Freitag - 3.3 - Kreativität auf Knopfdruck ...

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Mit feineren Feilen nähern sie sich dann ihren Vorstellungen an

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Mit feineren Feilen nähern sie sich dann ihren Vorstellungen an. Aus den Steinen wachsen langsam runde, organische oder eckige, graphische Formen heraus. Ich finde immer wieder genial, dass am Ende keine zwei Steine gleich aussehen. Als die groben Formen zu erkennen sind, stecken sie ihre Steine nochmal ins Wasser. Manchmal kann man erkennen, dass sich eine andere Farbe wie ein Band durch den Stein zieht, im Grunde wie bei einem mehrfarbigen Kiesel. Nach einer 3/4-Stunde sind alle soweit mit der Form zufrieden und beginnen, mit Schmirgelpapier ihre Steine glatt zu schleifen. Jetzt folgt die Fleißarbeit. Das dauert!

Die ganze Zeit haben sich Gespräche ergeben über das, was sie da tun

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Die ganze Zeit haben sich Gespräche ergeben über das, was sie da tun. Sie staunen über die kleinen Berge von Steinstaub vor ihnen auf dem Tisch. Sie bewundern gegenseitig ihre Werke. Sie geben sich Ideen. Sie entspannen dabei und genießen es. Manche Formen sind etwas verwinkelt, so dass es nicht einfach ist, die Innenseiten zu schmirgeln, aber mit Geduld und Spucke ist alles möglich.
Namjoon, was wird das?"
„Ein Mikrokabel???"
"Nö, das ist bestimmt ein Regenwurm."
„Ts. Das soll eine Schlange werden!"

Mit viel Phantasie werden dabei Nasen, Wolken, Kaninchen und Bananen identifiziert, was in der Regel zu wildem Protest des Besitzers führt, einfach, weil der sich was ganz anderes drunter vorgestellt hat

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Mit viel Phantasie werden dabei Nasen, Wolken, Kaninchen und Bananen identifiziert, was in der Regel zu wildem Protest des Besitzers führt, einfach, weil der sich was ganz anderes drunter vorgestellt hat.
„Höhö, Jin macht grade Supermarios Hut!"
„Ich finde, das sieht eher aus wie ein Kochtopf."
"Ya, ihr respektlosen Nichtsnutze! Das ist ein Glückskeks!"
„Mit Griff dran???"
„Das ist doch der Aufhänger, du Blindfisch!"

Es gibt auch viel Gelächter, weil einige Zwischenstadien echt lustig aussehen oder ganz lange gar nichts zu erkennen ist.
„Yoongi, bist du unter die Bäcker gegangen?"
„Wieso?"
„Du produzierst nur Steinmehl."
„Kopp dicht! Das wird ein Stern-Anhänger fürs Ohr. Der muss so klein sein, sonst ist er zu schwer."

Irgendwann geht das Lästern in Jammern über, als sie merken, WIE lange man polieren muss, bis der eigentlich so weiche Stein tatsächlich richtig glatt und geschmeidig wird.
„Ich glaube, ich werde irre! Immer, wenn ich drei Kratzer weggeschliffen habe, kommt ein neuer dazu!"
„Vielleicht solltest du mal deine Fingernägel schneiden???"
Autsch ...
„Sag mal, Tina, wie lange hast du eigentlich an dem Elefanten rumgeschmirgelt, dass der sooo glatt ist?"
„Och, bloß sieben Wochen lang jeden Tag eine Stunde Straßenbahn fahren und dabei die Hände nutzen."
Das war mir jetzt ein innerer Reichsparteitag, das musste einfach sein, zumal es der Wahrheit entspricht.
„Waaaaaas???" 

Nach zwei Stunden strecken die Jungs nach und nach die Waffen. Sie wollen zwar alle noch ein bisschen weiter polieren. Aber jetzt einfach nicht mehr.
„Der ist doch jetzt eigentlich schon ganz schön glatt, oder???"
*flöööt*
„Jaaa ..."
Ich dehne das "ja" extra lang und grinse.
„Wieso glänzt der dann noch nicht so wie deiner?"
„Weil der noch geölt werden muss. Und dafür solltest du dir sicher sein, dass du fertig bist."
„Nö, bin ich nicht. Mist! Dann muss ich ja noch weiter machen!"
Aber es zeigt sich, dass man zumindest Farbe und Maserung schon ganz gut erkennen kann, wenn man den Stein jetzt wieder ins Wasser taucht. Das motiviert neu. Alle schnappen sich ein paar Stücke sehr feines Schleifpapier und ihren Stein, bevor wir uns ans Aufräumen machen.

