(7) Bestimmt genauso heiß wie er.

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Lilija POV

"John, was willst du? Ich hätte mich schon gemeldet.", genervt nahm ich den Anruf von Martens Cousin mit der Freisprechanlage meines Autos entgegen, während ich eventuell ein klein wenig zu schnell durch Hamburgs Straßen düste.

"Das hast du aber offensichtlich nicht. Jetzt da Marten im Knast sitzt, hat Tomasz die Verantwortung für dich - auch wenn mir das absolut nicht passt. Wenn dir was passiert, und du nicht einmal Bescheid gibst, dass du schon vor einigen Monaten von deiner 'Geschäftsreise' wiedergekommen bist - wie sollen wir dir da helfen?"

Geschäftsreise, natürlich ahnte auch John seit geraumer Zeit, dass hier nicht ganz saubere Sachen liefen, sobald ich weg war. Hundertprozentig wussten die Jungs es aber nicht. Und seit John dachte, dass ich mit Tomasz was auch immer am Laufen hatte, wollte er immer dabei sein, sobald wir uns sahen.

Dass ich seit 3 Jahren aber nur noch die dunkelbraunen Augen vor mir sah, sobald ich meine schloss, konnte er ja nicht wissen.

Woher auch, als ich ihn kennengelernt hatte, kannten sich die beiden schließlich noch nicht. Und das würde John auch unter keinen Umständen erfahren - immerhin arbeitete er mit dem Italiener zusammen, mit dem ich seit diesen drei Jahren eine heimliche Beziehung führte.

Raf würde heute in Hamburg hundertprozentig auch dabei sein, was mein kleines osteuropäisches Herz höher schlagen lies.

„Warst du schon bei Marten?", ich nickte auch wenn er nicht sehen konnte.

"Gerade eben. Ihm geht's gut.", beantwortete ich seine unausgesprochene Frage, auf die er mit einem erleichterten Ausatmen reagierte.

Wie sagte man so schön? Harte Schale weicher Kern.

„Ich treff' mich mit Tomasz vor dem Supermarkt und geh' noch schnell einkaufen. Braucht ihr was?", man hörte Geschrei, Geraschel und schließlich wurde mir eine ganze Liste aufgesagt, die länger war als meine eigene.

"Warum frage ich eigentlich?"

"Weil du uns liebst, Lilija.", das war Jonas - von sich selbst noch genauso überzeugt, wie vor 10 Monaten. "Ich bring dir die Sachen dann mit Tomasz vorbei.", noch ehe er sich aufspielen konnte, dass ich mich mit Martens bestem Freund, der gleichzeitig irgendwie wie ein Bruder für mich war traf, hatte ich aufgelegt.

Seit unsere 'Einheit in der Einheit' gegründet wurde waren mittlerweile einige Jahre vergangen, die ich entweder zusammen mit den Jungs auf neuen Missionen, im Krankenhaus und Zuhause verbrachte oder paranoid, wie jetzt durch die Innenstadt von Hamburg fuhr. Das hatte ich jetzt davon - trug immer meine Waffe bei mir und mein Umfeld, sowie alle Gebäude wurden genaustens abgescannt.

An dieser Stelle danke ich Nolan, durch dich Idiot bin ich erst so belastend paranoid geworden.

Automatisch wanderte mein Blick bei dem Gedanken an Nolan zu meinem rechten Handrücken.

Der zähnefletschende Wolf starrte mich jetzt schon seit mehr als 5 Jahren aus seinen eiskalten wütenden Augen an. Warum es gerade ein Wolf geworden war, hatte Nolan mir mehr als nur oft erklärt. Matt, er und ich waren wie sie - stark, selbstbewusst und vor allem anpassungsfähig. Ein kleines Rudel das zusammenhielt wie Pech und Schwefel, komme was wolle. Vielleicht war das der Grund weshalb wir noch immer unter den Lebenden verweilten. Weil wir uns blind vertrauten, auf einander verlassen konnten und eventuell ein ganz kleines bisschen verrückt waren. Aber nur ein bisschen.

Wie ich diese Wichser liebte.

"Mephisto, ich dachte schon man hat dich wirklich in die Hölle zurück geschickt.", Tomasz konnte es auch nach all den unzähligen Jahren, die wir miteinander verbracht hatten immernoch nicht lassen. Schon als ich in der Grundschule war, hatte er mich so genannt - er behauptete immer, dass ich wohl immer krebsrot angelaufen bin, sobald ich geheult hatte und er das lustig fand.

Lilija | Raf Camora FFWhere stories live. Discover now