«Alles okay bei dir?», sprach er mit leiser Stimme und legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. Sie wusste, dass er es gesehen hatte. Und sie Wusste, dass er sich Sorgen um sie machte. Bella schwieg und antwortete nicht auf seine Frage. Versuchte sich zusammenzuraffen, stark zu bleiben, nicht zu weinen. Es war zwecklos. Tränen flossen weiterhin über ihr Gesicht. Ihr Bruder zog ihr die Hände vom Gesicht und nahm sie sanft in seine starken Arme. Dabei sprach er ihr beruhigende Worte zu. Bella nahm dies nur am Rande ihres Bewusstseins wahr. Ihr Inneres kochte. Kochte vor Wut auf Cem, der ihr das angetan hatte. Kochte vor Wut, weil sie ihm nicht sagen konnte, was sie für ihn empfand. Kochte vor Wut, weil sie ihm kein Kontrapunkt bieten konnte. Kochte vor Wut, weil sie ihm nicht ebenbürtig genug war. Kochte vor Wut auf sein ganzes Aussehen. Kochte vor Wut, weil sie ihre Gefühle ihm gegenüber nicht abschalten konnte.

«Ich möchte Sie ungern stören, aber die Besuchszeit ist um», riss eine fremde Stimme sie aus ihren Gedanken. «Sie können morgen wiederkommen. Vielleicht ist ihre Freundin bis dahin wach geworden und kann der Polizei, die wir natürlich über diesen Fall informiert haben, alles erzählen. Doch jetzt braucht sie Ruhe, um wieder zu Kräften zu kommen.»

Bella wehrte sich mit Händen und Füßen gegen den Rausschmiss aus dem Zimmer. Ayden sprach beruhigend auf sie ein, hob sie hoch und Trug sie aus dem Krankenhaus. Bella biss, kratzte, sträubte sich mit allen Mitteln. Jedoch brachte es rein gar nichts.

Als sie im Auto angelangt waren, setzte er seine Schwester behutsam auf den Beifahrersitz und legte ihr den Gurt an. Nach einer kurzen Weile stieg er auf der Fahrerseite ein und steckte den Schlüssel in das Zündschloss. Heulend sprang der Motor an. Sanft drückte Ayden aufs Gaspedal und fuhr in Richtung seines Hauses.

Ungefähr eine halbe Stunde später kamen sie an und sanft hob Ayden seine Schwester aus dem Wagen, da sie eingeschlafen war. Mit einer Hand verriegelte er den Mustang (Baujahr Zweitausendsechzehn) und ging – mit Bella auf seinen Armen – in Richtung ihres Heimes. Nachdem sie oben angelangt waren und Ayden die Tür aufgeschlossen hatte, brachte er seine Schwester in ihr Zimmer, ging in den Flur, schloss die Tür und verschwand danach wieder im Zimmer seiner Schwester, um ihr die Jacke und ihre Klamotten auszuziehen und ihr ihren Pyjama über ihren schmalen Körper zuziehen.

Nachdem er dies erledigt hatte, ging er ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein. Er konnte jetzt nicht schlafen gehen. Nicht, wenn seine Schwester einen unruhigen Schlaf hatte. Er musste für sie da sein, ihr beistehen. Sie beruhigen, sie trösten, sie aufmuntern, sie zum Lachen bringen, ihr wieder auf die Beine helfen.

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Der Morgen brach an, als Bella ihre Augen schlagartig öffnete und aus dem Bett sprang. Mit schnellen Bewegungen zog sie sich ihren Pyjama aus und schnappte sich ihre Klamotten, um diese in Millisekunden überzuziehen. Sie musste zu Melek! Musste wissen, wie es um sie stand, wie es ihr momentan ging, wie ihre momentane Lage war. Sie öffnete ihre Zimmertür und ging aus diesem, um sich im Bad frisch zu machen. Jedoch hatte ihr Bruder dieses besetzt. Bella hörte das leise Surren von seinem Rasierer. Vermutlich stutzte er sich gerade seinen Bart zurecht. Da sie nicht unnötig auf ihn warten wollte, ging sie in die Küche, setzte das Wasser auf, holte zwei Tassen hervor, stellte diese auf den Tisch, der an der Fensterseite der geräumigen Küche stand und wartete gelangweilt darauf, bis das Wasser fertig gekocht war. Als sich nach einigen Minuten die Badezimmertür öffnete und Ayden mit einem breiten Grinsen heraustrat, um sie in der Küche anzutreffen, sah sie ihn bittend an. Ihr Bruder lächelte, klopfte Bella kurz und kräftig auf die Schulter, um sie letztendlich aus der Küche zu scheuchen. Mit einem gespielten Lachen verließ sie die Küche und verschwand im Inneren des Bades, wo sie sich ihre Zähne putzte und ihr Gesicht mit einer herrlich duftenden Gesichtscreme einrieb.

Wenn aus Liebe Hass wirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt