Im Wind

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Ich stehe hier-
Im Frühlingswind.
Meine Haare fliegen mir ins Gesicht,
Ich freue mich.
Endlich Wärme-
Nicht mehr allein sein.
Der Wind hat die Angst vertrieben-
Fast nur Mut ist da geblieben.
Ich lebe-
Sage ich mir selbst.
Ich freue mich-
Jetzt erkunde ich die Welt.

Fragen sind wie weggeblasen,
Sorgen fliegen fort-
Nichts bleibt am selben Ort.
Die Trauer wird durch Freude ersetzt,
Ich werde nicht mehr von der Angst gehetzt.
Naja, vielleicht ein bisschen.

Ich stehe hier-
Im Sommerwind.
Meine Haare fliegen in der Luft-
Ich bin Froh.
Ich habe Spaß,
Bin einfach ich.
Mache was mir gefällt-
Zu Füßen liegt mir die Welt...
Meine Welt.
Die Hitze ist so wunderbar-
Macht aber verletztlich.
Doch noch,
Noch schütz ich mich.
Das werde ich nicht immer schaffen-
Aber noch.
Die Freude ist-
Was siegt.

Doch die Zeit vergeht-
Verweht.
Es ändert sich alles wieder-
Die Blätter werden braun.
Sie fallen nieder-
So wie ich auch.
Wann wird es passieren-
Gewitter geben?
Regnen, stürmen...
Es fehlt nicht viel und ich werde frieren.

Also steh ich hier im Herbstwind-
Regen...
Was soll ich tun?
Die Angst kommt zurück-
"Geh wieder fort!"
Doch sie geht nicht.
Ich bin so unsicher-
Wie ein Kind.
Jacke oder T-shirt?
Frieren oder schwitzen?
Bin ich richtig angezogen-
Oder hat mich mein Gefühl belogen?
Es ist frisch.
Und alles negative kommt auf mich zu-
Ich war doch so froh!
Doch nun regnet es in strömen,
Und der Wind reißt mir die Füße weg.
Weinend liege ich am Boden-
Hat mich der Sommer...
Hat mich die Freude belogen?
Betrogen.

Und so wie es kommen musste-
So ist mir nun kalt.
Ich zittere am ganzen Körper-
Ich schluchtze.
Ich flehe.
Werde ich erfrieren?

Denn ich stehe hier im Winterwind-
Schneesturm.
Kann es überhaupt schlimmer kommen?
Die Herbsttränen sind vergangen,
Doch die Eiseskälte überkommt mich.
Wenn ich nichts tue werde ich erfriern.
Sterben-
So wie die vielen Sommertiere.
Der Schnee fällt nieder-
Es sieht schön aus,
Doch es ist so viel Trauer da...
Wieso kann die Freude nicht wieder kommen?
Die Kälte hat sie mir genommen.
Die Angst,
Die Beklemmtheit,
Die Ungewissheit-
Sie sind zurück,
Schlimmer und brutaler-
Doch werden wieder gehn.

Ich bin vom Schnee bedekt-
Bewegungslos.
Ich stehe einfach da-
Regungslos.
Ich fühle nur kälte-
Schmerz.
Ich höre es schlagen,
Rufen,
Brüllen-
Mein Herz.
Es sehnt sich nach Liebe-
Nach Trost.
Es sehnt sich nach Antworten-
Sprachlos.
Es sehnt sich nach Hilfe-
Hoffnungslos?
Nicht.
Es sehnt sich nach dir-
Dabei bist du schon hier,
Gehörst schon fast mir.
Es ruft:
"Nimm mir die Angst!
Nimm mir den Schmerz!
Nimm mir die Trauer!
Sieh endlich her!"
Und du?
Du drehst dich um.
Ich sehe dich entfernt-
Du lächelst:
"Ich werde da sein-
Für dich."
Ich lächle nun auch-
Doch du drehst dich um und gehst.
"Bald."
Ich vermisse dich.
Aber ich habe einen Lichtblick.

Doch die Trauer ist zurück,
Ich bin wieder allein.
Wieso muss das so sein?
So traurig,
Schwierig,
Kompliziert?
Kann es nicht einfach-
Einfach sein?
Sei doch einfach-
Einfach mein.

Und mein Weg wird wieder schwer-
Vor lauter Tränen seh ich nicht mehr:
"Wo bist du nur?"

Doch geht es alles weiter-
So wie die Jahreszeiten:
Es wiederholt sich.
Mal ist es schön-
Mal schrecklich.
Am Ende ist alles gut.
Oder schlecht?
Es gibt kein Ende-
Denn es geht immer weiter.
Wie die Erde-
Die sich ewig dreht.
Wie die Gefühle-
Die kommen und gehn.
Wie alles eben:
Wir sterben-
Und leben...
Man muss nur das positive sehn,
Dann wird alles gut gehn.
Meistens.
So werde auch ich dich wieder sehn.

Und ich stehe hier im Wind-
Sehe mich selbst als Kind.
Tanze und singe durch die Gegend-
Habe Spaß.
Ich falle und weine:
Das gehört dazu-
Ich stehe auf und lache wieder.

Ich sehe mich heute:
Ich fahre Fahrrad, zeichne-
Habe Spaß.
Ich denke zu viel nach,
Mach mir ständig Sorgen.
Ich höre Musik,
Lenke mich ab-
Alles wird gut.
Ich lache, und bin Froh-
Das gehört alles dazu.

Auch wenn schwere Zeiten kommen,
Kann man drüber hinweg sehn-
Seinen Weg weiter gehen.
Und wenn dort ein Feuer tobt,
Eine Schlucht den Weg versperrt,
Oder dir die Kraft ausgeht:
Aufstehn und kämpfen-
Dann wird sich alles wenden.
Das Feuer wird zu Wasser,
und die Schlucht wird verschwinden.
Neue Kraft wird getankt-
Es kann wieder weiter gehen.

Und ich stehe hier im Wind-
Was mir wohl die Zukunft bringt?
Schmerz und Freude,
Das ist gewiss.
Es wird immer weiter gehen-
Alles wird gut werden.
Das hoffe ich.
Und du?
Ich finde dich.





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