17th Kiss

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17th KISS

... oder als ich mal wieder den Bogen überspannte und mein Herz keine Pause bekam

Als ich am Sonntagmorgen aus meinem dringend benötigten Schlaf erwache, reibe ich mir zuallererst über die Augen und vertreibe so den Schlafsand, den mir der Sandmann zugesteckt hat. Dann atme ich tief durch und starre an die weiße Decke.

Ich komme nicht einmal dazu, die schönen Sonnenstrahlen, die durch das Fenster scheinen, zu bewundern, ehe die erbarmungslosen Gedanken mein Gehirn nach Mitleid durchbohren.

Der Kuss mit Leo, der eigentlich kein richtiger Kuss war.

Levin, der Elena aber einen richtigen Kuss gegeben hat.

Und schließlich mein verletztes Ich.

Seufzend drehe ich mich auf die Seite und schaue zu der schlafenden Gestalt auf derMatratze neben meinem Bett. Mit geschlossenen Augen und kontrollierter Atmung sieht Olivia so verletzlich aus. Ganz anders als ihre aufgeweckte Person.

»Olivia?«, flüstere ich.

Keine Reaktion.

»Olivia«, wiederhole ich leise und schaue gespannt auf ihr verzogenes Gesicht.

»Hm.«

»Leo ist nicht der Typ aus der Kammer«, informiere ich sie, während ich meine Wange auf den Bettrand lege.

Olivia bewegt sich ein Stück, öffnet aber nicht die Augen. Dann gähnt sie. »Was?«, murmelt sie völlig desinteressiert.

Ich hole noch einmal tief Luft, ehe ich die Worte raushaue, von denen ich nicht gedacht hatte, dass ich sie jemals sagen werde. »Leo Knight hat mich gestern geküsst.«

Sofort öffnet sie die Augen und Olivia richtet ungläubig ihren Oberkörper auf. »Wie bitte?«

Ich richte mich ebenfalls etwas auf und ziehe zischend die Unterlippe zwischen die Zähne. »Ja.«

»Was Ja?«, ruft sie ungeduldig aus, weswegen ich sie zur Ruhe ermahne. »Was soll das heißen?«

Stirnrunzelnd blicke ich sie an. »Er hat mich einfach geküsst. Ziemlich unerwartet. Aber es war nicht das, was ich mir erhofft habe. Deshalb habe ich den Kuss unterbrochen.«

Völlig entgeistert starrt sie mich an. Dann blinzelt sie. »Nur zum Verständnis: Leo Knight, der Typ wegen dem du ständig Herzinfarkte erleidest und Sabberpfützen produzierst, küsst dich.«

Ich nicke.

»Und du schiebst ihn einfach von dir?«

Wieder nicke ich.

Laut atmet sie aus. Dann zuckt sie die Schultern. »Okay. Hätte ich nicht erwartet, aber okay.«

Eine Schweigeminute entsteht.

Bis Olivia mich plötzlich wieder ansieht und die Augenbrauen zusammenzieht. »Hast du es wegen Levin getan?«

»Was?«, erschrecke ich mich und mein Herzschlag setzt einmal aus. »Nein. Wie kommst du darauf?«

Sie zuckt die Schultern und wendet wieder den Blick ab. »Ich will nicht, dass du dich wieder in etwas verrennst, Tate. Ich will nicht, dass er dich wieder verletzt.«

Oh, dafür ist es schon zu spät, überlege ich, als ich an seine Knutscherei denke.

»Was ist?«, fragt sie, als sie meinen Gesichtsausdruck bemerkt.

Ich schüttele den Kopf und stehe auf. »Nichts.«

Sie weiß, dass ich lüge. Dennoch lässt sie es einfach so stehen, wofür ich ihr dankbar bin.

Blind KissWhere stories live. Discover now