 Alle schnappen sich ein paar Stücke sehr feines Schleifpapier und ihren Stein, bevor wir uns ans Aufräumen machen

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„Guk, meinst du, dass du genug Material für ein Filmchen zusammen hast?"
Fragend schaue ich den Jüngsten an.
„Ich muss das erst sichten, aber ich denke schon. Das Material von zwei Kameras und deine Fotos zusammen geben sicher eine ganze Menge her. Damit schnappt er sich die drei Geräte und verschwindet ins Jungs-Zimmer zu seinem Computer. Nachdem am ersten Tag das Beruhigungs-Erklär-Video von Namjoon gelaufen war und am 2. Tag ein kurzes Ding übers ausgelassene 6-nimmt-Spielen - ohne den unangenehmen Schluss natürlich ... -, soll es heute Abend oder spätestens morgen die Kreativeinheit zu sehen geben.

Alle anderen verschwinden auch wieder, und es wird ungewohnt still im Erdgeschoss. Ich nutze die Pause, um durchzuatmen und nachzudenken. Uns vier Deutschen geht es ja eigentlich gut. Wir haben unsere Aufgaben, kümmern uns um unsere Gäste und haben immer wieder viel Spaß, weil die sieben Koreaner nicht nur Höflichkeit und Kreativität sondern auch eine gehörige Portion umwerfenden Humor mitgebracht haben. Meine Gedanken bleiben aber immer wieder daran hängen, dass drei von ihnen bereits in der kurzen Zeit massive Durchhänger hatten bzw. haben. Ich bete, dass die anderen nicht in ihre Fußstapfen treten. Da meldet sich eine innere Stimme energisch zu Wort.
"Schau nicht weg, nur weil du Frieden willst!" Soifz. Stimmt ja, ich sollte sie alle im Blick haben. Wenn ich genau hinschaue, kann ich vielleicht verhindern, dass noch mehr von ihnen unter der Anspannung in die Knie gehen. 

Ich spiele sie im Geiste durch: Namjoon wirkt sehr stabil. Er ist zwar etwas im Stress wegen der ewigen Übersetzerei und fühlt sich auch für alle verantwortlich. Aber er zweifelt jedenfalls nicht an sich selbst. Wir haben viel miteinander zu tun wegen der ganzen Übersetzerei, und manchmal haben wir Momente, wo es sich anfühlt, als ob unsere Hirne im Gleichklang schwingen. Die Gespräche mit ihm machen viel Spaß und nachdenklich zugleich. Und dieses „Futter fürs Hirn" tut uns glaube ich beiden sehr gut.

Taehyung scheint mit sich völlig im Reinen zu sein. Er sorgt gut für sich, macht nur, wozu er Lust hat und ist für jeden Spaß zu haben. Außer der Sorge um Jimin, die ihn ziemlich mitnimmt, und dem Dämpfer wegen Yoongi scheint ihn die Situation nicht sonderlich zu belasten. Ich mag ihn riesig, weil seine Mischung aus riesengroßem Herz, schrägem Humor und gesundem Egoismus echt originell und angenehm ist.

Hoseok ist der Bilderbuch-Sonnenschein, als der er immer dargestellt wird. Nichts scheint seine Laune trüben zu können. Er bekommt häufig Anrufe von seiner Familie aus Korea, was ich ziemlich teuer und übertrieben finde. Aber da ist ja nichts Beunruhigendes dabei. Er sieht, versteht, gleicht aus und findet seine Wege, um seinem Bewegungsdrang gerecht zu werden.

Mit Jin stehe ich zwar immer wieder in der Küche. Aber er ist – vorher schon und auch jetzt – der Member von BTS, den ich am wenigsten einschätzen und verstehen kann. Ich kann es drehen und wenden – mit ihm verbinde ich nur das „Jin ist unser Koch", „ich bin der Älteste, habt gefälligst Respekt" und dieses idiotische „Worldwide Handsome", bei dem ich immer eine Gänsehaut bekomme und mich frage, ob Jin sich selbst wirklich nur darüber identifiziert.

 Ich nehme mir vor, die Pferde nicht scheu zu machen, einfach wachsam zu sein und alles Weitere auf mich zukommen zu lassen. Es besteht im Moment kein Grund zur Sorge, was diese Vier angeht.

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31.10.2018    -    23.3.2019    -    25.3.2020

Daydream  -  (BTS-FF)Where stories live. Discover now