Kapitel 15: Stiefschwestern.

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"Du musst mir nichts sagen, aber ich will, dass du weißt, dass du mir alles sagen kannst und dass alles bei mir sicher ist." Sein Blick ist weich und freundlich. Er meint wirklich, was er sagt und das zu wissen tut gut.

Justin und ich sitzen in seinem Auto, das auf dem Parkplatz neben dem Hochhaus liegt, in dem er wohnt.

"Komm wir gehen erst mal hoch." Er öffnet die Tür und steigt aus dem Wagen.

"Ist das wirklich in Ordnung?" Es ist das erste, was ich seit dem Beginn der Fahrt sage.

"Natürlich ist es das. Mach dir keine Sorgen." Ich folge ihm.

-

Wir sind nach etwa fünf Minuten in der Wohnung. Ich kenne bisher nur das Wohnzimmer, aber Justin scheint mich in ein anderes Zimmer zu führen.

"Das ist mein Zimmer.", sagt er, als er die Tür öffnet. Der Raum erinnert mich an eine Gefängniszelle. Er ist sehr schmal und leer. Außer einem Bett, einem Schrank, einem Schreibtisch und einem kleinen Regal, findet man hier nichts.

"Schön hier.", lüge ich.

"Schön finde ich das nicht.", er lacht. "Aber es hat einen Grund, warum ich gerade dieses Zimmer habe."

Mich würde interessieren, was für Gründe es hat, aber ich frage nicht mehr nach Gründen.

"Setzt dich auf das Bett und ruh dich aus, ja? Ich hole dir einen Tee, wenn du möchtest."

Justin ist unglaublich fürsorglich. Das erdrückt mich. Gestern wollte ich ihm noch das Herz brechen und heute bricht es mir das Herz, dass ich je einen Gedanken daran verschwendet habe, ihm weh zu tun.

Er kommt zurück, drückt mir eine Tasse in die Hand und setzt sich dann neben mich. Es duftet nach Türkischem Apfel.

"Versprichst du mir was, Shay?" Er schaut mich fragend an und ich nicke.

"Geh bitte nie wieder zu Toby. Bitte." Sein Blick ist besorgt.

Er hat Recht. Ich sollte mich wirklich von Toby verhalten und es war ein Fehler, bei ihm einzuziehen.

"Ja, ich verspreche es. Aber er war nicht der Grund, warum ich ausgezogen bin. Es ist wegen Vanessa..." Mein Blick wendet sich nach unten. Vanessa ist eins dieser Themen, das ich nicht unbedingt besprechen möchte. Aber in diesem Moment fühlt es sich richtig an.

"Vanessa ist die Kleine, die an der Tür stand?" Ich erinnere mich daran, dass er sie gesehen hat, als er mich gerettet hat.

"Ja sie ist Teil meiner Vergangenheit..." Ich schließe die Augen und lasse die vergangenen Jahre an mir vorbei ziehen.

Sie lässt ihren Koffer auf mein Bett fallen.

"Das Bett gefällt mir, ich nehme es.", Vanessa sieht sich um und schaut aus meinem Fenster."Der Blick gefällt mir auch."

Der Blick gefällt MIR auch. Das ist mein Zimmer und jetzt sollte ich es mit Vanessa teilen. Toll. Das haben sich unsere Eltern gut ausgedacht. Ich habe nie gedacht, dass meine Mutter einen anderen Mann haben könnte und dann gleich Vanessas Vater. Das macht uns zu Stiefschwestern. Grausames Wort.

"So Shay, ich sage dir jetzt was, was unsere gemeinsame Zeit betrifft. Du hörst auf mich und machst, was ich dir sage und ich mache aus dir etwas, auf das man stolz sein kann."

Ich habe bisher nie mit Vanessa geredet. Ich bin 15 Jahre alt und habe nie mit ihr geredet. Das liegt einfach daran, dass sie diesen Status an der Schule hat. Sie ist eine Legende. Nicht jeder mochte sie, aber jeder wusste, dass sie Macht hat. Und ich bin eben nur ein unscheinbares Mädchen, das irgendwie keinen interessiert.

"Ich verstehe nicht ganz...?", ich scheint sie verwirrt an.

"Shay Schätzchen, wir polieren dein Image ein wenig auf. Du bist jetzt meine Stiefschwester, vorläufig zumindest und du musst dich verändern, um mir gerecht zu werden. Verstanden?", sie betrachtet mich von oben bis unten. "Und dann versuchen wir unsere Eltern auseinander zu bringen. Das Outfit geht übrigens gar nicht. Aber ich werde alles tun um meinen Job gut zu machen. Wir schaffen das, Kleine." Mit diesen Worten dreht sie sich und verlässt den Raum.


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