„Ich hab hier ‚ne Göre gefunden! Die hat ein Dämonenjäger-Messer. Untersucht mal den Jungen danach, ob er auch eins hat.“ Gesagt getan. Augenblicklich grabschten drei paar Hände nach Ben und tasteten ihn ab. Ziemlich bald hatte einer davon, David, das Messer in der Hand und hielt es in die Höhe.

   „Ihr zwei wolltet uns wohl ausschalten? Na das ist offenbar schief gegangen.“ Grob schubste er mich vorwärts. Schief gegangen war es dank Ben in der Tat, das hieß aber noch lange nicht, dass ich es nicht noch nachholen würde. Verbittert ließ ich mich durch die Halle in Bens Richtung schubsen. Nun, so musste ich mir wenigstens nichts mehr einfallen lassen, wie ich die Dämonen von Ben ablenkte.

   Als wir bei den anderen Dämonen und Ben ankamen schüttelte es mich instinktiv und ein Stich des Mitleids durchfuhr mich. Bens linker Arm stand in einem merkwürdigen Winkel ab und er lag zusammengekauert auf dem Boden, weil er überall Schmerzen hatte und sich kaum noch bewegen konnte. Mit einem gequälten Blick sah er abwechselnd von mir zu diesem David und wieder zurück.

   Grob wurde ich zu Boden geschubst, sodass meine Beine unter mir wegknickten. Ich konnte mich gerade so noch mit den Händen abstützen, sodass ich nicht hart auf dem Boden aufschlug. Langsam setzte ich mich hin und funkelte dann die Dämonen an, die um uns herum standen. Der der mich hierher ‚geführt‘ hatte, sah am wenigsten heruntergekommen aus. Er trug ordentliche und saubere Jeans und dazu ein schwarzes Hemd. Die Haare waren so kurz geschnitten, dass sie gar nicht erst die Möglichkeit hatten usselig und strähnig auszusehen. Ich nahm mal an, dass das ihr Anführer war, so wie die anderen auf ihn hörten. Dass ausgerechnet er derjenige gewesen sein musste, der mich überrascht und somit gefangen hatte, ärgerte mich.

   „Da schmollt die Kleine!“, rief er mit einem rauen Lachen. Dann deutete er auf Ben und mich und wies die anderen an: „Fesselt die beiden lieber, vor allem die Göre. Ich glaube nicht, dass der Junge noch großartig was versuchen wird, aber sicher ist sicher.“

   Sofort liefen alle Dämonen los um die Aufgabe ihres Anführers zu erfüllen. Wieder musste ich den Drang unterdrücken mir mit meiner Hand gegen die Stirn zu schlagen. Ihr Anführer dachte wohl das gleiche, denn er durchbrach dieses heillose Durcheinander mit seiner donnernden Stimme. „Verflucht, was tut ihr da? Für diese Aufgabe braucht man nur einen einzigen. Außerdem könnt ihr das auch anders erledigen. Nur weil ihr nun in Menschenkörpern steckt, heißt das nicht, dass ihr euch nicht mehr verhalten könnt wie Dämonen - im Gegenteil!“ Dann hob er die Hände und kurz darauf wurden meine Arme beide ruckartig nach hinten gerissen und irgendetwas schnürte sich um meine Handgelenke und schnitt mir in die Haut. Als ich meinen Kopf drehte und mir über die Schulter blickte konnte ich erkennen, dass er mir mit Draht die Hände gefesselt hatte.

   Wieder blickte ich wütend zu ihm. Die anderen Dämonen standen immer noch wie angewurzelt da und sahen so aus als sei ihnen gerade erst wieder eingefallen, dass sie sowas ja auch konnten.

   Ein leises Stöhnen zu meiner Rechten riss mich aus den Gedanken. Auch Bens Hände waren mit Draht gefesselt. Was ich bei mir spürte konnte ich nun bei ihm sehen: Der Draht war so eng, dass er ihm in die Haut schnitt und langsam das Blut von seinen Handgelenken auf den Boden tropfte. „Er ist verletzt genug, es ist nicht nötig seinen Draht so eng zu machen.“ Meine Stimme war drohend und zeitgleich extrem ruhig, während mein Blick ihn warnend durchbohrte. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund spürte ich eine Art von Respekt, der von ihm ausging und auf mich gerichtet war. Er hörte doch tatsächlich auf mich und lockerte den Draht um Bens Hände, welcher sofort erleichtert ausatmete. Meinen Draht ließ er jedoch so eng. Dieses super dünne Zeug, das mich da aufritzte war zwar überaus unangenehm aber der Dämon würde mich ganz sicher nicht darüber klagen hören.

