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Olivia

Die Flasche stoppte und zeigte auf Jacob.

„Wahrheit oder Pflicht?", fragte Emmy Jacob mit einem hinterhältigen Grinsen.

„Pflicht"

„Küss das schönste Mädchen im Raum", stellte sie sofort als Aufgabe. Das war ein Test, den Jacob hoffentlich bestehen würde.

Er zögerte keine Sekunde, sondern beugte sich rüber zu Emmy und küsste sie. Sie erwiderte den Kuss und erst als Luis, der neben Jacob saß, ihn antippte, hörten sie auf rumzumachen. Rebecca, Jacobs Exfreundin, sah ihn entsetzt an. Sie war die Leiterin des Badyboy Fanclubs und ein totaler Groupie. Mich überraschte immer wieder, dass die ernsthaft ihren eigenen Fanclub hatten.

Jacob grinste nach dem Kuss Rebecca breit an und drehte dann die Flasche. Stilvoll Jacob, wirklich stilvoll.

Weiter und weiter drehte sich die Flasche im Kreis und alle hielten die Luft an, denn Jacob war bekannt dafür unangenehme Fragen und Aufgaben zu stellen. Ich hoffte, dass die Flasche auf Rebecca zeigen würde, das wäre doch mal was. Die Flasche stoppte und ich schaute nicht auf wen sie zeigt, denn in diesem Moment bemerkte ich Lucius. Er sah mich mit einem stechenden Blick an. Unser Augenkontakt intensiviert sich und langsam biss ich mir auf die Unterlippe. Sofort wurden seine grünen Augen dunkler.

Plötzlich stupste Lyan mich von der Seite an.

„Wahrheit oder Pflicht", fragte Jacob lachend.

Shit.

„Wahrheit", antwortete ich sofort. Am Ende musste ich sonst irgendwelche komischen Sachen machen oder gar trinken. Obwohl mich hier keiner erkannte, außer Emmy, würde ich das gerne vermeiden, denn ich wollte mich an den Abend erinnern, vorzugsweise ohne große Blamage.

„Bist du noch Jungfrau?", fragte er mit einem Seitenblick zu Lyan. Dieser beugte sich jetzt gespannt zu mir rüber.

„Ja", antwortete ich und zuckte lässig mit den Schultern.

Trotz meines damaligen wilden Partygirl Images, war ich nie mit irgendjemanden in die Kiste gestiegen. Warum sollte ich auch am nächsten Morgen aufwachen wollen und mich an nichts erinnern. So wollte ich nicht mein erstes Mal haben. Ich sah Lucius an, doch gerade starrte er eher wütend seinen Bruder an.

„Wer bist du eigentlich?", fragte da plötzlich irgendein Mädchen pikiert.

„Lilly", gab ich zur Antwort und ging nicht weiter darauf ein.

Plötzlich flüsterte sie Rebecca irgendetwas ins Ohr und diese nickte. Was auch immer sie planten, hoffentlich enthüllte es nicht meine wahre Identität. Emmy warf mir einen fragenden Blick zu und ich deutete unauffällig auf die beiden. Sie flüsterte daraufhin Jacob etwas ins Ohr und der sah mich überrascht an. Sie hatte es ihm doch nicht etwa verraten. Er würde es sicher an Lucius, Lyan und Lucas weitergeben und dann war ich am Arsch.

Ich griff nach der Flasche und drehte sie mit etwas viel Schwung. Sie fiel fast vom Tisch, blieb aber doch an einer Kante hängen und zeigte wieder auf mich.

„Yes, dann darf ich dir noch eine Frage stellen", freute sich Jacob.

„Oder ich könnte euch einfach ein Geheimnis erzählen", fügte ich da ein, bevor er eine Frage stellen konnte. Vielleicht sollte ich einfach Pflicht nehmen und es hinter mich bringen.

„Und was würdest du uns erzählen wollen?", fragte da Lucius aus dem Hintergrund.

Oje, das könnte jetzt echt schief gehen. Aber so hatte ich es doch gewollt, es kannte mich hier doch sowieso keiner. Außerdem habe ich noch ein Ass im Ärmel, welches ich jetzt wohl nutzen würde.

„Ach, ich weiß nicht allzu viel über euch alle. Aber ich weiß wer von den Drillingen am besten küsst."

Alle in der Rande starrten mich sprachlos an. Lucas und Lyan sahen wirklich, wirklich entsetzt aus. Anscheinend hatten sie es nicht einmal vermutet. Emmy fing an zu kichern und konnte nicht mehr aufhören. Lucius sah mich nach wie vor einfach nur an.

„Aber nur falls es euch interessiert, ansonsten kann Jacob auch einfach irgendetwas fragen", fügte ich dann an.

