Kapitel 9

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Seine Lippen trafen sanft meine. Es fühlte sich an, als würde ich eine Feder berühren. Kein Druck, nur seine Lippen auf meinen. Mein ganzer Körper war auf Hochtour, er war auf 10'000 Watt geladen und jedes Härchen auf meinem Körper stellte sich auf. Ich fühlte mich, als würde ich explodieren. 

Seine eine Hand umschlang meinen Nacken, während die andere auf meiner Hüfte ruhte. Dieses Gefühl, ihm so nahe zu sein, gefiel mir auf eine Art. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und begann den Kuss zu erwidern. Er übte leichten Druck auf meine Lippen aus und fing an sanft an ihnen zu knabbern. Wie von selbst öffnete sich mein Mund und seine Zunge berührte meine. Er zog mich auf seinen Schoss und ich sass rittlings auf ihm. Meine Hände wanderten zu seinen Haaren und vergruben sich darin. Die Hand welche auf meinem Nacken ruhte zeichnete feine kreise auf die Haut. Wie von selbst begann ich mich auf ihm leicht zu bewegen. Ein leises Keuchen sprang aus seiner Kehle. Abrupt löste ich mich von ihm und kletterte wieder auf den Beifahrersitz. Beschämt schaute ich auf meine Schuhe und versuchte mir klar zu werden, war hier gerade passiert ist.

"Wow", murmelte er und sah dabei das Steuerrad an.


Ja, wow! Anders kann man das, was geschehen ist nicht passieren. Die Luft war gefüllt voller Lust und Energie und ich bekam kaum noch Luft. Keiner von uns sagte was. Unangenehme Stille herrschte, welche nicht auszuhalten war.

"Danke fürs nach Hause bringen", brach ich mit heiseren Stimme die Stille. Ich schüttelte einmal den Kopf und machte die Autotür auf und als ich aussteigen wollte, hielt Tom mich am Arm fest.

"Ich muss dir danken für den schönen Abend", sagte er und ich meinte Röte in seinem Gesicht zu sehen.

"Kein Problem", murrte ich und Tom liess mich los. Ich lies die Tür zufallen und lief Richtung Haus. Ich schloss die Haustür auf, liess die Tür ins Schloss fallen und rannte in mein Zimmer. Ich schmiss mich auf mein Bett und vergrub mein Gesicht in mein Kissen.

"Verdammte Scheisse!", schrie ich ins Kissen rein.

Tom Holland hatte gerade meinen ersten Kuss gestohlen. Wie konnte das passieren? Warum hatte er das getan? Warum habe ich ihn erwidert? Und warum zum Henker hat es mir gefallen, seine Lippen auf meinen zu spüren, ihn ganz nahe an mir zu haben, sein Körper an meinen gepresst?

Dieses Arschloch, dieser Hirnverbrannter Idiot, dieser Hornochse, dieser.... "Aaaaah!"

Ich spürte wie Tränen aus meinen Augen floss und das Kissen ganz feucht wurde.

....

Sonnenstrahlen kitzelten meine Wange. Ich blinzelte einige Male bevor ich meine Augen öffnete. Mein Kopf und mein Bauch taten fürchterlich weh. Ich setzte mich auf und versuchte mich zu erinnern, was gestern alles passiert war:

Tom und ich sind nach der Schule zu Ihm gefahren, er hat mir seine Villa gezeigt

Wir haben Star Wars geschaut

Es gab Chili Concarne, wovon ich jetzt Bauchscherzen habe

Tom hat mich nach Hause gefahren

Wir haben uns geküsst

Ich bin in mein Zimmer...

TOM HAT MICH GEKÜSST!!

Ich fuhr mir mit der Hand über mein Gesicht. Ich spürte die Salzränder an meinen Wangen. Ich sprang von meinem Bett auf und sah in den Spiegel. Meine Augen sahen geschwollen aus und hatten auch einen leichten roten Stich. Ich riskierte einen Blick auf meine Uhr und sah, dass ich schon längst zu spät für die Schule war. Was aber komisch ist, weil mich ja Tom abholen würde. Also schnappte ich mir mein Handy um zu sehen, ob Tom mir geschrieben hat, warum er mich nicht abholen gekommen ist.

Fehlanzeige

Dafür hatte mir Zay zwei Nachrichten  geschrieben. Ich öffnete sie und als ich sie las, meinte ich keine Luft mehr zu bekommen

'Oh mein Gott Ny, du weisst nicht was passiert ist: Tom Holland und Veronica Cooper wurden im Chemieraum erwischt wie sie sich an die Wäsche gingen!'

Ich fing an zu taumeln und fiel auf mein Bett. Mir wurde schlecht.

'Und Tom hat dich übrigens abgemeldet, dass du krank wärst. Ist alles klar bei dir?'

Ich schlug mir ein paar mal ins Gesicht ehe ich ihr zurückschrieb.

'Zay, kannst du nach der Schule zu mir kommen?'

Ich wischte noch mal durch mein Gesicht und stand dann auf. Ich lief aus dem Zimmer und ging runter ins Wohnzimmer, wo meine Mum die Wäsche bügelte

"Guten Morgen mein Spatz. Wie geht es dir?", fragte sie mich mit einem Lächeln.

"Geht so", murmelte ich

"Das Chili hat dir nicht gut getan. Ich habe Tom gesagt, dass er dich krankmelden soll", sagte sie führsorglich

"Danke Mum", ich brachte ein leichtes Lächeln zu Stande.

"Hast du Hunger?", fragte sie mich

"Nein, ich will einfach wieder in mein Bett gehen", sagte ich und machte wieder kehrt in mein Zimmer.

Ich verschloss die Türe und schmiss mich rücklings auf mein Bett. Erneut traten Tränen in meine Augen.

Wie konnte ich nur so naiv sein? Warum hat mir dieser Kuss gefallen? Gestern war er so normal und anders als sonst, eine Art an die ich mich von ihm gewöhnen könnte. Er war zärtlich und lieb. Und am Ende des Tages hatte er mich sogar noch geküsst. Es war zwar mein erster, aber er hat mich geküsst und heute vögelt er schon mit der nächsten rum oder was? Warum, warum nur musste mich dieses Schicksal treffen?

Ich griff nach meinem Kissen und vergrub mein Gesicht darin, um meine Schluchze zu dämpfen, damit Mum nichts hörte. Am liebsten will ich ihn nie wieder sehen. Am liebsten will ich niemanden mehr sehen.

Plötzlich klopfte es an der Türe

"Ny?", meine Mum

"Tom ist hier und will dir deine Hausaufgaben geben", sagte sie

"Er soll verschwinden!", rief ich

"Dest...", begann meine Mum, doch ich unterbrach sie

"Ich will ihn nicht sehen. Er soll die Aufgaben hinlegen und verschwinden", schrie ich schon fast

Ich hörte die beiden noch etwas sagen, doch ich verstand es nicht, was mir eigentlich auch egal war. Es klopfte noch mal

"Darling?", sprach dieses Mal Tom, aber leiser

"Ich weiss, dass du mich hören kannst. Und du hast auch allen Grund wütend auf mich zu sein, aber ich will, dass du weisst, wie leid es mir tut", ich kann hören, wie seine Stimme zitterte

Ich schniefte nur, wollte ihm nicht antworten.

"Ich hab dir die Hausaufgaben mitgebracht und für dich mitgeschrieben. Ich würde mich freuen, wenn du heute Abend zu der Kastanie hinter deinem Haus kommen würdest", sagte er noch und dann hörte ich, wie er die Treppen runterlief.

Dieses Arsch kann mich mal! Als würde ich auf diese Masche reinfliegen.

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