Kapitel 11 - Die Sehnsucht nach dem Tod

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- Sherlock -

Meine Finger strichen sanft über die Kanten des Papierfetzens, den ich in der Hand hielt, und ich malte mir meinen Plan vor meinem inneren Auge aus. Endlich hatte ich alle nötigen Informationen zusammengetragen. Zu meinem Bedauern wurde diese gedankliche Evaluation grob von meinem älteren Bruder Mycroft unterbrochen. Er war besorgt, sehr besorgt. Mir war klar, dass er sehr an unserer gemeinsamen Schwester hing, doch ich erwartete mir trotzallem mehr Vertrauen in mein Können von ihm. Was blieb ihm auch anderes übrig? Er hatte keinen Anhaltspunkt, keine Indizien um auch nur die geringste Vermutung aufzustellen. Damit waren ihm die Hände gebunden. Ich enthielt mich aus Prinzip jeglicher Art von Mitgefühl, doch mir war keinesfalls entgangen wie mitgenommen mein sonst so reservierter Bruder aussah. Seit ihrem recht plötzlichen Abschied damals schien auch ihm der Kontakt zu ihr völlig versagt geblieben zu sein. „Wir hätten sie damals nicht gehen lassen sollen.", murmelte er und starrte dabei mit weiten Augen zu Boden. Sein Blick war von solch tragischer Natur, dass ich den plötzlichen Drang verspürte den Raum zu verlassen. Es war mir nahezu unangenehm ihn so sehen zu müssen. So schwach und rührig. „Sie ist eine erwachsene Frau. Sie trifft ihre eigenen Entscheidungen. Denkst du wirklich, du hättest sie irgendwie aufhalten können?", fuhr ich ihn etwas verärgert an. Ihr Wohlergehen lag nicht in unserer Verantwortung, jeder hatte für sich selbst zu sorgen. Er erwiderte ein müdes Lächeln und richtete sich in seinem Sessel auf. Dennoch wirkte seine Erscheinung, vor allem durch seine noch immer tadelnswerte Haltung, äußert erbärmlich. „Sie ist damals gegangen, weil sie überzeugt war sie würde nicht zurückkommen. Sie war sich sicher sie würde sterben, nicht wahr?", fragte er und sah mir dabei direkt in die Augen. „Ja.", erwiderte ich knapp.

Mein Bruder, Sherlock. || BBC Sherlock FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt