2 - three days ago

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Die Wahrheit trifft mich ins Gesicht, als hätte ich am Set von Miley Cyrus Wrecking Ball am falschen Platz gestanden und eine nackte Miley auf einer Abrisskugel käme genau auf mich zu.
Vor mir steht ein ausgewachsener Mann, 3 Tage Bart, schon gräuliche Haare und sieht auf mich herab; im wahrsten Sinne des Wortes, denn das was er sagt, nämlich die unumgängliche Wahrheit, ist herablassend. Mehr als das, und obwohl Deutsch 5,3 Millionen Worte hat, fällt mir keins ein, wie ich meine Gefühle, die in diesem Moment wie ein Wirbelsturm über das leere Schlachtfeld meiner Seele tosen, beschreiben soll.
Verzweifelt
Wütend
Traurig
Alleine
Fehler
,,Ich möchte das, was vor 15 Jahren passiert ist, vergessen. Du bist doch 14 Jahre ohne mich klargekommen, Mary-Ann. Es tut mir leid, aber ich habe schon eine Familie."
Ich sehe auf den Teppich, bunte Rechtecke zusammen genäht und zu einem Teppich gemacht, und nicke nur.
Mein Herz tut weh, ich will schreien, ich will weinen, ich will ihn anschreien und fragen, warum jeder seine Liebe verdient, nur ich nicht. Aber ich tue es nicht, ich tue gar nichts, außer auf den Strickteppich zu starren.
Mit tut alles weh.
Auf einmal scheint meine Kleidung zu schwer, sie scheint mich langsam in den Abgrund zu ziehen. Der Boden tut sich auf und ich sinke durch ein tiefschwarzes Loch in die Kälte.
In Realität starre ich einfach nur auf diesen gottverdammten Teppich und versuche ein Wort aus mir heraus zu bekommen.
Ich will alle fragen loswerden, die sich in 14 Jahren Lebenszeit in meinem nutzlosen Hirn angesammelt haben, doch alles, was ich aus meinem dummen Mund heraus quetsche, ist ein leises Wimmern.
Ich zwinge mich meinen Erzeuger anzusehen, emotionslos sieht er mich an.
,,Ich muss gehen. Bitte keine Briefe mehr, Mary-Ann." er dreht sich auf den Absatz um und geht den selben Weg zurück, den er vor 5 Minuten gekommen ist.

Ich spüre wie mein Herz bricht. Eine Hälfte von mir ist grade aus der Haustür gegangen, mit ihr Hoffnung; die Hoffnung auf meine Familie, auf ein normales Leben. Ein Leben fern weg von ständigen Umzügen, zu wenig Geld (obwohl Mom 3 Jobs hat) und Einsamkeit. Ich spüre wie meine Knie mit dem Teppich kollabieren und meine Hände sich auf mein Gesicht presse. Die Stille erdrückt mich; niemand ist hier. Niemand atmet, bewegt, lebt mit mir. Ich bin alleine. Und plötzlich wird die Stille zu laut.

Ohrenbetäubend.

Mein Kopft brennt und pulsiert. Immer weiter; ob das mein Herzschlag ist?
Ich zähle.

1,2,3,4

Ich bin tot. Wärme hüllt mich ein, das ist es. Ich komme jetzt irgendwo hin, Himmel oder Hölle oder gar nichts. Gleich werde ich es wissen. 

5,6,7,8

,,Mary.. Ich bin hier. Hier, verstehst du? Bitte wach auf. Bitte"
Ich fühle etwas. Ich spüre etwas Vertrautes bei mir. Etwas, das mir sagt, dass es bald vorbei ist. Bald...

9,10.

Ich öffne meine Augen und alles prasselt auf mich ein. Licht, Weiß, weich, warm, kalt, nass, Bett. Ich liege in einem Bett.

,,Mary! Oh Mary, Liebling!" Vertraute Stimmen dringen zu mir, meine Hand greift nach ihrer Hand.
Ich will zurück. Zurück in einen dämmerischen und stumpfen Schlaf. 
,,Wo bist du grade? Komm zu mir zurück, Liebling. Komm zurück, ich bin hier, ja Ich bin hier, bitte komm zu mir, es wird alles gut."
Ich blinzle und sehe zur Seite, Mom lächelt mich an, das schönste und ehrlichste Lächeln der Welt. Ich will zurück lacheln, aber es gibt nichts zum Lächeln.

Ich bin ein Fehler.

,,Du bist bei mir, Sweety. Alles wird gut, ich verspreche es." Ich drücke ihre Hand und nicke leicht, aber das stimmt nicht. Sie lügt, sie lügt, um an einer Illusion festzuhalten. Sie will das Bild einer perfekten Familie aufrecht erhalten und versteht nicht, dass das nie passieren wird. Niemals.

Affärenkind //Harry Styles AUWhere stories live. Discover now