Kapitel 5

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Bei dem Throne-Anwesen angekommen, öffnete der Chauffeur die Tür seiner 'Milady', welche sichtlich angespannt den Steinweg zur Eingangstür der Residenz lief. Die Butler machten ihr die Tür auf und sie trat ein. Im prunkvollen Flur stand ihr Stiefvater bereits und lächelte sie leicht an. Man konnte sich zwar streiten, ob es ein echtes Lächeln war, jedoch existierte es nun mal. Dies war offensichtlich zu sehen. Auch Lucy setzte ein Lächeln auf, um die Etikette des guten Hauses zu bewahren.
"Guten Tag, Stiefvater. Wie ist es dir heute ergangen?"
Er rückte sein Jackett zurecht und begab sich zu ihr, um ihren Arm in seinem einzuhaken und in den Speisesaal zu gehen, in welchem der Esstisch bereits gefüllt war mit allerlei Dinge, die man womöglich in zwei Wochen noch nicht aufgegessen hätte.
"Exzellent, danke der Nachfrage. Ich hoffe, dein erster Schultag an der neuen Schule war dies ebenfalls?"
Sie bejahte dies höflich und setzte sich auf den Stuhl an die eine Seite des Tisches. Ihr Stiefvater setzte sich an die andere. "Vorzüglich. Deine Mutter wird sich freuen, wenn sie dies hört. Auch wenn ich nicht verstehen kann, dass sie dich auf so eine primitive Schule gehen lässt, wobei es in der Gegend so hervorragende Gymnasien gibt. Deine Schule ist sechzig Minuten von hier entfernt. Aber nun denn, solange es dir gefällt."
Sie aßen ruhig ihre Speisen, ehe sich die Blondhaarige entschuldigte und sich in ihr Zimmer begab. Erschöpft von der ganzen edlen Attitüde, schmiss sie sich auf ihr Prinzessinnenbett und schloss die Augen.
Wie konnte sich Mama nur in den verlieben? Sogar Vater war besser.
Mit dem Gedanken schlief sie ein.

Nach einer Weile kam ihre Mutter herein und weckte Lucy mit einem sanften Kuss auf die Stirn.
"Lucy, wach auf. Du musst dich noch frisch machen, bevor du schlafen kannst. Hopp Hopp!"
Müde rieb sich die Stellargeistmagierin die Augen und nickte, ehe sie aufstand und ihre Schlafkleidung nahm, um sich zu duschen. Während sie duschte, überlegte sie sich Tausende von Möglichkeiten, wie sie Natsu ansprechen konnte, jedoch war eine schlimmer als die andere. Seufzend begab sie sich aus der Dusche und trocknete sich ab, bevor sie sich anzog, ihre Zähne putzte und müde ins Bett fiel.

Am nächsten Morgen machte sie sich fertig und nahm sich vor, einfach ganz normal zu dem Rosahaarigen zu gehen und mit ihm zu reden. Der Rest würde höchstwahrscheinlich eh nach hinten losgehen. Leichte Kopfschmerzen machten sich bemerkbar.
Vermutlich, weil ich gestern noch zu lange gegrübelt habe, was ich Natsu sagen könnte. Letztendlich habe ich mich doch für die einfachste Variante entschieden: Ihn einfach darauf anzusprechen.
Leicht lachend ging sie hinunter und nahm sich ihre belegten Schulbrote und ein Wasser, ehe sie zur Bushaltestelle ging und nach ein paar weiteren Minuten auch in den Bus stieg.

Nachdem sie in der Schule ankam, bekam sie von den Seiten bereits seltsame Blicke, die ihr eine unangenehme Gänsehaut über den Rücken jagte. Egal wo sie lang ging, überall schenkten die Schüler ihr diese Blicke, die sie, wie in ihren vorherigen Schulen, versuchte zu ignorieren. Als sie vor ihrem Spind stand, nahm sie leicht ängstlich den pinken Zettel ab, der dran klebte und las sich die daraufstehenden Worte immer wieder durch.

"Verpiss' dich, Prinzesschen!"

Sie schloss ihre Augen und atmete tief durch. Von ihren Seiten hörte sie etwas wie 'Diese reichen Leute halten sich immer für etwas Besseres und schauen auf einen hinab', 'Reiche Tussen sind die Schlimmsten', 'Sicherlich lässt sie sich die schwarzen Lackschühchen von ihren Bediensteten sauber lecken, um sie danach wieder in den Mist zu werfen' oder 'Die haben alle Aufmerksamkeitsprobleme und geben mit ihrem Geld an'. Ihr Herz begann schneller zu schlagen und sie wollte am liebsten gar nicht erst in ihren Spind gucken. Doch sie musste sich nun mal auf die erste Stunde vorbereiten, also führte kein Weg dran vorbei.
Augen zu und durch.
Sie atmete ein letztes Mal tief durch, ehe sie den Spind aufriss und geschockt aufschrie. In ihrem Spind lag eine tote, alte, Ratte, deren Blut bereits von Lucy's Schulbüchern aufgesaugt worden war. Es stank wie Hölle, sodass die Stellargeistmagierin mit ihrer aufkommenden Galle zu kämpfen hatte.  Sie spürte, wie ihr Tränen die Wangen hinunterliefen, als sie sich auf die Knie sacken ließ und ihr Gesicht in ihren Armbeugen versteckte.

Lisanna lächelte finster, während sie von der hintersten Ecke des Flures zusah.
"Das wird spaßiger als ich dachte."

Lucy wiegte sich auf ihren Knien hin und her. Sie spürte, wie die anderen Schüler bereits begannen, Getränkeflaschen oder Papierkugeln nach ihr zu werfen. Sie hörte das Gelächter der Schüler. Sie fühlte die Stärke der Schülergruppe, gegen die sie nicht alleine ankam.
Es wiederholt sich... Mama... Natsu... Es wiederholt sich...
Plötzlich bemerkte sie, wie die Schüler zu tuscheln begannen und aufhörten, nach ihr zu werfen, bevor sich eine Hand auf ihre Schulter legte.
Diese Wärme... Natsu...?
Sie schaute langsam auf und erblickte das ernste Gesicht von dem Rosahaarigen. Dieser begann jedoch aufmunternd zu lächeln, als sie sich in die Augen schauten. Er hielt ihr seine Hand in und half ihr aufzustehen. Ihre Tränen flossen immer noch, welche er mit seinem Daumen sanft wegwischte.
"Weine nicht. Sie sind es nicht wert. Die machen das alle doch nur, weil sie nicht alleine dastehen wollen. Nimm es dir nicht zu Herzen, okay?" Sie nickte immer noch leicht überrascht und erwiderte sein Lächeln. Sein Grinsen wurde breiter und er wuschelte ihr durch ihre Haare.
"Ich sage dem Hausmeister Bescheid, er wird deinen Spind säubern. Also sei nicht geknickt, hm?"
Sie nickte erneut und umarmte ihn kurz.
"Danke... Natsu."

When I Saw You Again [NaLu]Where stories live. Discover now