5.

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Olivia

Auf der Suche nach den anderen beiden, ging ich in die Küche, doch auch hier waren sie nicht. Laut Gerüchten hatten sie in der Clique und vor allem bei den Drillingen einen Pakt oder so, niemals das gleiche Mädchen auch nur zu küssen. Angeblich damit niemand vergleichen konnte, wie gut sie küssten oder so.

Auf einmal tauchte Lucas in meinem Blickwinkel auf. Ich sah mich nach den anderen um, doch weder Lyan noch Lucius waren zu sehen. Entspannt lief ich auf ihn zu, tatsächlich war er heute Morgen der zweitnervigste gewesen.

„Hey Baby! Auf der Suche nach jemanden?", fragte er lächelnd.

„Tatsächlich ja, ich habe nach dir gesucht", schnurrte ich als Antwort und lächelte ihn dann breit an. Wahrscheinlich hielt er mich für eines der Flittchen auf der Party, die sehr leicht zu haben waren. Wenn er nur wüsste...

Er grinste mich dreckig und überlegen an. Weiter lächelte ich und machte noch einen Schritt auf ihn zu. Vielleicht würde es bei ihm ja genauso schnell gehen wie bei seinem Bruder Lyan. Die schienen ja alle nicht recht wählerisch zu sein. Schnell machte ich noch einen Schritt auf ihn zu und überwand so den restlichen Abstand zwischen uns. Jetzt stand ich knapp vor ihm, meine Brust berührte fast seine.

„Das ging ja schnell", meinte er überrascht.

Geschickt zog ich seinen Kopf zu mir runter und legte meine Lippen auf seine, wenn er erwiderte, könnte wir den Kuss intensivieren, ansonsten war es schnell aus. Er erwiderte den Kuss keine zwei Sekunden später, als hätte er es erwartet. Ich fuhr mit den Fingern durch seine wuscheligen Haare. Er schmeckte nicht so süß wie Lyan, sondern eher nach Bier. Ich wollte das Gesicht verziehen, Bier schmeckte einfach ekelhaft, meiner Meinung nach.

Kurz darauf lösten sich meine Lippen von seinen und er sagte:

„Whoa, du kannst mich gerne wieder küssen."

Ich unterdrückte krampfhaft ein Lachen. Seine Reaktion war auf jeden Fall genial. Ich musste außerdem zugeben... er küsste besser als Lyan. Mal sehen ob Lucius mit Lucas mithalten konnte. Obwohl angeblich Lucius die meiste Erfahrung hatte.

Zu meinem Glück hatte weder Lucius noch Lyan den Kuss mit Lucas gesehen. Nach etwas längerem Suchen fand ich Lucius draußen im Garten. Was machte er hier, so weit weg von der Party? Er saß auf einer Bank hinten im Garten und unterhielt sich anscheinend mit Lionel. Langsam entwickelte sich in meinem Kopf auch die passende Idee. Ich dackelte also auf sie zu und beide sahen mich irritiert an. Scheinbar passte es den Jungs gerade nicht so, ihr Pech.

Ich warf Lucius einen langen, sehnsüchtigen Blick zu und setzte mich dann ganz locker einfach auf seinen Schoß. Er sah mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank. Hatte ich vielleicht auch nicht, schoss mir durch den Kopf. Aber egal, ich hatte an diesem Tag nur einen Becher Hugo getrunken, war also praktisch nüchtern. Die hatten keine Chance gegen mich. Ich hob meine Arme und legte sie Lucius um den Hals. Anschließend schob ich mich ihm so nah, dass kein Blatt mehr zwischen uns passte. Er schnappte nach Luft und sah mich überrascht an. Dann drückte ich meine Lippen auf seine. Sofort erwiderte er, mit einer Intensivität, die ich nicht erwartet hatte. Meine Augen schlossen sich von alleine und wir harmonierten perfekt. Seine Lippen passten zu meinen, wie sonst keine bisher in meinem Leben. Hoffentlich traf ich irgendwann noch jemanden, der besser küssen konnte, denn ansonsten wäre ich geliefert. Doch dann öffnete ich die Augen und beendete den Kuss. Bevor ich noch süchtig wurde.