   Mit eiskaltem Blick beobachtete ich ihn. Er brauchte tatsächlich eine Weile, bis er es schaffte sich von mir abzuwenden und sich wieder zu seinen ergebenen Dämonen zu drehen.  

   „Es tut mir leid.“, flüsterte Ben plötzlich und dabei schleuderte er mir sein Bedauern geradezu entgegen. Ich sah zu ihm und zuckte nur mit den Schultern, da ich noch zu wütend war um ihm zu sagen, dass ich ihm verzieh. Stattdessen wollte ich meine Neugier stillen: „Kanntest du diesen Dämon da?“ Mit dem Kopf nickte ich in Richtung David. Traurig nickte Ben. „Ja er war eine sehr lange Zeit mein bester Freund. Vom Kindergarten bis zur 9. Klasse, danach ist er sitzengeblieben und ich bin ein paar Mal umgezogen. Er offensichtlich auch.“ Seine von Schmerzen und Traurigkeit erfüllte Stimme trieb mir beinahe die Tränen in die Augen. Vielleicht lag es auch an seinen wie immer intensiven Gefühlen die seinerseits auf mich einprasselten. Wieso musste Ben so furchtbar emotional sein?

   Ich blinzelte um die Feuchtigkeit aus meinen Augen zu vertreiben. Ich würde hier ganz bestimmt nicht anfangen zu flennen! Schnell verschloss ich mich wieder und ließ die Kälte durch meinen Körper strömen.

   Dennoch begann ich den nächsten Satz möglichst schonend. „Du weißt aber schon, dass es David nicht mehr gibt? Der Dämon in ihm hat Davids Seele verjagt. David ist tot.“ Ich sah Ben an, dass er das vorher zwar bereits gewusst hatte, es sich jedoch noch nicht eingestehen wollte. Eine Träne lief ihm über die Wange und er wandte sich von mir ab.

   Ich wusste nicht wie es sich anfühlte einen so guten Freund zu verlieren, doch angenehm war es sicher nicht. Dennoch verstand ich nicht so recht wieso Ben mich vorhin davon abgehalten hatte David zu töten. Er wusste doch, dass das nur noch der Körper war und nicht mehr wirklich David. Durch seine Naivität hatte er uns in ordentliche Schwierigkeiten gebracht. Ich war mir nämlich noch nicht so ganz im Klaren was die Dämonen nun mit uns vorhatten und wie wir hier wieder rauskommen sollten. Außerdem war ich jetzt auf mich alleingestellt, da Ben mit seinen Verletzungen nicht mal in der Lage war aufzustehen.

   „Fangt schon mal an ein paar der Kartons auszupacken. Unser Kontaktmann kommt in ein paar Stunden und will sich die Spiegel mal ansehen bevor er sie alle mitnimmt.“, hörte ich plötzlich den Anführer rufen.

   Spiegel? Ich spürte wie sich eine tiefe und unerklärliche Erleichterung in mir breitmachte, gefolgt von einem ebenso starken Gefühl der Genugtuung. Irritiert über diese plötzliche Wahrnehmung schüttelte ich den Kopf, doch die Erleichterung verflog nicht.

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Jetzt wisst ihr wieso Ben das gemacht hat ;) Kalißa kann ihm zwar (noch) nicht verzeiehn, aber könnt ihr es? ;)

Hoffe euch hat das Kapitel ganz gut gefallen :) Wenn ja freue ich mich natürlich riiieeeesig über votes *-* und Feedback :) (also feedback natürlich auch wenn euch was nicht gepasst hat ;) )

Und daaaanke wirklich nochmal an alle, die so fleißig lesen. Ich freue mich da so unendlich drüber, das könnt ihr euch nicht vorstellen *-* :D

Die JägerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt