungebeten durch meine Pforten?"
Er klang wenig erfreut, übte sich aber in geduldiger Höflichkeit.
„Ich schickte euch Briefe, dass mein Gemahl gerade um unser aller Überleben gegen die Perser kämpft! Deren Übermacht alleine er und sein Vater nicht besiegen können! Ich forderte eure Hilfe ein, wie es durch das Bündnis mit der Ehe meiner Schwester besprochen wurde!"
Er betrachtete einen goldenen Ring an seinem Finger, in den ein blauer Saphir eingelassen war.
Er glänzte wunderschön im Licht der aufgehenden Sonne. Ich hatte nicht eine Sekunde geschlafen, und merkte es nicht einmal.
Die Kraft in mir stammte aus Purer Verzweiflung, irgend einen Zweck im Leben erfüllen zu wollen. Es war mein Versuch die Leere in meinem Leib zu füllen.
„Nun, ich habe eure Briefe durchaus gelesen."
„Aber habt es nicht für nötig gehalten mir zu antworten!"
Ich fiel ihm mitten ins Wort. Aber es war mir egal wie unfreundlich ich war.
„Nein. Weil ich meine Männer nicht in den Tod schicke."
Ich kniff ungläubig die Augen zusammen."
„Wenn die Perser erst gesiegt haben, dann werden sie auch euch vernichten! Und euren Ring reissen sie euch von euren abgeschnittenen Fingern!"
Zischte ich und erzürnt trat er die Stufen des Thrones hinunter auf mich zu.
Er war ziemlich klein. Keine imposante Person wie es mein Vater gewesen war.
„Ist das eine Drohung?"
Ich ging ihm entgegen und blieb vor ihm stehen. Auf Augenhöhe.
„Das ist ein Versprechen."
Flüsterte ich so laut dass nur er es hören konnte.
Dann fügte ich hinzu, diesesmal lauter:
„Was sollen eure Untertanen denken, wenn ihr eure eigenen Verbündeten im Stich lässt und kurz danach euer Reich und euren Reichtum dem Feind überlasst?"
Das hatte gewirkt.
Die Adligen, die sich wie eine Masse neugieriger Schafe hinter uns im Saal scharten begann unruhig zu murmeln.
Genau, denn ihren Reichtum wollten sie sicherlich nicht verlieren.
Und wenn sie unzufrieden waren, und das waren sie nun, musste der König handeln. Ob er wollte oder nicht.
Das hatte ich von Ardon gelernt. Es tat weh, den Namen überhaupt aussprechen zu müssen.
Der Blick des Königs huschte über seine kritischen Mitbürger und Elite, die seine Blicke sehr misstrauisch erwiderten.
Dann grummelte er einen Fluch und drehte sich schwungvoll um, sodass mich der Saum seines Mantels voller Fell streifte.
Ein wunder dass er noch nicht den Hitzetod erlitten hatte.
„Nungut. Ich werde meine ganze Streitmacht bis heute Abend mobilisiert haben! Ich lasse mein Reich niemals im Stich, das soll mir niemand unterstellen können! Wir besiegen die Perser und kommen mit ihren Goldketten um die Hälse zurück!"
Er streckte die Wulstige Faust in die Luft und es wurde zustimmender Jubel laut.
Ich bezweifelte dass er mit diesen Fingern, die sich nichts anderes gewohnt waren als Würste zu essen, ein echtes Schwert halten konnte. Aber vielleicht unterschätzte ich ihn ja.
„Bleib hier als unser Gast, bis ihr abreist."
Aleen hakte sich bei mir unter und lächelte fröhlich. Ich nickte nur und drehte dem fetten König den Rücken zu.
Er hatte meine Schwester nicht verdient, doch solange ich sie so glücklich sah würde ich auch nichts unternehmen.
„Behandelt er dich gut?"
Fragte ich beim Herausgehen, während sich meine Wachen hinter mir aufbauten.
Sie kicherte.
„Er bekommt nicht wirklich viel hin, wenn du verstehst was ich meine."
Sie zwinkerte mir zu. „Aber ich habe andere Quellen wie ich mich vergnügen kann, keine sorge liebste Schwester."
Ich hob eine Braue aber nickte dann.
Das hätte ich meiner so regelkonformen Schwester gar nicht zugetraut.
„Das ist gut." murmelte ich.

Die Sonne brannte heiss auf den Sand, vor mir flimmerte in hundert Metern Entfernung die Luft als wollte sie uns vor der kommenden Schlacht warnen. Und dennoch ritten wir seit fast einem Tag direkt darauf zu.
Ich drehte much auf dem verschwitzten Rücken meiner Stute um und liess meinen Blick über die Armee schweifen.
Sie war gross, tausende Männer, die ersten auf Pferden, danach die Fusssoldaten, marschierten mit vom Sand verschluckten Schritten entschlossen in den Kampf.
Ich fragte mich immer wieso Menschen für etwas wie Land, Titel oder Geld und Ruhm in die Schlacht zogen, die mit ihnen gar nichts zu tun hatte. Vielleicht war es Angst, oder sogar Loyalität.
Die Männer trugen lederne Brustpanzer und Beinschienen, Helme trugen nur die Reiter. Auf den Pferden waren kleine hölzerne Käfige angebracht.
Hunderte davon.
Darin sassen laut dem König, der das Kommando seinem Oberbefehlshaber überlassen hatte und lieber am Schluss ritt, Falken die darauf gezüchtet worden waren, den Feind zu attackieren.
Ab und zu hörte man empörtes Krächzen, wenn die Pferde im Sand einknickten und es einen Ruck in den Käfigen gab, aber ansonsten war es sehr still.
Ich ritt an vorderster Front mit, neben dem Mann der die Armee leitete.
Ein dichter Bart umgab den älteren Mann im Gesicht und ich fragte mich, wo wohl sein Mund geblieben war.
Schweiss rann die einzelnen Haare hinunter und tropfte von seinem Bart auf den Sattel.
Es war brennend heiss und auch ich sehnte mich nach einem kühlen Bad in Anatho.
Doch das musste jetzt warten.
„Wir sind gleich da Majestät. Ihr solltet euch zum Ende des Zuges zurückfallen lassen."
Empfahl mir der ältere Mann respektvoll.
Ih schüttelte nur den Kopf.
Dieses Mal trug ich nichts wertvolles in mir. Also musste ich auch auf nichts acht geben.
„Nein, ich will es sehen."
Etwas verwirrt blickte mich der Mann an, während unsere Pferde in Schritttempo nebeneinander die Hufe auf den Sand prasseln liessen.
„Aber Hoheit, eine Schlacht stinkt, ist schmutzig und voller Schmerzen."
„Ich kann das aushalten, falls dies eure Sorge ist."
Meinte ich unberührt. Wenn er bloss gewusst hätte das ich nicht mein ganzes Leben lang in einer Königsfamilie gelebt hatte.
„Wie ihr meint."
Er nickte nur und liess mich in Ruhe. Gut so, ich mochte den Mann.
Ich zeigte mich gelassen, doch als wir die Anhöhe erreichten, von der der Sand langsam herunterrasselte und den Blick auf das weite Tal frei machte, begann mein Herz schneller zu klopfen.
Ich hörte bereits von hier das Geschrei der Verwundeten und das klirren von Waffen die gegeneinander geschlagen wurden.
Die Haare auf meinen Armen stellten sich auf und mir wurde trotz der enormen Hitze eiskalt.
Dann hatte ich die Anhöhe erreicht und konnte das Schlachtfeld überblicken.
Und das war es auch. Ein Feld aus Toten und verschwitzten Männern, die auf blutgetränktem Boden versuchten den jeweils anderen nieder zu ringen.
Oftmals drückten sie damit tote Körper ihrer Mitkämpfer tiefer in den Boden.
„Der Krieg ist erbarmungslos."
Meinte der Oberbefehlshaber, als er neben mir auftauchte und ebenfalls versuchte, den Verlauf der Schlacht zu analysieren.
„Das Leben auch."
Antwortete ich nur und ignorierte den nachdenklichen Blick, den er mir schenkte.
Ich suchte unter all den Männern die sich dort unten tummelten nach Asher. Natürlich vergebens, von hier oben würde ich ihn nie erkennen können.
Aber ich spürte dass er da unten war. Und dass er lebte.
Ich wollte nicht mehr länger warten.
Ich drehte mich zurück und hob die Hand als Zeichen.
„Blast zum Angriff!"
Schrie ich so laut ich konnte und der Befehl wurde tausendfach wiedergerufen.
Dann wandte ich den Kopf wieder der Schlacht zu.
„Harre aus mein Liebster, jetzt bin ich da."

Was haltet ihr von Dayas Auftritt? Und ist es intelligent, sich gleich an vorderster Front zu befnden? Oder sucht sie womöglich sogar die Gefahr? Bin gespannt über eure Meinungen meine Sternchen love

Daya-Reihe *beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt