Kapitel 24: Nur EIN Freund

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Ich betrete den Schulhof und atme tief ein. Frische Luft nach einem anstrengenden Schultag ist einfach nur entspannend.

Ich hatte keine Möglichkeit mit Tyler zu reden und er hat mir immer noch nicht gesagt, ob er gern schreibt oder vielleicht Mystery Boy ist.

Justin geht neben mir her und schaut mich lächelt an. "Über was denkst du nach?"

"Über Tyler, wie findest du ihn?" Mein Blick wandert über den Schulhof, der heute erschreckend leer ist.

"Hmm..." Er räuspert sich. "Weiß nicht genau, was ich dazu sagen soll. Bevor du dich mit ihm anfreundest, würde ich ihn gern erst mal kennenlernen. Nur kurz abchecken, ob er ok ist."

Ich schaue verwirrt hoch:"Warum?"

"Das macht man als guter Freund so!" Justin bleibt stehen und schaut mir tief in die Augen. "Ich will nicht, dass dir irgendwas passiert, ok?"

Er senkt seinen Blick verlegen nach unten.

Ich merke wie mein Körper sich zusammenzieht und mein Atem unregelmäßiger wird. Mein Herz klopft.

Und das alles nicht wegen Justin, sondern wegen der Stimme, die meinen Namen ruft. Ich drehe mich um, weil ich denke, dass es Tyler ist, der mir gleich verrät, ob er Mystery Boy ist.

Aber ich täusche mich.

Das Gesicht, in das ich schaue ist ungewohnt und mir doch total bekannt. Er hat Falten bekommen, ein paar graue Haare. Seine Augen haben das gleiche dunkle Braun wie früher. Es ist ungewohnt in seine Augen zu schauen. Ich habe das Gefühl vergessen und es war gut so.

"Shay, ich..." Er stottert. "Du bist so wunderschön geworden."

"Was machst du hier?" Ich schaue meinen Vater perplex an. Ihn gestern zu sehen, war schon viel für mich, aber, dass er nach zehn Jahren einfach hier auftaucht übertrifft alles.

"Ich bin wieder in der Stadt, ich weiß das wird schwierig für uns, aber ich dachte, wir könnten mal reden oder sowas." Ich schaue kurz zu Justin, der ebenfalls sprachlos neben mir steht. "Allein."

Mein Vater taucht also wieder auf, nachdem er mich und meine Mutter verlassen hat und sie geschlagen hat und denkt ich möchte mich mit ihm auf einen Kaffee treffen? Wow.

"Wer hat dir gesagt, wo ich bin?" Ich ziehe eine Augenbraue hoch und atme tief ein, um ruhig zu bleiben.

"Ich habe mit deiner Mutter geredet...sie war es auch, die mich kontaktiert hat, damit ich wiederkomme. Sie denkt, dass du die Kontrolle über dein Leben verlierst." Er kommt einen Schritt näher, was mir gar nicht gefällt.

"Sie hat dich also hierhin geschickt? Ok dann geh ich mal." Ich versuche nicht auszurasten, aber die Wut auf meine Mutter und meinen Vater ist unendlich groß. Ich gucke in Justins Richtung. "Fahr mich bitte nach Hause."

Justin schüttelt den Kopf und kommt meinem Gesicht näher. Ich spüre seinen Atem auf meiner Haut, als er etwas in mein Ohr flüstert. "Rede doch erstmal mit ihm. Hör ihm zu, jeder hat eine zweite Chance verdient."

"Fahr mich doch einfach nach Hause! Du willst immer über mich bestimmen, das geht nicht." Ich kneife die Augen zusammen und schaue ihn so an, dass er merkt, dass seine Fürsorglichkeit mir langsam gehörig auf die Nerven geht.

"Shay, hör mir zu. Ich werde dich nicht nach Hause fahren, ehe die mit ihm redest. Gib ihm eine Chance!" Er redet jetzt etwas lauter.

Ich öffne den Mund um zu antworten, aber das übernimmt jemand anders für mich.

"Dann fahre ich dich eben, Süße." Tyler steht jetzt neben uns, er muss den letzten Teil des Gesprächs verstanden haben.

"Wenigstens eine vernünftige Person hier. Bis dann." Ich wende mich kurz meinem Vater zu und werfe ihm einen scharfen Blick zu. Justin schaue ich gar nicht erst an. Er muss aufhören sich wie mein Vater oder mein Beschützer aufzuführen, das ist doch lächerlich.

Ich nehme Tylers Hand und gehe mit ihm zusammen in die andere Richtung. Ich würde die Gesichtsausdrücke von Justin und meinem Vater gerne sehen, aber sie sind es nicht wert, sich umzudrehen.

"Danke Tyler..." Ich werde rot als er mir daraufhin zuzwinkert.

"Immer doch, Schönheit." Er lacht laut und drückt meine Hand fester.

Justin's POV

Ich schaue ihr hinterher. Ich könnte mich selbst ohrfeigen. Warum bin ich auch so dumm? Ich hätte sie nicht so bedrängen sollen.

Ich beiße mir auf die Lippe und trete gegen eine Mülltonne, die daraufhin laut auf den Boden prallt.

"Danke, dass du es versuchst hast. Bist du ihr Freund?" Shays Vater fängt an zu reden.

"Nur ein Freund." Ich betone das Wort ein besonders.

"Du magst sie besonders, oder?" Sein Blick ist freundlich und ich kann mir nicht vorstellen, dass er die Person aus Shays Erzählung ist.

Ich überlege kurz, was ich sagen soll.


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