Kapitel: Erklärung

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Was ist die Kinderkrankheit Pseudokrupp, oder kurz nur Krupp.

Erklärung:

Was ist Pseudokrupp?

Pseudokrupp ist eine Atemwegserkrankung, bei der die Schleimhaut im Bereich des Kehlkopfes und der Stimmbänder entzündet und angeschwollen ist. Dadurch sind die Atemwege verengt, es kann eine starke Atemnot entstehen, die einen anfallartigen Husten (Krupphusten) auslöst und für das Kind lebensbedrohlich werden kann.

Unter Pseudokrupp-Anfällen leiden vorwiegend Säuglinge und Kleinkinder im Alter zwischen 18 Monaten und fünf Jahren. Bei älteren Kindern kommt es selten zu lebensgefährlichen Hustenattacken, da Kehlkopf und Luftröhre mittlerweite stärker geweitet sind. Laut Statistik sind Jungen häufiger betroffen als Mädchen und dicke Kinder öfter als schlanke! Außerdem treten Pseudokrupp-Anfälle in den Herbst- und Wintermonaten deutlich häufiger auf als im Frühjahr oder Sommer. Bei einem Anfall sollten die Bezugspersonen in jedem Fall Ruhe bewahren und den Kinder- und Jugendarzt rufen.

Ursachen

Ein Pseudokrupp-Anfall kann durch unterschiedliche Faktoren ausgelöst werden. Als Ursachen kennt man heute:

Virusinfektionen

bakterielle Infektionen

allergische Reaktionen

hohe Schadstoffbelastung in der Umwelt besonders Tabakrauch!

In den meisten Fällen werden Pseudokrupp-Anfälle durch Virusinfektionen (vor allem Marsern, Influenza-Viren und RS-Viren (respiratorisches Synzytialvirus) hervorgerufen. In selteneren Fällen verursachen Bakterien wie z. B. Staphylokokken und Haemophilus influenzae Typ B oder allergische Reaktionen einen Pseudokrupp-Anfall.

Mittlerweile ist es wissenschaftlich erwiesen, dass Luftschadstoffe in hoher Konzentration das Auftreten eines Pseudokrupp-Anfalls begünstigen. Auch Kinder, die in „Raucherwohnungen“ aufwachsen, sind weitaus häufiger davon betroffen.

Symptome & Krankheitsbild

Pseudokrupp-Anfälle treten meist ohne Vorwarnung und vorwiegend in den Abendstunden oder in der Nacht auf. Tagsüber dagegen bleiben die Kinder in der Regel beschwerdefrei! Bei einem akuten Pseudokrupp-Anfall leiden die Kinder unter trockenem, bellenden Husten, Heiserkeit und Atemnot. Typisch ist das laute Einziehen der Luft beim Einatmen.
In schweren Fällen besteht für das Kind sogar Erstickungsgefahr! Außerdem bekommen die Kinder Angst oder Panikattacken, aus Furcht vor dem Ersticken. Da häufig eine vorausgegangene Erkältung den Pseudokrupp-Anfall verursacht, leiden die Kinder häufig auch unter Husten, Schnupfen und Fieber.

Auswirkungen

Ein Pseudokrupp-Anfall kann in unterschiedlichen Schweregraden auftreten. Während sich bei manchen Kindern lediglich ein bellender Husten und leichte Atem- oder Schluckbeschwerden bemerkbar machen, besteht bei anderen Kindern akute Erstickungsgefahr. Dann muss sofort der Notarzt oder Rettungsdienst gerufen werden. Ist der Anfall nicht ganz so schlimm, sollte man trotzdem sofort den Kinderarzt aufsuchen. Der Kinderarzt verabreicht und verordnet Medikamente (Kortisonzäpfchen, Inhalator), damit sie bei einem erneuten Anfall immer griffbereit sind.

Die meisten Pseudokrupp-Anfälle verlaufen ohne Komplikationen. In manchen Fällen kann sich die Entzündung jedoch auch auf das Mittelohr, die Luftröhre oder sogar auf die Lunge ausbreiten. Bei einer bakteriellen Infektion besteht dann die Gefahr einer Lungenentzündung.

Diagnose

Aufgrund der charakteristischen Symptome wie bellender Husten und dem hörbaren Einziehen der Luft beim Einatmen kann der Kinderarzt einen Pseudokrupp-Anfall sofort erkennen. In seltenen Fällen ist es sinnvoll, eine Blutuntersuchung durchzuführen bzw. einen Abstrich machen zu lassen, um auf eine bakterielle Infektion hin zu untersuchen. Wird ein Pseudokrupp-Anfall durch Bakterien ausgelöst (z.B. Staphylokokken oder Haemophilus influenzae), ist die Anzahl Leukozyten deutlich erhöht.

Therapie

Eine der wichtigsten Maßnahmen ist: Ruhe bewahren und versuchen, das Kind zu beruhigen. Herzklopfen, Erstickungsangst und Unruhezustände können den Anfall nämlich noch verschlimmern. Damit das Kind so schnell wie möglich wieder ausreichend Luft bekommt, muss man sofort mit folgenden Maßnahmen helfen:

Das Kind hoch nehmen oder zumindest aufrecht hinsetzen.

Feuchtwarme Luft erleichtert dem Kind das Atmen. Am besten lässt man heißes Wasser in die Badewanne einlaufen, damit Dampf entsteht, setzt sich mit dem Kind auf den Badewannenrand und lässt es tief einatmen. Falls bereits ein Inhalationsgerät im Haushalt ist, sollte das Kind mit Kochsalzlösung inhalieren.

Alternativ dazu kann man das Kind vor einen offenen Kühlschrank setzen. Denn auch kühle, feuchte Luft lindert die Atemnot. Oder an das geöffnete Fenster, entsprechend angezogen. Frische Luft verstärkt die Sauerstoffzufuhr.

Kortison-Zäpfchen lassen die entzündliche Schleimhaut wieder abschwellen. Ebenso werden in der Klinik oder kinder- und jugendärztliche Praxis Inhalationen mit bestimmten Stoff (Adrenalin) zur Abschwellung durchgeführt. In der Akuttherapie hat Cortison keine Nebenwirkungen, kann jedoch lebensrettend sein. Daher keine Angst vor Cortison, es ist das richtige Hilfsmittel, um dem Kind die akute Atemnot zu nehmen und zu einer raschen Abschwellung der Kehlkopfschleimhaut zu führen.

Hat sich das Kind wieder beruhigt, sollte man ihm etwas Kühles zum Trinken (in kleinen Schlücken trinken!) geben., Wasser oder Tee, keine Milch!

Ist der Anfall vorüber, sollte man mit dem Kind an die frische Luft gehen (bzw. ans offene Fenster stellen).

Bei schwerer Atemnot muss sofort ein Arzt gerufen werden. Besteht akute Erstickungsgefahr, ist eine Intubation oder im Notfall sogar ein Luftröhrenschnitt erforderlich. Diese Maßnahmen sind sehr selten erforderlich.

Wichtiger Hinweis

Wichtig ist, dass ein – in der Regel eher harmloser – Pseudokrupp-Anfall von lebensgefährlichen Erkrankungen wie dem „echten“ Krupphusten oder der akuten bakteriellen Epiglottitis unterschieden wird. Deshalb sollte immer sofort ein Kinderarzt zu Rate gezogen werden, damit das Kind ausreichend untersucht und die richtige Diagnose gestellt werden kann. Bei dem „echten Krupp“ handelt es sich um Diphtherie . Daher sollten alle Kinder gegen Diphtherie und Haemophilus influenzae , dem Erreger der Epiglottitis, geimpft sein!

Eine der wichtigsten Maßnahmen ist, dass die Eltern Ruhe bewahren und versuchen das Kind zu beruhigen. Herzklopfen, Erstickungsangst und Unruhezustände können den Anfall nämlich noch verschlimmern.

Vorsorge

Kinder, die in einer Wohnung leben in der geraucht wird, sind „Passiv-Raucher“. Sie sind deutlich stärker gefährdet, Pseudokrupp-Anfälle zu erleiden. Deshalb sollten verantwortungsbewusste Eltern auf das Rauchen in der Wohnung prinzipiell verzichten.

Sind die Kinder besonders anfällig und erleiden häufiger einen Pseudokrupp-Anfall, sollten Eltern unbedingt darauf achten, dass die Luftfeuchtigkeit in den Wohnräumen (vor allem im Kinderzimmer) nicht zu niedrig ist (siehe Therapie).

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