❦legende 1; 5

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Ich hatte es gewusst.

Intuition.

Mit meinem spielend siegessicheren Lächeln, zeigte ich Ravi meinen liebenden Ich habs dir gesagt-Blick, den ich ihm gegenüber nur allzu gerne präsentierte. Mit großen Augen folgte er meinen nächsten Schritten.

"Also dann. Genießt das Wetter, ich muss los.", gab ich schnell von mir, während ich mit zwei Fingern nah an meiner Stirn, eine salutierende Bewegung nachahmte. Daraufhin verfolgte ich meinen geplanten Weg zügig weiter und schwirr erneut, wie ein Glühwürmchen durch den Wald der tausend Stimmen. Durch mein Zuhause.

"Guten Tag", flüsterte ich, als ich leise in das Hauptzelt eintrat und mich vor den vorhandenen Personen verbeugte. Sie alle sahen aus, wie vom hohen Rang, aber ich erkannte keines dieser Gesichter. Sie waren garantiert keine Pekalbewohner.

Pekalbewohner sind Waldmenschen. Sie leben im Wald der tausend Stimmen und manche dieser, in einem besonderen Camp, für besondere Kinder. Kinder, die hier aufwachsen sollen. Sie jedoch kannte ich nicht. Und ich war mir sicher, dass kein normaler Pekal jemals so aussehen würde. Wir waren eher Kämpfer, mit guter Ausbildung in vielen Gebieten, mit unseren eigenen Eigenschafften. Wir waren besonders. Unsere Kleidung war eher praktisch angelegt, als schick und in diesem Moment sah ich nur Kleidung, wie von Adligen.

Nach meiner wiederholten Begrüßung und all meinen Verbeugungen, betrachtete ich meine Gegenüber nun jedoch kritisch. Wer waren diese Personen?

"Das meine Damen und Herren, ist Hoseok. Einer der besten Schüler unserer Elite.", stellte mich unser Großmeister vor, als er plötzlich hinter einem Vorhang auftauchte. Seine raue Stimme brachte mich immer automatisch zum Erschaudern. Das kratzige Etwas, mit diesem tiefen, rauen Ton. Unser Großmeister ist alt.
Alt und Weise.
Wie er immer sagte, das man erst verstand, sobald man gesehen hat. Man musste erst alles gesehen, erlebt, verarbeitet und aus Fehlern gelernt haben müssen, bevor die Weisheit in einem Platz finden könnte.
Das Leben, welches man führt, ist vor der Weisheit. Man hat erst richtig gelebt, wenn man im Alter, als Weise bezeichnet werden konnte. Also brachten mich alleine diese Worte zum erröten.

Das klang stark nach einem Lob. Ein Lob vom Großmeister. Das war mehr, als man je gefühlt kriegen konnte. Für einen Pekal in diesem Camp war das alles.

Ich wusste nichts zu sagen.

Alle betrachteten mich neugierig, was ich nur mit einem zurückhaltenden hilflosen Lächeln beantworten konnte.
Erneut Guten Tag wünschen wäre wahrscheinlich zu viel.

"Könntet Ihr uns nun allein lassen? Ich muss mit unserem wertvollen Pekal unter vier Augen sprechen.", während die witzig gekleideten Personen das Zelt verließen, nickte ich langsam. Der Großmeister und ich mussten unter vier Augen sprechen.

Warte was?!

Wenn ich mir das so durch den Kopf gingen ließ, wurde ich immer nervöser. Wieso hatte ich das noch vor einigen Minuten für selbstverständlich und als normal angesehen?

"Komm näher junger Pekal.", sagte der Großmeister. Ich folgte den Anweisungen, wie auf Befehl. Wir Pekalcamp-Lehrlinge, waren quasi nichts anderes als merkwürdige Soldaten. Nur ohne Rüstung und unsere Art zu kämpfen, unterschied sich auch stark von den Armeen unseres Königs. Wie ich bereits sagte, wir waren besonders.

"Hoseok, es ist wichtig, wie du dir vielleicht schon denkst.", begann er. Ich hatte das Gefühl, als wäre durch diese ruhige Art, seine Stimme nur noch tiefer geworden. Ich schluckte schwer, jedoch nickte ich.

"Sie hatten mich hergebeten. Was ist Ihr anliegen, wenn ich fragen darf?"
Mit jedem Wort wurde ich nervöser.

"Es geht um einen Brief, Hoseok.", er atmete stark aus. "Ein Brief, der dich betrifft.."
Je mehr er die Worte hinauszögerte, desto mehr hatte ich ein unruhiges Gefühl.

"Ein Brief also? Soll ich ihn lesen?", fragte ich nach, da ich nicht wusste, worauf unser Großmeister hinauswollte.

"Lesen? Nein.", er schüttelte seinen Kopf, "Ich sage dir alles, was du wissen musst.."
Es bildete sich zwischen meinen Augenbrauen eine steile Falte, die ich nicht beabsichtigt hatte. Aber immer noch sagte ich nichts. Ich ließ ihn weitersprechen.

"Es ist eine Einladung.", waren seine nächsten Worte.

Ich stockte. "Eine Einladung? Für mich?"
Dies klang doch gar nicht so schlecht. Ich begann wieder mein übliches Lächeln zu zeigen, da ich keine Sorge, bei dem Wort Einladung zu haben schien. Meine Nervosität stieg jedoch wieder, mit den nächsten Worten des Großmeisters.

"Hoseok? Die Einladung stammt vom König höchstpersönlich.."
Jedes seiner Worte wurde ruhiger und ich nur das Gegenteil davon.

Mein Blick sprach für sich: 'Wie bitte?' Weshalb sollte unser König nach mir fragen? Während ich mir diese Frage stellte, entging mir ein bestimmtes Bild nicht. Es flackerte immer wieder, wie eine Erinnerung, vor meinem inneren Auge.

Ein Bild.

Ein Wappen.

Das Wappen der Kims-Familie.

Der Brief.

"Ich habs gesehen?", nuschelte ich in mich hinein, aber ich wurde gehört.

Verstehend nickte er: "Du hast es also gesehen..."
Mit großen Augen, die abwechselnd zum Boden und dann zum Großmeister vor mir blickten, bestätigte ich seine Feststellung.

"Nun gut. Wie gesagt, du wurdest eingeladen. Aufgrund deiner erfolgreichen Ausbildung hier und deiner besonderen Fähigkeiten wegen. Und verstehe dies nicht falsch, aber es ist eher ein notwendiger Befehl, als eine Bitte, dieser Einladung zu folgen.."
Ich sog jedes einzelne Wort auf, doch hatte nicht besonders das Gefühl schlau daraus zu werden.
Ich nickte nur bestätigend.

"Wenn es so wichtig ist, dann muss ich wohl. Ich hoffe, ich werde den Erwartungen gerecht."

"Da bin ich mir sicher.", er schien zu überlegen, ob er die nächsten Worte aussprechen sollte.

"Beschütze dich und die du liebst, dann wird auch ganz Jayona sicher sein.."

Ich wollte ihn nicht wieder mit tausend Fragen im Gesicht stehend anblicken, weswegen ich die Worte erst durchsickern ließ.

Ein räuspern seinerseits.
"Nun denn. Du wirst wohl umgehend aufbrechen müssen.", kam es vom Großmeister.

Ich stockte; schluckte. Versuchte mich zu erinnern.

Diese Worte? Sie erinnerten mich an etwas.

Wie an einen Traum.

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-choco

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