Gedankenverloren schlenderte ich durch die Straßen von London. Ich war erst seit einigen Tagen zurück und musste mich wieder neu zu Recht finden. Es waren Jahre vergangen, seit ich das letzte Mal hier war. Damals war ich noch eine junge Frau und sah diese wundervolle Stadt mit völlig anderen Augen. Naivität hatte meine Wahrnehmung immer getrübt, doch nun sah ich, was sich wirklich auf den Straßen von London abspielte. Trotz allem, liebte ich es hier. Freudig machte ich mich auf die Gegend ein wenig zu erkunden. Nach einer Weile bemerkte ich jedoch, dass ich mittlerweile völlig die Orientierung verloren hatte. Erschöpft ließ ich mich auf einer Bank am Straßenrand nieder und sah mich in meiner Umgebung um. Und dann sah ich ihn, in Mitten unübersehbaren Anzahl von Persönlichkeiten. Wie gewöhnlich trug er den geschmackvollen dunkelgrauen Wollmantel, den ich seit meinem Teenageralter so an ihm mochte. Tja, Sherlock war eben nicht nur schlau, er hatte auch Stil. Ich zögerte zunächst, doch im nächsten Moment, wurde ich von einer Euphorie erfüllt, meinen geliebten Bruder endlich wieder zu sehen. Hektisch bahnte ich mir meinen Weg durch die Menschenmassen und blieb schnaufend einige Meter vor ihm stehen. Als sich mein Atem wieder einigermaßen beruhigt hatte, überwand ich mich auf ihn zuzugehen. War er größer geworden? Ich stand zwei Schritte hinter ihm und tippte ihm auf die Schulter. „Sherlock?", sagte ich kaum hörbar. Sogleich drehte er sich zu mir um und blickte mir direkt ins Gesicht. Mein Herz pochte wie verrückt. Sein Blick verriet nichts über seinen derartigen Gefühlszustand. Er verstand sich schon immer gut darin, die Außenwelt nicht an seinen Gemütsbewegungen Teil haben zu lassen. „Davina Holmes!", sagte er freudig. Ich lächelte erleichtert und nahm ihn fest in den Arm.
