Kapitel 41

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„Ich glaube..." Liam schien nach den richtigen Worten zu suchen. „Der Gedanke ist nicht komisch. Eher..." Wieder stockte er. Liam runzelte die Stirn und schien plötzlich traurig zu werden.

Ich habe nicht weiter nachgedacht, ich habe einfach gehandelt. Mit einem Schritt schloss ich die Lücke zwischen Liam und mir, wie ich es vorhin schon tun wollte. Dann machte ich noch einen Schritt und legte meine beiden Hände auf Liams Schultern während ich mich auf meine Zehenspitzen stellte. Liam stand erstarrt da und tat nichts. Als ich mein Kinn auf seine Schulter legte, holte er kurz Luft und ich fühlte mich gleich noch mehr schuldig.

„Tut mir leid, ich wollte dir deine gute Stimmung nicht verderben", flüsterte ich. Liam legte den Kopf leicht schräg. Wahrscheinlich um mich besser verstehen zu können. Dann legte er plötzlich seine Arme um meine Taille und seufzte.

„Schön", murmelte er.

„Schön? Was meinst du?"

„Der Gedanke von einem Haus mit 2,4 Kindern und einer treuen und mich liebenden Ehefrau. Er ist schön."

Ich musste lächeln. „Natürlich ist er das." Selbst wenn ich Beziehungen noch immer für mich als sehr schwierig ansah, fand ich den Gedanken daran trotzdem schön.

„Ich wünschte, so würde meine Zukunft aussehen." Liams Umarmung wurde fester.

„Wieso sollte sie so nicht aussehen? Gut ich stelle mir vor, dass 2,4 Kinder zu haben, schwierig werden kann, aber..." Ich spürte mehr wie Liam lachte, als dass ich es hörte.

„Ich meine glücklich sein. Diese Zukunft würde mich glücklich machen," erklärt Liam ernst.

„Wieso sollte es dann nicht deine Zukunft sein?", fragte ich nun auch traurig. Liam hielt mich weiterhin fest, während ich mich an ihn lehnte. Er seufzte. „Weil..." Liam schluckte. „Weil ich nicht glaube, dass wir je diese Zukunft haben werden."

Ich hielt den Atem an. Hatte Liam gerade wirklich wir gesagt? Ich löste mich ein Stück von ihm. Aber nur soweit, dass ich Liam in die Augen sehen konnte. Er lächelte, doch seine Augen waren so tief traurig, dass sich mein Herz schmerzhaft zusammenzog. Ich atmete zitternd ein und wollte fragen, ob er das wir so meinte, wie ich es verstanden hatte, doch ich hatte Angst, dass er doch nicht von uns beiden sprach. Dieses Mal würde ich meine Gefühle nicht verstecken können.

„Du hast so eine Zukunft verdient, Natalie. Ich weiß, dass du immer sagst, eine Beziehung sei gerade nichts für dich. Aber ich weiß auch, dass du dir diese Zukunft ebenso wünschst wie ich."

Unweigerlich stiegen mir Tränen in die Augen. Zu meiner Überraschung wurden auch Liams Augen glasig. „Ich will ehrlich sein. Wenigstens einmal."

„Ehrlich?", wiederholte ich verwirrt. Was meinte Liam damit?

Er nickte, während er seine Umarmung verstärkte. „Ich wünschte, diese Zukunft würde uns gehören. Dir und mir. Zusammen", gestand er flüsternd. Eine Träne lief mir über die Wange. Liam atmete zitternd ein und aus. Sein Blick ging unruhig umher. Und je unruhiger er wurde, desto mehr fand ich mein Gleichgewicht wieder.

Ich legte meine Hand an Liams Wange. Er zuckte kurz erschrocken zusammen, weil er mit dieser Berührung wohl nicht gerechnet hatte. Mir war bewusst, dass Liam an all die Hindernisse dachte, die uns umgaben. Und ich kannte noch ein paar mehr, die mich selbst betrafen, aber keiner kannte.

Zärtlich strich ich daher mit dem Daumen über Liams Schläfe. Ihm fielen die Augen zu während er einmal tief einatmete und sein Gesicht leicht gegen meine Hand drückte als wollte er die Berührung intensivieren.

Mein Daumen wanderte von Liams Schläfe zu seiner Wange, hinunter zu seinem Kinn, wo mich ein paar seiner Bartstoppeln kitzelten. Liam schien die Berührung zu genießen, denn er hielt noch immer die Augen geschlossen. Seine Gesichtszüge waren vollkommen entspannt während ich ihn einfach nur ansah und genoss, dass Liam mochte, was ich tat.

Solange ich bei dir binWhere stories live. Discover now