Oh nein.

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Louis wollte die ganze Geschichte nicht noch einmal erzählen. Wieso war er überhaupt hierhergekommen? Hätte Niall nicht als einziger zu Tür gehen können, sagen können „Wir brauchen Louis' Haustürschlüssel" und dann wieder gehen? Das wäre so viel einfacher gewesen. Doch eigentlich hatte Eleanor ihm ja nichts getan. Nicht absichtlich. Sie war doch so nett gewesen. Und auch jetzt blickte sie Louis lediglich geduldig mit einem erwartungsvollen Blick in ihren Augen an.
Louis seufzte.
Er konnte ihr nicht böse sein, nicht sehr zumindest. Er vergrub kurz den Kopf in den Händen, um sich zu sammeln und sah seine Ex-Fake-Freundin an und begann die Geschichte zusammenzufassen.

Eleanor wusste sowieso nicht viel von seiner Beziehung zu Harry, sie hatte damals anfangs nicht mal gewusst, dass die beiden zusammen waren. Nun, irgendwann hatte sie es dann doch erfahren. Unabsichtlich. Es war nicht so, dass sie ihr nicht vertraut hatten, doch jeder, der von dieser Beziehung erfuhr, war eine potenzielle Bedrohung gewesen. Und bei Eleanor hatten sie mit ihrer Vorsicht sogar richtig gelegen.
„Warte, warte", unterbrach Eleanor seine Erzählung, als Louis gerade dabei war, zu erzählen, dass es ihm so schlecht ging, seit sich die Band aufgrund des Drucks von ihrem Management aufgelöst hatte. „Bitte nochmal einen Schritt zurück. Ich brauche eine Erklärung. Wieso ist Modest! schuld daran, dass ihr euch getrennt habt?"
Jetzt kamen sie also zu diesem Teil der Geschichte. Louis hatte beinahe gehofft, ihn geschickt umgehen zu können, damit er Eleanor kein schlechtes Gewissen bereitete, doch nun hatte sie ihm die perfekte Vorlage dafür geliefert. Da war sie doch auch selbst schuld, wenn sie ihn auf diese Weise mit der Nase drauf stieß, indem sie auf eigene Faust nachhakte, oder? Die Frage war bloß, wollte er sie schlecht fühlen lassen? Wollte er sie durch ähnliche Qualen und Selbsthass gehen lassen, die er in den letzten Monaten immer wieder hatte erleiden müssen? Wäre es gerecht, wenn auch sie in das Übel reingezogen würde? Oder hatte Eleanor mit der ganzen Sache vielleicht doch gar nicht so viel zu tun, und es war doch alles sein eigener Fehler.
So oder so, Louis schuldete ihr eine Antwort. Eine Antwort, die er so wahrheitsgetreu wie möglich darstellen wollte, dann könnte sich Eleanor ihre eigene Meinung bilden.

„Weißt du noch, als du mich und Harry erwischt hast?", begann Louis zögerlich. Er bezweifelte, dass sie das vergessen haben würde, immerhin war es auch ihm deutlich im Gedächtnis geblieben. Harry und er hatten sich gerade auf ihr Zimmer verzogen und ihre gemeinsame Zeit ausgenutzt, als Eleanor ins Zimmer geplatzt war. An dieser Stelle spielten leider verschiedene ungünstige Faktoren eine Rolle: Erstens war Eleanor zu früh gewesen und Liam hatte sie einfach ins Haus gelassen, zweitens hatte sie nicht an die Tür geklopft und drittens hatten die beiden vergessen, die Tür abzuschließen. Natürlich musste Eleanor gerade die Tür öffnen, als Harry und Louis halbnackt übereinander gelegen und sich geküsst hatten. Andererseits sollte sie lieber froh sein, dass sie die beiden nicht bei einer noch ungünstigeren Situation gesehen hatte.
So hatten sich Louis und Harry, als sie Eleanors Eintreten bemerkt hatten, schnell ihre T-Shirts schnappen und überziehen können. Wenn Louis ehrlich war, war es nicht schwer gewesen, zu bemerken, dass Eleanor ins Zimmer gekommen war. Sie hatte einen kurzen überraschten Schrei ausgestoßen, anschließend aber schnell versichert, dass sie nichts gegen die Beziehung der beiden einzuwenden hatte und nur geschrien hatte, weil sie das nicht erwartet hatte.

