Für deine Tränen

673 47 2
                                    

"Eh? Das ist er?", fragt Justin. Aaron nickt: "Fass ihn nicht so lang an. Du fängst dir noch was ein." Nach seinen Worten lässt Justin mich los. Daraufhin packt mich Aaron am Kragen und drückt mich gegen die Wand: "Du hast ja Nerven hier aufzutauchen. Hast du so einen starken Drang danach von mir Schläge zu bekommen??" - "I-Ich...! Es ist doch nur...!" Während ich weiter herumstotter, sehe ich, wie eine Hand von hinten Aarons Schulter greift. Es ist Jan aus meiner neuen Klasse und er hat einen finsteren Blick. "Aaron. Es reicht. Lass ihn in Ruhe." Aaron seufzt genervt und lässt mich los: "Nochmal Glück gehabt, Schwuchtel." Er wendet sich von mir ab und nimmt seine Freunde mit sich. Dieser Jan.. Hat er mir gerade geholfen? "A-ah...! Dankeschön!", bedanke ich mich, während ich mein Oberteil wieder glatt streife. "Kein Problem.. Pass auf bei dem. Der ist nicht mehr ganz frisch." Jan fährt mit der Hand durch meine Haare und zerstrubbelt sie. Währenddessen muster ich ihn ein wenig; Er hat dunkelbraunes Haar und grüne Augen mit einem stich braun. Er ist relativ hübsch. Er bemerkt meinen Blick und lächelt ein wenig: "Nun starr mich nicht so an. Ich bin Jan - du bist Luca, richtig?" Ich nicke: "Ja.." - "Setz dich im Unterricht einfach zu mir", schlägt er vor: "So wird er dir nichts tun." Ich nicke langsam: "Danke.. Wirklich." - "Kein Problem.", antwortet er: "Komm jetzt, der Lehrer ist schon reingegangen."

Die Stunde ist relativ gut verlaufen und auch während der zweiten Stunde durfte ich neben Jan sitzen. Jetzt kommt allerdings die Pause auf mich zu. Sollte ich Jan fragen, ob ich auch diese mit ihm verbringen kann? Der Gedanke geht mir schon eine ganze Weile durch den Kopf, doch ich trau mich einfach nicht. Ich möchte ihm schließlich nicht auf die Pelle rücken. Er wird bestimmt genervt von mir sein und früher oder später will er dann auch nicht mehr, dass ich im Unterricht neben ihm sitze. Seufzend verlasse ich das Schulgebäude. Unauffällig wie möglich gehe ich auf den Schulhof und hin zu einem Baum, der ein wenig abseits steht. Hoffentlich kann ich dort in Ruhe meine Pause verbringen und begegne niemandem ungemütlichen. Ich setze mich unter den Baum und lege meine Tasche neben mich. Aus meiner Tasche hole ich eine Butterbrotdose, aus welcher ich ein selbstgemachtes Sandwich hole. Ich muss schon sagen, gute Sandwiches kann ich machen! Stolz beiße ich hinein. Die Tatsache, dass Jan für mich da war, hat hat mir doch noch den Tag gerettet. Ich kaue und denke über alle möglichen Dinge nach. Mein Blick fällt auf meine Oberschenkel. Speckig. Ich würde mich nicht als dick bezeichnen, da mein Oberkörper relativ schlank ist, aber wenn ich an einer Stelle etwas mehr habe, dann sind das wohl meine Oberschenkel. Ich seufze. Kein Wunder, dass ich nicht populär bin. Schwul und speckig - das ist nicht gerade das was die Leute cool finden. Während ich mein Sandwich esse, merke ich, wie sich Tränen in meinen Augen bilden. Ich muss doch nicht ernsthaft jetzt weinen, oder? "Verdammt..", murmel ich und versuche, schnell die ersten Tränen wegzuwischen, doch sie werden schnell mehr und ich komme kaum hinterher. Von mir kommt ein kleines unterdrücktes Schluchzen und ich ziehe meine Beine näher an mich. Kurz danach bemerke ich einen fiesen Geruch. Es ist Rauch. Eine Zigarette? Ich schaue in die Richtung, aus der der Rauch kommt und sehe Elias, wie er etwas weiter weg, mit einer Zigarette im Mund, hinter einem hohen Busch steht. Ertappt sieht er auch mich an. Hat er mich beobachtet? Ich sollte mich besser aus dem Staub machen, bevor er auf irgendwelche fiesen Ideen kommt. Schließlich scheint er gut befreundet mit Aaron zu sein. Vorsichtig packe ich meine Brotdose wieder ein. Langsam stehe ich auf und ziehe dabei meinen Rucksack über meine Schulter. "Ah- warte...! Du kannst da sitzen bleiben, alles gut." Eh? Hat Elias das gerade echt gesagt? Ein wenig verwirrt und noch vorsichtiger setze ich mich wieder hin. Unser Blick trennt sich dabei nicht einmal. "Richtig..", sagt er und pustet Rauch aus seinem Mund: "Ich bin bloß zum Rauchen hier. Sonst nichts. Alles gut - brauchst keine Angst zu haben." Ab jetzt bin ich komplett verwirrt. Er hat nichts dagegen, wenn ich hier bleibe? Mein Blick fällt wieder auf meine Beine. Kurz darauf sehe ich etwas aus dem Augenwinkel. Ich drehe meinen Kopf zu der Seite, auf der Elias steht und sehe ein Taschentuch, welches er in meine Richtung hält. "Für deine Tränen."

Rauch und Gift (BoyxBoy) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt