3 باب

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Als ich durch die schmalen Gassen der Stadt ritt, flankiert von Muhammad und den anderen Krieger, Ash an der Spitze bemerkte ich wie das Treiben inne hielt.
Die Frauen die die Wäsche an dünnen Seilen aufhängten liessen ihre Hände sinken.
Kinder die lachend umher gerannt waren und ihre schmutzigen Hände an den Hausmauern abgestützt hatten blieben stehen.
Männer die mit ihren schweren Hämmern auf die Schwerter aus glühendem Stahl einschlugen, hoben den Blick von ihrer Arbeit.
Sogar die Alten streckten ihre Köpfe aus den Fenstern der kleinen Häuser.
Erwartungsvoll.
„Wieso starren sie uns an?"
Fragte ich Muhammad leise und an seiner Stimme konnte ich hören dass er bedrückt war.
„Sie hoffen auf gute Nachrichten. Wenn ein Feind vor den Stadtmauern lagert, spricht sich das herum."
Ich schluckte und liess den Blick über die Menschen in den schlichten braunen Kleidern schweifen. Keiner war dünn, alle wohlgenährt und mit einem Funkeln in den Augen.
Ich stellte mir vor wie es aussähe wenn sie auf die Knochen abgemagert waren und kein Lebensfunke mehr in ihren Körpern steckte.
Soweit durfte es nicht kommen.
„Ich kann ihnen nicht sagen, dass es schlecht gelaufen ist, oder?"
Kaum merklich schüttelte mein Begleiter den Kopf.
„Nein. Aber dass keiner von uns verletzt ist gibt ihnen Hoffnung. Und diese brauchen sie."
Ich nickte langsam und knetete den Stoff meines braunen Kleides, in welchem ich mich kaum von einer einfachen Arbeiterin unterschied.
Mit hallenden Schritten trug mich mein Pferd die Gassen hinauf und in die Richtung des goldenen Palastes, an dem noch immer die grünen Ranken ihren Weg zur Sonne suchten.
„Ja. Wir alle brauchen Hoffnung."

Als ich verschwitzt und mit einem flauen Gefühl im Bauch durch die Gänge schritt, hielt ich Ashers Hand so fest als würde ich sie gleich zerdrücken.
„Daya, was ist los?"
Fragte er sanft und drehte mich zu sich.
Langsam strich er über mein Gesicht und ich schloss die Augen.
„Ich will dass du mich festhältst und nie wieder loslässt."
Flüsterte ich und er grinste schief. So wie er es immer getan hatte.
„Du weisst nicht wie gerne ich das tun würde."
Ich nickte und biss mir auf die Lippen.
„Ich habe Angst Ash. Ich kann dich nicht verlieren."
Flüsterte ich und drückte den Kopf gegen seine Brust.
„Das wirst du nicht. Niemals. Es wird alles gut, die Perser gewannen viele Schlachten, doch wir Araber gewannen mehr. So wird es wieder sein, wir werden siegen."
Ich nickte und hätte ihm zu gerne geglaubt.
Allerdings hatte ich die Armee mit eigenen Augen gesehen.
Die weissen Zelte die sich bis zum Horizont erstreckten, wo die Sonne sie zu verschlucken schien.
„Majestät? Ihr habt mich gerufen?"
Ich löste mich von meinem Gemahl, der den Blick von mir löste und nichte.
Kaya, ohne die Augen schmachtend von meinem Mann zu lassen, knickste und ich presste die Zähne zusammen.
Ich musste aufhören so eifersüchtig zu sein.
Ich hatte keinen Grund dazu, denn ich vertraute Ash.
„Ja, die Königin ist müde, wascht sie und helft ihr sich anzuziehen."
„Kommst du nicht mit mir?"
Ich sah fragend zu Ash und er schüttelte den Kopf, sodass ihm eine Strähne in die gebräunte Stirn fiel.