„Klar", nickte auch Eleanor, „Das werde ich nie vergessen. Nochmal, es tut mir sehr leid, ich hätte klopfen müssen oder so."
Louis winkte ab. Dieses Gespräch hatten sie auch direkt geführt, nachdem Harry und er sich wieder angezogen hatten. Alle hatten sich wortreich entschuldigt, Louis hatte kurz seine Beziehung mit Harry erklärt und danach hatten sie beschlossen, das Thema lieber fallen zu lassen, zumal es allen sehr unangenehm war und Louis und Eleanor wenige Minuten später in der Öffentlichkeit als Paar auftreten mussten. An diesem Tag war ihm aufgefallen, dass Eleanor sich ihm gegenüber distanzierter verhielt als sonst. Da sie ihm bereits versichert hatte, dass sie Harry und ihn shippte, war er sich sicher, dass sie diese neue Erkenntnis nicht verletzt haben konnte, daher vermutete er, dass sie seine und Harrys Gefühle hatte schützen wollen, indem sie ihm nicht zu nahe trat. Generell hatte er das sehr freundlich gefunden, doch im Nachhinein wäre es vielleicht besser gewesen, sie hätten sich nichts anmerken lassen.

„Am folgenden Tag hat das Management erneut ein Notfall-Meeting einberufen", fuhr Louis seufzend fort. „Sie meinten, dass du ihnen gesagt hast, dass Harry und ich zusammen sein."
Eleanor schnappte nach Luft. „Was? Diese Arschlöcher! Das ist sowas von gelogen." Louis musste sich zusammenreißen, um unter ihrer plötzlich so lauten Stimme nicht zusammenzuzucken. „Die stellen das ja so dar, als wäre ich einfach zu denen gerannt und hätte euch verpetzt! Dabei waren sie es, die mich zu ihnen bestellt hatten und mich, als ich nicht mit der Sprache rausrücken wollte, warum wir heute nicht so überzeugend waren wie sonst, ewig bedrängt haben. Gezwungen haben sie mich, bis sie mir sogar irgendwann gedroht haben, mich und auch euch zu feuern und unsere Karrieren zu ruinieren. Bis dahin hätte ich sie nie so eingeschätzt, sie waren eigentlich immer ein sehr gutes Management für mich gewesen, aber unter ihren wütenden Blicken habe ich ihnen geglaubt. Es tut mir leid, Louis. Ich dachte, wenn ich ihnen erzähle, dass ihr zusammen seid und wir keine Intrige gegen sie planen, würden sie vielleicht milde gestimmt sein."
„Aber das waren sie nicht", sagte Louis.
„Nein", stimmte Eleanor bedrückt zu. „Plötzlich hörten sie zwar auf, mich anzuschreien, sondern wurden gruselig ruhig. Sie fragten mich, seit wann ich es wüsste und was ich wüsste. Die Stimmung war plötzlich eher eisig. Irgendwie bedrohlich. Als sie alle Informationen von mir hatten, ließen sie mich gehen."
„Und bestellten am nächsten Tag uns zu sich", ergänzte Louis nickend.
„Scheinbar", nickte sie, „Davon wusste ich aber noch gar nichts, was haben sie denn noch zu euch gesagt?"

„Sie waren wütend", berichtete Louis, während er sich ein Glas nahm und etwas von dem Freiheitswasser hineingoss. „Sehr wütend. Nicht einmal unbedingt, weil sie etwas gegen unsere Beziehung gehabt hätten", Louis lachte bitter, „nicht nur jedenfalls. Simon selbst reagierte irgendwie noch ganz nett, aber teilweise besteht unser Management echt aus homophoben Idioten. Nein, der Hauptgrund war, dass wir es ihnen nicht gesagt haben. Dabei sind Harry und ich, und eigentlich auch der Rest der Jungs, uns einig, dass das nichts geändert hätte. Das hätte unsere Beziehung bestimmt nur viel schneller ruiniert. Jedenfalls verboten sie uns, uns zu outen, geschweige denn mit unserer Beziehung an die Öffentlichkeit zu gehen und gaben uns so viele Aufgaben, dass wir immer weniger Zeit füreinander hatten. Meistens sogar extra so, dass wir nie gleichzeitig zuhause waren. Kurz gesagt, sie waren scheiße."
„Heißt das, es ist meine Schuld, dass ihr euch getrennt habt?", fragte Eleanor vorsichtig.
Ja, wollte alles in Louis schreien, ja, es ist deine Schuld. Du hast mein Leben ruiniert. „Nein", gab er leise zu. „Das haben wir alle gemeinsam angerichtet. Ein Großteil geht auch auf meine Kappe." 

Not who we used to be | Larry Stylinson 2017On viuen les histories. Descobreix ara