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9 Jahre zuvor

Ich verlasse gerade den Kindergarten des Krankenhauses, als mein Pager geht. Pünktlich zu Schichtbeginn werde ich also gebraucht. Ich mache mich auf den Weg zum genannten Raum. Es handelt sich um einen kleinen Besprechungsraum. Als ich hereinkomme, sind Nathan und Alex ebenfalls da. Verdutzt sehe ich sie an.

"Wurdet ihr auch hergerufen?", frage ich. Ich setze mich auf einen der Stühle und lasse mich in das weiche Leder sinken. Ich fühle mich unglaublich müde, dabei habe ich in den letzten Tagen viel geschlafen. Wahrscheinlich liegt es am Wetter, denn der September ist ziemlich durchwachsen. Mal regnet es in Strömen, danach scheint die Sonne so stark, dass es einem fast so vorkommt, als wäre wieder Hochsommer. Allerdings habe ich da auch noch eine andere Vermutung, der ich später nachgehen werde.

Alex und Nathan nicken. Wenige Minuten später öffnet die Türe sich und eine Ärztin, die ich vorher noch nie im Krankenhaus gesehen habe, betritt das Zimmer.

"Ach, Dr. Röhrl.", begrüßt Alex sie. "Haben Sie uns gerufen?"

"Ja, richtig. Ich suche Dr. Lehmann.", stammelt sie. Ich kann mir ein Kichern nicht verkneifen. Irritiert sieht sie zu mir. Sie scheint neu zu sein.

"Suchen Sie sich einen aus.", witzelt Nathan.

"Das ist nicht schlimm, Sie konnten das nicht wissen. Das", er deutet auf Nathan, "ist mein Bruder und das", nun deutet er auf mich, "ist meine Frau."

"Oh.", ist das einzige was sie hervorbringt. Dass nun drei Ärzte den selben Namen tragen, ist nicht gerade unkompliziert. Sie ist nicht die erste, die in diese Falle tappt. Trotzdem ist es jedes Mal wieder lustig.

"Zu wem wollen Sie denn nun?", hakt Nathan nach.

"Sie sind der Soldat?"

"Ehemaliger Soldat.", korrigiert er. Dr. Röhrl sieht ihn verlegen an. Ihre Wangen färben sich leicht rot.

"Dann sind Sie der richtige Dr. Lehmann. Ich brauche ein Konsil."

*

Am Nachmittag ist meine Schicht zuende. Nachdem ich mich umgezogen habe, mache ich mich auf die Suche nach Alex. Dabei laufe ich Tobias über den Weg.

"Du wirst es nicht glauben!"

"Was denn?", frage ich lachend.

"Weißt du noch, das Date von dem ich dir letzte Woche erzählt habe?" Ich nicke. "Es war großartig. Und es wird ein zweites Date geben!"

Es ist merkwürdig, wie manche meiner Freunde immer noch auf verschiedenste Dates gehen und Party machen, während ich den Pflichten einer Ehefrau und Mutter nachgehe. Aber ich beneide sie nicht. Ich liebe was ich tue. Perfekter könnte es nicht sein.
Tobias hat immer mal wieder zwischendurch ein Date, aber zu einer richtigen Beziehung ist es bei ihm nicht gekommen.

"Erzähl mir wie es gelaufen ist. Ich muss jetzt zu Alex. Wir sehen uns morgen, okay?"

Ich finde Alex schließlich in seinem Büro. Er sitzt am Schreibtisch über einen Stapel Blätter gebeugt. Als ich hereinkomme, sieht er kurz hoch. Sofort verziehen sich seine Lippen zu einem breiten Lächeln und er steht auf.

"Was machst du denn hier?", fragt er und zieht mich in seine Arme.

Ich küsse ihn kurz. "Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich jetzt gehe."

"Ich komme in einer Stunde nach." Sanft küsst er meinen Hals entlang. An der Stelle unter meinem Ohr verharren seine Lippen etwas länger.

"Kannst du Noah mitbringen? Ich wollte noch kurz in die Stadt."

"Klar."

"Okay."

Ein letzter Kuss und ich bin schon wieder aus seinem Büro verschwunden. Im Auto lege ich meine Handtasche auf den Beifahrersitz. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich wieder alleine Auto gefahren bin, vor allem bis ich alleine mit Noah Auto fahren konnte, aber mittlerweile fühle ich mich wieder so sicher wie früher im Straßenverkehr. Es braucht einfach Zeit und Mut.

Ich steuere die nächste Apotheke an und besorge die wichtigsten Sachen. Dann fahre ich wieder nach Hause. Dort ist noch einiges zu erledigen. Aufräumen, Wäsche waschen und kochen. Aber die ganze Zeit geistern mir immer wieder die selben Gedanken durch den Kopf.

Wie wird er reagieren?

Wird er sich freuen?

Schaffen wir das?

Alex kommt schließlich gemeinsam mit Noah nach Hause. Wir essen gemeinsam und sehen uns danach noch kurz mit Noah etwas im Fernsehen an. Dann ist es für den Kleinen, der mit seinen vier Jahren schon gar nicht mehr so klein ist, Schlafenszeit. Ich bringe ihn ins Bett, lese ihm noch etwas vor und verlasse schließlich das Kinderzimmer.

Alex ist nicht mehr, wie zuvor noch, im Wohnzimmer. Ich finde ihn im Schlafzimmer. Er hatte sich gerade umgezogen. Jetzt ist es wohl an der Zeit mit ihm zu reden.

"Hey.", beginne ich das Gespräch.

"Ja?" Abwartend sieht er mich an.

"Ich muss dir etwas sagen."

Nervös sehe ich ihn an. Es ist schließlich das erste Mal, dass ich so eine Nachricht überbringen muss. Beim letzten Mal wurde mir diese Aufgabe abgenommen. Schöner war das trotzdem nicht.
Ich finde nicht die passenden Worte. Irgendwie weiß ich nicht, wie ich es ihm sagen soll. Er sieht mich erwartungsvoll an. Also beschließe ich, es einfach gerade heraus zu sagen.

"Ich bin schwanger, Alex."

Sofort fängt er an zu grinsen. Ungläubig sieht er mich an. Seine Augen leuchten, so wie sie es immer tun, wenn er sich freut. Ich werde von Erleichterung durchflutet. Er reagiert positiv.

"Wirklich?", fragt er noch einmal.

Ich nicke. "Ich habe vorhin einen Test gemacht."

Sofort zieht er mich in eine feste Umarmung. "Ich bin unglaublich glücklich."

"Du freust dich?", frage ich erneut nach. Er nickt und drückt mir einen Kuss auf die Lippen.

"Und wie."

HusbandWhere stories live. Discover now