Hier komme ich! Macht Platz für Izzy, die Anti-Prinzessin! ~ Teil 1

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 Vielleicht hätte ich es pünktlich schaffen können, wenn ich mich beeilt hätte, aber ... ich wollte einfach nicht. So einfach ist das. Es ist doch sowieso so viel schöner, wenn man als Letzte zum Abendessen erscheint, direkt alle Blicke auf einem liegen und die eigene Mutter sich das abfällige Schnauben nicht verkneifen kann. Und das Tüpfelchen auf dem i bildet der unerwartete Besuch, von dem meine Eltern mir nicht einen Ton gesagt haben.

»Isabella!«, empört sich meine Mutter, als ich in den Speisesaal komme. »Das Abendessen gibt es um neunzehn Uhr, seitdem du auf der Welt bist. Du solltest das wissen. Außerdem ist eine ...«

»... Prinzessin immer pünktlich, ich weiß«, beende ich ihren Satz, setze ein Grinsen auf und lasse mich auf meinem Platz nieder. So sitze ich dem Fremden direkt gegenüber. Obwohl ich glaube, dass ich ihn von irgendwoher kenne. Er ist in etwa in meinem Alter, höchstens Anfang zwanzig, hat kurzes dunkelbraunes Haar und trägt einen grauen Anzug. Sein Lächeln macht ihn auf der Stelle sympathisch. Vielleicht ist er mir auf irgendeiner Feierlichkeit hier im Palast über den Weg gelaufen, als ich mich in die Küche geschlichen habe, um mir etwas zu essen zu holen, was mich tatsächlich satt macht.

»Und wieso bist du es dann nicht? Ich habe Caroline vor einer Viertelstunde zu deinen Gemächern geschickt.«

»Ich weiß. Sie war auch da und hat mich gerufen, aber ich dachte mir, dass Regeln noch nie so mein Metier gewesen sind. Außerdem hat man immer den größten Auftritt, wenn man zu spät kommt«, erkläre ich noch immer grinsend, was meinem Bruder ein amüsiertes Lachen entlockt.

Mom wirft ihm einen strengen Blick zu, woraufhin er auf der Stelle wieder still ist und seine Haltung korrigiert. »Wer hat denn das gesagt?«, will sie daraufhin von mir wissen und rümpft abfällig die Nase.

»Das ist eine ungeschriebene Schulball-Weisheit, Mom. Hat mir Jo, Saras Gastschwester, erklärt. Sie war praktisch auf jedem Ball im letzten Schuljahr zu spät und hat damit immer den perfekten Auftritt hingelegt. Ich dachte, ich probiere das auch mal aus. Und siehe da, es funktioniert.«

Darauf weiß meine Mutter nichts zu erwidern, dabei sollten Königinnen mehr noch als Prinzessinnen darauf achten, niemals sprachlos zu wirken.

Martin findet das immer noch ziemlich lustig und mein Vater hält sich dezent heraus. Als König hat er genug um die Ohren und will sich nicht noch in den nie endenden Streit zwischen seiner Frau und seiner Tochter einmischen. Dass er aber dafür war, mich zu verleugnen, trifft mich dennoch. Nun gut, das ist ein Thema für ein anderes Mal.

Ohne auf die Aufforderung meiner Eltern zu warten, bediene ich mich an der reich gedeckten Tafel und lade mir den Teller mit Rinderfilet, Kartoffeln und etwas Salat fürs Gewissen voll, bevor ich zu essen beginne. Meine Familie hat augenscheinlich auf mich gewartet und vor allem meine Mutter findet es überhaupt nicht toll, dass ich einfach schon mal angefangen habe. Aber hey, wenn sie mich zu einer Bürgerlichen machen will, soll sie sich nicht wundern, wenn ich mich auch wie eine benehme.

Nach dem ersten Bissen wende ich mich an den jungen Mann, der ebenfalls ein Schmunzeln auf den Lippen hat. »Und du bist ...?«

»... zutiefst überrascht«, antwortet er. Tja, manche Menschen sehen nicht nur sympathisch aus, sondern klingen auch noch so. Er ist einer von ihnen. »Ich hätte nicht gedacht, dass Ihr so ...«

»... unerzogen seid?«, vermute ich, denn es wäre nun wirklich nichts Neues. »Komm schon. Sag es. Ich bin es gewohnt.«

»Aber das wollte ich gar nicht sagen. Ich finde es tatsächlich sehr erfrischend, mal eine Prinzessin kennenzulernen, die so unbekümmert wirkt wie Ihr.«

College Princess. Bürgerlich verliebt (XXL-Leseprobe)Where stories live. Discover now