10: No Men's Land

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Ich rollte die Augen und kämpfte mich durch die Menschenmenge zur Toilette, antwortete ihm nicht. Ja, es hatte ihn getroffen und es schien ihn ziemlich zu beschäftigen. Mehr, als ich erwartet hatte.

Ich merkte erst ziemlich spät, dass Finlay mir folgte. Überrascht drehte ich mich zu ihm um, sah hoch in seine tiefblauen Augen. Er fuhr sich durchs Haar, sah sich um und griff dann nach meinem Handgelenk. Zog mich hinter sich her in einen der Gänge, der zu den Toiletten führte und sich in dem Moment niemand aufhielt.

Nun presste er mich ganz bestimmt an die Wand und ich konnte seinen Körper an mir spüren. Seine Hände hatten meine Handgelenke ergriffen. Er nahm sich nicht die Mühe, auf mein fragender Gesichtsausdruck etwas zu sagen.

Ich spürte seinen warmen Atem an meinen Lippen. Er roch nach Alkohol. Es fühlte sich warm prickelnd, süsslich und erregt an.

Ich sagte nichts mehr. Seine Nase berührte die meine und im Gegensatz zu Jeremy, der mich sachte und federnd geküsst hatte, presste er seine Lippen hart auf die meinen. Fordernd, leidenschaftlich und innig. Seine Hände wanderten meinen Rücken hoch, vergruben sich in meinem langen Haar. Er liebkoste meinen Hals und wanderte wieder hoch zu meinen Mundwinkel. Und ich erwiderte seinen Kuss. Legte meine Hand auf seine Wange und stand auf die Zehenspitzen. Er küsste mich intensiver und überall wo er mich anfasste, blieb ein warmes Schaudern zurück. Es wäre nur masochistisch gewesen, sich zu sträuben. Denn in diesem einen Atemzug, in dem es zum Kuss kam, wollte einfach alles in mir mit Finlay sein.

Als er sich von mir löste, schlug er schweigend die Augen nieder und ich sah ihn ganz direkt an. Er fuhr sich erneut durch seine blonde kurze Mähne und holte tief Luft, legte den Kopf in den Nacken und sah mich dann wieder an.

Seine tiefblauen Augen trafen mich und seine Lippen waren gerötet. In mir drin flatterte alles. Und ich verspürte den Drang ihn erneut zu küssen, doch ich riss mich zusammen.

Nun wusste ich, was Lucien meinte. Finlay tat solche Sachen liebend gerne. Wahrscheinlich küsste er immer gleich ein Mädchen so, wenn es ihm danach war. Bestimmt. Obwohl es mir wirklich vorkam, als ob dieser Kuss.. hier mit mir.. extrem leidenschaftlich und sehnsüchtig gewesen war... Ich glaube nicht, dass jedes Mädchen so von ihm geküsst wurde -

,,Du hast nicht mit Lucien geschlafen, hast du?"

,,Nein" Ich war noch ganz betäubt um scharf nachdenken zu können. Ich hätte ihm alles geantwortet. Wahrscheinlich hätte ich sogar ja gesagt, wenn er mich darum gebeten hätte, mit ihm aus dem Fenster zu springen... und so hatte er mich erwischt.

Er lächelte und meinte: ,,Intelligenter Schachzug"

,,Gleichfalls", murmelte ich matt.

Dann schmunzelte er erneut und verschwand durch die Menschenmenge, zurück an die Bar.

Ich blieb zurück. Hatte er mich nur geküsst, weil er bestätigt haben wollte, dass an seinem Verdacht nichts lag? Nein. Das konnte nicht sein. Jemand, der nur aus solch berechnenden Gründen küsste, küsste nicht so... voller Herz und Seele. Nein.

Ich schnappte nach Luft und fuhr mir durchs Haar. Schluckte einmal und ging dann zur Toilette. Was ich eigentlich vorgehabt hatte. Ich wusste nicht, ob ich Finlay für diese kalte Berechnung hassen oder für die schweigende Sehnsucht in ihm lieben sollte.

Nur widerwillig kehrte ich an die Bar zurück. Doch es wäre den anderen ziemlich seltsam vorgekommen, wenn ich weitere 15 Minuten auf dem Klo geblieben wäre. Und Fragen beantworten - Gott, dazu war ich nun wirklich nicht im Stande!

Sie sassen alle beieinander. Und Mitchell diskutierte mit Jeremy und Finlay. Lucien sah mich kommen und lächelte kurz. Ich setzte mich neben ihn auf den Hocker und seufzte.

No Men's LandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt