12: No Men's Land

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,,Also glaub ja nicht, ich warte auf dich.“, sagte er und ging dann zur Türe. Ich sagte nichts und trank schnell meinen Orangensaft und rannte dann ins Badezimmer.

Es klingelte und Joya trat herein.

,,Jill? Bist du schon bereit?“ Ich freute mich, dass sie mich für die Schule abholte. Genau wie in alten Zeiten.

Ich packte nach meiner Tasche und zog mir meine Schuhe an.

,,Ja, ich komme!“ Und trat schwer atmend nach draussen. Sie lächelte. Sie hatte ihr langes schwarzes Haar zu einem Knopf gebunden und trug eine beige dünne Jacke. Ihre dunklen Jeans und rote Lackschuhe. Sie sass auf dem alten himmelblauen Damenvelo von Wendy und hinter ihr auf der Strasse standen Gregory und Lucien. Sie würden mit dem Auto gehen, nahm ich an.

Wir radelten die Strasse hinab und das Einzige, was man hörte, waren unsere quietschenden Fahrräder.

,,Also wie ist das jetzt genau? Du und Finlay?“, fragte sie mich irgendwann und betrachtete mich aus ihren neugierigen dunklen Augen.

,,Nicht so richtig…“, erwiderte ich nach einigen Sekunden. Und ich hatte wirklich wirklich schlechte Laune. Dank Lucien wussten nun fast mein halber Freundeskreis über mich und Finlay und es war genau das Letzte, das ich wollte. Ausgefragt zu werden. Ich hasse es!

So seufzte ich und fuhr mir mit einer Hand durchs braune Haar, die andere brauchte ich zum lenken. Ich hatte vergessen, einen Kamm mit in die Schule zu nehmen.

,,Es ist mehr so eine Flirterei“, beendigte ich meinen Satz und machte einen geraden Rücken. Legte den Kopf in den Nacken und blinzelte dann in Joyas Richtung. Ich wusste, dass sie nicht viel von „unsinnigen“ Flirtereien hielt. Sie war mehr der Typ, der sich auf eine treue unschuldige Beziehung einliess. Und ihre Energie überhaupt nie an irgend einen Finlay verschwenden würde.

Joya lächelte. Und sie schwieg lange.

,,Bewundernswert. So etwas könnte ich nicht. Ich wäre nicht stark genug dafür. Ich meine, dir ist klar, dass es für Finlay überhaupt nichts Ernstes ist?“

,,Klar“ Okay, dass sie es für „bewundernswert“ hielt, hätte ich nicht gedacht.

Joya nickte. Und dann sagten wir nichts mehr. Wir erreichten unsere Schule und parkten unsere Fahrräder unter dem Dach und verabschiedeten uns.

Ich ging auf den Weg in meine Klasse, hielt vorher noch kurz bei meinem Spind an und öffnete ihn.

,,Jill?“ Ich drehte mich zu Jeremy um und er lächelte angestrengt.

,,Morgen. Was gibt’s'“ Ich freute mich, Jeremy zu sehen. Er streckte mir mein Geschichtsbuch hin, das er ausgeliehen hatte und ich lächelte.

,,Ah, danke. Und es ist noch heil!“ Ich sah zu ihm auf und verstummte dann.

Er hatte ein blaues Auge und seine Oberlippe blutete.

,,Was ist passiert?“, fragte ich, nachdem ich meinen ersten Schreck überwunden hatte.

Aber seine Mutter wohnte nicht mehr bei ihm, oder? Seit wann, schlug sich Jeremy? War das nicht eher Mitchells und Finlays Gebiet gewesen bisher?

Er zuckte mich den Schultern und sah zur Seite.

,,Eine kleine Ausseinandersetzung mit… jemandem“ Er sah wirklich übel zugerichtet aus.

,,Jetzt mach nicht so ein Gesicht, Jill! Ich bin ja nicht gestorben“

,,Du solltest zur Krankenschwester gehen, Jeremy“

,,Nein, ja nicht. Dann muss ich zum Direktor und dem alles erzählen. Und dann teilt er irgendeine hirnlose Strafe aus..“, protestierte er und dann klingelte es. Dass ich zu spät war, wusste ich schon und im Normalfall wäre ich jetzt wie eine Wahnsinnige ins Englischzimmer gerannt, heute aber, regte ich mich nicht.

No Men's LandWhere stories live. Discover now