„Wahrheit oder Pflicht", sagte Jacob und streckte sich, um Emmy im Arm zu halten. Die zwei wären schon ein ganz süßes Pärchen, aber erstens war er einer der Player meiner Schule und zweitens, brach er ihr das Herz, konnte er sich auf seinen Tod gefasst machen.

„Pflicht", antwortete ich gefasst. Keine Ahnung, ob das so eine gute Idee war, aber es gehörte sich nicht zweimal hinter einander Wahrheit zu nehmen. Mal sehen welche Aufgabe Jacob stellen würde. Er schwieg schon etwas länger, wohl auf der Suche nach einer guten Aufgabe. Jetzt leuchteten seine Augen diabolisch auf. Ich würde als beste Freundin Emmys wohl nicht verschont werden.

„Küsse den Typen, der deiner Meinung nach am besten geküsst hat", stellte Jacob grinsend seine Aufgabe. Obwohl ich vorhin noch ganz heiß darauf war, den Jungs mitzuteilen, wer von ihnen am besten küsste, hatte ich plötzlich meine Zweifel. Ich warf Emmy einen Blick zu, doch sie zuckte nur mit den Schultern. Was sollte sie auch machen können, da hatte ich mich selbst reingeritten.

Ich stand auf und alle johlten. So ein Kindergartentheater. Schritt für Schritt ging ich auf Lucius zu und nahm mit ihm Augenkontakt auf. Seine Augen weiteten sich kaum merklich und dann grinste er herablassend. Was für ein eingebildeter Arsch.

Kurz bevor ich in seiner Reichweite bin, bleibe ich stehen. Sollte ich das wirklich machen? Ich könnte auch einfach aus der Party zu Emmys Auto rennen, davonfahren und nie wieder stoppen. Als merkte Lucius, dass ich zögerte, ging er die letzten paar Schritte auf mich zu. Er umfasste meine Taille mit seinen Händen und hob mich hoch. Automatisch hob ich die Beine und schlang sie um seine Hüften. Jetzt war ich ihm wirklich nah, ich spürte sein Herz an meiner Brust klopfen. Ich blinzelte verwirrt, so schnell ging es, seine plötzliche Nähe raubte mir den Atem. Er drehte sich mit mir schwungvoll und auf einmal lehnten wir gegen eine Wand.

Er beugte den Kopf und verteilte federleichte Küsse überall auf meinen Hals. Ich musste kichern, weil es kitzelte. Anscheinend hatte er eine Stelle gefunden, die ihm gefiel, denn er saugte an dieser Stelle. Er verpasste mir ernsthaft einen Knutschfleck und da wurde mir klar, das war eine Reviermarkierung. Eine Nachricht an seine Brüder, wie kindisch. Ich mochte keine Knutschflecke, also schüttelte ich den Kopf. Er sah auf, mir in die Augen und grinste dann wieder so überheblich. Irgendwie machte ihn das noch attraktiver. Plötzlich schienen selbst die paar Millimeter zwischen ihm zu viel zu sein, denn er überbrückte sie und drückte mir seine weichen Lippen auf den Mund. Es war zuerst ein überraschend sanfter Kuss, der sich dann in einen hungrigeren Kuss umwandelte, man könnte meinen wir würden uns gegenseitig versuchen aufzufressen. Meine Augen hatten sich von allein geschlossen und ich fuhr mit den Händen durch seine Haare. Seine Hände wanderten auf meinen Po. Plötzlich beendete er den Kuss und ich schnappte nach Luft. Ich bereute nicht ihn geküsst zu haben. Ich wünschte bloß, er würde mich wieder absetzen. Er bemerkte wohl was ich dachte und stellte mich auf den Boden. Meine Beine zitterten und mit einem wissenden Lächeln hielt er mich weiter an den Hüften fest. Wenn er mir so nah war, würden meine Beine sich sicher nicht beruhigen. Langsam ließ er mich los und stützte seine Arme stattdessen rechts und links von mir ab, wobei seine Armmuskeln zu Geltung kamen. Nervös duckte ich mich unter seinem Arm durch und suchte mir vorsichtig wieder meinen Platz auf dem Sofa. Dort atmete ich erstmal durch und bemerkte dann, wie alle aus der Runde mich anstarrten. Ich musste zugeben, dieser Abend gestaltete sich unerwartet. Aber solange ich nach wie vor so nüchtern wie jetzt blieb, würde ich mich daran erinnern können und das war schon mehr, als ich von Savannahs anderen Party behaupten konnte.

Ich griff wieder einmal nach der Flasche und drehte sie. Diesmal blieb sie vor Lucas stehen. Er schluckte.

„Wahrheit oder Plicht?", stellte ich die altbekannte Frage.

„Wahrheit."

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⏰ Last updated: Apr 19, 2021 ⏰

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