„Was sollte das denn, Mädel?", herrschte Lucius mich dann plötzlich an.

„Wer hat denn erwidert, ha?", schoss ich zurück und funkelte ihn an.

„Reiz mich gerade bloß nicht!"

Was war denn mit ihm los? Es war doch nur ein Kuss und er wusste sicher noch nicht einmal, dass ich seine beiden Brüder auch geküsst hatte.

„Gib zu, er hat dir gefallen, also stell dich nicht so an.", zischte ich ihn an und stand energisch auf. Anschließend zwinkerte ich Lionel noch zu und war gerade auf halbem Wege, als mir etwas einfiel.

„Lucius!", zwitscherte ich und drehte mich langsam wieder um. Beide Jungs starrten mich an, als Lucius genervt fragte:

„Was denn noch Babe?"

Schritt für Schritt ging ich langsam wieder auf ihn zu und fragte dann mit einem breiten Lächeln:

„Möchtest du wissen, wer von euch Drillingen am besten küsst?"

„Was?", lautet seine Antwort und er klang äußerst überfordert.

„Du hast es schon richtig gehört, und?"

Er starrte mich weiterhin nur an und ich musste leise kichern. Ich war eine wirklich gemeine Person, aber das hier machte unheimlich Spaß. Es würde allerdings längst nicht so Spaß machen, wenn er nicht so reagiert hätte.

„Achte immer darauf wie du Mädels behandelst, sonst könnten sie zurückschlagen", sagte ich dann und ging schnell wieder ins Haus, bevor Lucius mich noch erkannte.

„Wer küsst denn jetzt von ihnen am besten?", brüllte Lionel mir hinter her, doch ich reagierte nicht. Interessant, dass es ihn mehr interessierte als Lucius.

Bester Laune ging ich auf Lyan zu, der in einer großen Runde auf den Sofas saß. Die Sofas waren in einer Art Halbkreis eingerichtet und am offenen Ende stand normalerweise ein Fernseher, der aber jetzt nicht zu sehen war. Stattdessen saßen dort weitere Menschen. In der Gruppe entdeckte ich auch noch Lucas, Jacob und Emmy. Perfekt, denn sie schienen Wahrheit oder Pflicht zu spielen und hoffentlich sah mich jemand, sodass ich mich nicht selbst einladen musste.

Und schon grinste Lyan mich an und rief:

„Willst du mitspielen, Süße?"

Alle drehten sich zu mir und starrte mich verwundert an. Kein Wunder, es hatte mich gerade einer der Party und Schullieblinge zu ihrem Spiel eingeladen, da erregte man schon mal Aufmerksamkeit. Vor allem Jessica schaute mich böse an, als fühlte sie sich bedroht oder so. Was für ein Schwachsinn. Lucas sah allerdings auch erst Lyan und dann mich überrascht an. Ahnte er etwas? Vermutlich aber nicht, woher sollte er es denn wissen?

Ich ließ mich neben Lyan, der das Mädchen rechts neben sich kurzerhand wegschubste, auf das Sofa fallen. Armes Mädchen, aber was hätte ich tun sollen? Ich tauschte einen Blick mit Emmy, die mich fragend ansah. Ich nickte ihr zufrieden zu und sie hob die Hand vor den Mund, um ein Lachen zu unterdrücken.

Ich blickte Lyan neben mir an und wunderte mich nicht zum ersten Mal, was an dem bitte ein Badboy war. Er hatte wohl irgendwann an einer Zigarette gezogen, schwänzte ab und zu Schule und fuhr ein Motorrad, genauso wie seine Brüder. Was war daran schon Badboy? So ein Humbug.

Jessica fing plötzlich an mit einer ihrer Freundinnen an zu tuscheln, es sah wohl ganz so aus, als würde sie etwas planen. Aber gerade konnten sie mir wirklich nichts anhaben. Es wusste ja nicht einmal jemand wer ich war. Zu meiner Freude entdeckte ich jetzt Savannah und Brooke ebenfalls in der Runde.

Emmy griff nach der Flasche und drehte sie mit Schwung. Sie drehte und drehte sich. Auf wen sie wohl zeigen würde?

A Whisper From A Bad BoyWhere stories live. Discover now