Ich strich sie eilig zurück.
Er nahm meine Hand und küsste sie langsam.
„Ich muss einen Krieg planen, und ich muss meinen Vater kontaktieren."
Ich verzog das Gesicht. Seinen Vater der mich hatte umbringen lassen wollen und Ashs Mutter verbannt hatte, die nun hier am Hofe lebte.
„Ich weiss was du denkst. Und dennoch ist er sehr Kriegserfahren und besitzt viele Männer. Genauso wie Aleens Mann. Wir werden sie alle brauchen."
Ich nickte nur.
„Du tust was du tun musst, doch heute Abend speisen wir zusammen, ja?"
Er nichte und ich stellte mich auf die Zehenspitzen.
„Und danach..."
Leise und unhörbar flüsterte ich ihm etwas ins Ohr und er grinste breit.
„Ich denke ich werde mich beeilen müssen."
Ich lächelte und liess ihn mich auf die Wange küssen, bevor er weg schritt.
„Tu das."
Murmelte ich dann und seufzte leise.
Dann folgte ich Kaya zu den anderen Zofen, welche bereits die Badewanne mit nach Lilien duftendem Wasser gefüllt hatten und Tücher und mit Ölen gefüllte Fläschchen bereit hielten.
„Hilf mir bitte hier raus."
Murmelte ich und sofort half mir Kaya, den braunen verschwitzten Stoff loszuwerden.
Als er an meinem Körper entlang zu Boden fielen fühlte es sich an als könne ich das erste Mal seit meinem Aufbruch wieder richtig einatmen.
Langsam stieg ich in die Wanne. Zuerst mit einem, dann mit dem zweiten Bein, bevor ich mich ins Wasser gleiten liess.
Sofort begannen die Zofen meine Haare zu waschen und meinen Körper mit wohlriechenden Düften zu säubern.
„Wie ist es verlaufen, Hoheit?"
Wagte Kaya zu fragen, während sie meine Fingernägel von Dreck befreite und ich den Kopf an den Rand der Messingwanne lehnte.
Durfte ich darüber sprechen? Wahrscheinlich nicht, doch die Nachricht von einem bevorstehenden Krieg würde sowieso bald die Runde machen.
„Nein. Der persische neue König ist auf Land aus. Und auf Rache. Er wird nicht abziehen."
Mit grossen, neugierigen Blicken löcherten mich Kayas dunkelbraune Augen.
„Wieso denn Rache? Hat König Asher ihn verärgert?"
Ich schüttelte langsam den Kopf.
„Ich war ihm versprochen und habe ihm meine Hand verweigert. Diese Demütigung wird er nicht vergessen."
Es wurde kurz ruhig und alle hielten inne, um Blicke auszutauschen. Wortlos.
Trotzdem fühlte ich mich verurteilt. Ich wusste was sie dachten. Es war meine Schuld. Dasselbe dachte ich auch. Doch mir fiel kein Weg ein, den Krieg zu verhindern.
„Ich möchte raus."
Meinte ich, als das Schweigen zu unangenehm wurde und sofort hielten sie mir die Tücher entgegen und trockneten meinen Körper ab, als ich mich tropfend aus der Wanne erhob.
„Hier," meinte Kaya.
„Zieht das an."
Ein weisses Kleid, leicht und unschuldig hielt sie mir entgegen. Es war bestickt mit silbernem Schmuck, der sich in feinen Ranken die Ärmel hinab schlängelte.
Wunderschön.
„Von wem ist das?"
Fragte ich sie.
„Es ist für euch."
Ich runzelte die Stirn.
„Aber von wem."
„Die Mutter des Königs hat es für euch sticken lassen. Sie sagt es spiegle eure Seele wieder, Majestät."
Ich musste lächeln und wurde gleichzeitig traurig.
Ich hatte die Mutter von Ash schon viel zu lange nicht mehr besucht.
Ich schämte mich als mir einfiel, dass sie hier niemanden kannte und die meiste Zeit alleine im Garten spazierte, ausser wenn Ash oder ich sie begleiteten.
Trotzdem lächelte sie immer.
Strich über die Blüten, als ob sie sich so öffnen würden.
Sie war eine herzensgute Frau.
„Ich möchte sie besuchen."
Forderte ich, als mir Kaya in das weiche Kleid half und dann vorsichtig den weissen, langen Schleier um mein Gesicht legte, der mir weit über den Rücken hing.
„Ihr sehr wunderschön aus, meine Königin."
Ich lächelte.
„Ich danke dir."
„Doch ich sollte euch an das Treffen bei der Hebamme erinnern. Jeden Tag wenn die Sonne untergeht, habt ihr es vergessen?"
Ich biss mir auf die Lippen.
„Dann werde ich die Königin später besuchen."
Ich nannte sie noch immer so, denn für mich war sie die weiseste Königin die jemals gelebt hatte.
„Wie Ihr wünscht; Majestät."
Ich betrachtete mich im Spiegel und tastete meinen Busen ab.
„Ruft Amora, sie begleitet mich sonst immer, ich möchte dass sie dabei ist."
„Natürlich."
Sofort eilte eine Zofe mit gebückter Haltung aus meinen Gemächern.
Wenig später kehrte sie mit Amora zurück und nach einer innigen Umarmung brachen wir auf.
Sie wusste schon wie das Treffen ausging, Muhammad hatte es ihr wohl erzählt.
„Mach dir keinen Kopf, Asher hat gute Kriegsführer und weiss wie man einen Krieg führt. Es wird alles gut gehen."
Meinte sie aufmunternd, als wir einige Gänge gelaufen waren und an die Türe der Hebamme klopften, die sich hier niedergelassen hatte.
„Danke."
Meinte ich und betrachtete das geflochtene, starke Haar meiner dunkelhäutigen Freundin.
Sie wirkte so stark und unbezwingbar, als hätten die schrecklichen Dinge in ihrem Leben keine Spuren hinterlassen.
Doch unter ihrem schönen Kleid steckten wie auch bei mir unzählige Narben.
Unsere Männer liebten uns dafür, wir hassten sie.
„Eure Majestät, pünktlich wie immer."
Begrüsste mich die Frau mit schütterem grauen Haar, welches sie zu einem Knoten hoch gesteckt hatte.
Ihre Gesichtszüge waren faltig und voller Zuneigung.
„Seid gegrüsst."
Meinte ich und trat ein.
Die Wachen blieben natürlich draussen.
Das hier war Frauenangelegenheit.
Ihr türkis farbiges Tuch, welches sie um ihr graues Kleid geschlungen hatte, fiel ihr über die Schultern, als sie die Liege für mich vorbereitete.
Sie klopfte das Kissen am einen Ende weich und wies dann darauf.
„Bitte Majestät, nehmt platz."
Ich lächelte kurz und etwas gequält und liess meinen Blick erneut durch den Raum schweifen, bevor ich mich hinlegte.
Eine karge Einrichtung, in einem kleinen Nebenraum ihr Schlafgemacht, hier nur einige Stühle und diese Liege.
Ein Tisch mit einer Schüssel Wasser und Tüchern stand bereit, mehr nicht. Sie arbeitete bescheiden, doch sie war gut. Hatte man mir gesagt.
Ich legte den Kopf auf das Kissen und Amora stellte sich neben mich und drückte ermutigend meine Schulter.
„Wie fühlt ihr euch heute? Habt ihr euch angestrengt, meine Königin?"
Fragte die ältere Frau, während sie meine Beine auseinander schob und sich langsam vortastete.
Ich verzog das Gesicht, es tat etwas weh.
Amora drückte sofort meine Schulter.
„Etwas, ich habe einen langen Ritt hinter mir."
Antwortete ich wahrheitsgemäss und von ihr kam nur noch ein konzentriertes Murmeln.
„Eure Blutung, ist es bald wieder an der Zeit?"
Ich nickte.
„In einigen Tagen."
Sie nickte und drückte meine Beine wieder zusammen um danach die Hände in der Schüssel zu waschen.
„Darf ich?"
Sie deutete auf meinen Bauch und wie die anderen Male zuvor liess ich es zu, dass sie mein Kleid soweit hoch zog bis mein Bauch frei lag.
Sie reagierte nicht auf die Narben, die meine bronzene Haut prägten, das rechnete ich ihr hoch an.
„Falls es schmerzt, sagt es mir einfach."
Ich nickte und versuchte, regelmässig zu atmen.
Sie drückte auf allen Seiten meines Bauches herum und tastete sich dann an meinem Becken entlang.
Dann zog sie ihre Hände zurück und lächelte mir kurz zu.
„Ihr könnt euch wieder aufrichten."
Ich tat wie mir geheissen und zog das Kleid wieder über meine Beine.
Am liebsten wäre ich einfach wieder aus dem Raum
gestürmt, wie all die anderen Male, doch Amora hielt mich zurück.
„Und?"
Fragte sie an meiner Stelle und drückte meinen Arm.
Die ältere Frau setzte sich langsam, mit krummen Rücken auf den Stuhl und nickte dann langsam.
„Majestät, ihr trägt endlich ein Kind unter eurem Herzen."
Meinte sie dann und meine Lippen lösten sich aus ihrer starren Haltung.
„Was?"
Flüsterte ich und Amora quietschte vor Freude auf.
„Du hast es geschafft! Du hast ein Kind empfangen!"
Amora sprang um mich herum und umarmte mich dann.
Ihre Freude steckte mich an, auch wenn ich es nicht recht glauben konnte.
„Seid Ihr euch sicher dass ihr euch nicht irrt?"
Die Frau zuckte die Schultern.
„Bereits gestern hatte ich das Gefühl, jedoch war ich mir nicht ganz sicher. Aber ja, ihr erwartet ein Kind, meine Königin. Welch frohe Nachricht."
Sie lächelte und ich küsste ihre faltigen Hände.
„Danke euch."
Dann lief ich, so schnell mich meine Beine trugen aus dem Gemach in den Gang.
Hinger mir eine lachende Amora.
Der weisse Schleier wehte um mein Gesicht und ich strahlte aus vollem Herzen.
Meine Augen mussten funkeln wie Saphire, als ich an den Bediensteten vorbei rannte, mein Kleid angehoben und ohne jegliche majestätische Haltung.
Einige mussten ebenfalls lächeln, als sie mein helles Lachen hörten.
„Es ist wahr! Es ist wahr!"
Jauchzte ich und streckte die Hände in die Luft, während Amora schnell atmend zu mir aufholte.
„Ja meine teuere Freundin, das ist es. Ich freue mich ja so für dich!"
Ich spürte den Lebensgeist wieder in mir aufflammen.
Es war eine Nachricht die Hoffnung in mir weckte.
Die jeden Teil meines Körpers mit Glück erfüllte.
„Asher, ich muss es ihm sagen!"
rief ich aus und Amora hielt verwirrt an, sodass ich sie hinter mir zurück liess.
„Aber er ist doch in einer wichtigen Besprechung!"
Ich lachte übermütig und wirbelte in meinem Kleid einmal um mich selbst.
„Was schert mich die Besprechung!"
Rief ich dann lachend und rannte geradewegs auf den Saal zu, in welchem mein Gemahl sein Kriegstreffen abhielt.

Und? Freut ihr euch für Daya? also ich tue es, hoffentlich konntet ihr ihre Freude spüren und seid gespannt, wie sich die Geschichte weiterentwickelt!
Love you, meine treuen Sternchen
Tala

Daya-Reihe *beendet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt