2794 Das Auftauchen eines Hro sorgt für Unruhe unter den galaktischen Händlern

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Das ist wahrscheinlich der erste Irun-Anwärter seit mehreren hundert Jahren, zumindest in unserem Sektor. Später, bei der Erwachsenenweihe des Hro, kommt es aber nicht zur Ausbildung eines Irun. Die Lage beruhigt sich wieder.

Ein Hro ist ein Mercato-Individuum mit herausragender Persönlichkeit. Zur Erwachsenenweihe eines Hro kommen tausende Sippenschiffe. Manche Quellen sprechen von hunderttausend Schiffen. Während der Weihezeremonie werden Mercato-Jugendliche innerhalb weniger Wochen zum Erwachsenen. Körper und Geist werden in einer Art Verpuppung transformiert. Manchmal entsteht dabei ein charismatischer Anführer, genannt Irun, der alle anwesenden Sippen in seinen Bann zieht. Es ist nicht bekannt, ob es sich um eine mentale Beeinflussung der anwesenden Mercatos handelt oder ob der Einfluss eher biochemisch oder psychologisch erklärbar ist. Auch eine mentale Kontrolle wäre letztlich ein elektromagnetischer Effekt. Untersuchungen lassen die Mercatos nicht zu und das Ereignis ist auch viel zu selten.

Eigentlich sind die Mercatos Händler. Der Name wurde sehr treffend geprägt beim ersten Kontakt im Solsystem. Sie sind in einzelnen Sippenschiffen unterwegs und betreiben interstellaren Handel zwischen vielen Völkern. Jedes Schiff beherbergt eine Familie oder eine Gruppe von Familien.

Mercatos gibt es schon seit Millionen Jahren und vermutlich sind sie in einem Großteil der Galaxie vertreten. Trotzdem haben ihre Schiffe sehr verschiedene Techlevel. Die Technik scheint eng verbunden mit der Kultur der Sippe. Sippen mit niedrigem Techlevel hätten viele Gelegenheiten für Upgrades. Das scheint aber nicht wichtig zu sein. Man hat schon langsame Raumkrümmer auf dem technischen Niveau der ersten solaren Generation gesehen, die für interstellare Distanzen Jahre brauchen. Aber es gibt auch Sippenschiffe mit effektiven Geschwindigkeiten, die wir nicht erreichen können. Gerüchten zufolge ist ein Sippenschiff sogar zur gleichen Zeit an mehreren Orten aufgetaucht. Leider handeln Mercatos nicht mit ihrer eigenen Technik, sondern nur mit Produkten und Informationen anderer Völker.

Die jungen Mercatos lernen in einer 30-jährigen Ausbildung alles was ein Mercato-Händler wissen muss. Sie lernen Sprachen und andere Ausdrucksweisen bis sie ohne Übersetzer kommunizieren können. Dabei verzichten sie auf elektronische Hilfsmittel wie Erinnerungsimplantate und Assoziationsbooster. An die Händler-Ausbildung schließt sich nach der Erwachsenenweihe eine 80-jährige Ausbildung zum Meisterhändler an. Meisterhändler spezialisieren sich auf einzelne Völker, auf die spezifischen Kulturen der Handelspartner, auf einzelne Organisationen und sogar auf Personen. Das wird natürlich dadurch begünstigt, dass Sophonten in vielen Hochkulturen sehr lange leben und sich immer wieder begegnen. Meisterhändler benutzen aktiv und passiv unterbewusste Regungen der Gesprächspartner. Sie führen Verhandlungen akzentfrei mit angenehmen überzeugenden Stimmen, die nicht vom Übersetzer stammen und sie beherrschen Memetik auf höchstem Niveau. In dieser Beziehung befinden sie sich bei vielen Völkern auf Augenhöhe mit ihren besten Verhandlungspartnern. All diese Techniken lernen sie in ihrer langen Ausbildung.

Mercatos haben Zeit. Sie handeln nur um ihr Schiff im Betrieb zu halten. Man kann bei Mercatos günstig einkaufen, weil sie nicht nach Reichtum streben, sondern nur für den Unterhalt handeln. Auf der anderen Seite stehen sie oft weniger unter dem Zwang zum Abschluss als ihre Handelspartner. Mercatos führen das gleiche Leben wie ihre Vorfahren und sie streben keine Änderung an. Sie warten auf die Ankunft eines Irun. Die meisten Mercatos erleben irgendwann einmal die Erwachsenenweihe eines Hro. Aber nur wenigen Generationen ist es vergönnt, einen Irun zu erleben. Es ist die sogenannte "gesegnete" Generation, die dem Irun folgen darf. Mit der Ankunft des Irun endet ein Zyklus und die galaktischen Händler gehen ihrer Bestimmung entgegen.

Der Irun sammelt alle Sippen im Umkreis von mehreren tausend Lichtjahren um sich. Dann führt er sie zu einer gemeinsamen Aufgabe. Aus Sicht der anderen Völker werden die Mercatos verrückt. Sie geben ihre normale Handelsaktivität abrupt auf und verfolgen den Plan des Irun. Mit dem Tod des Irun kehren sie dann wieder zum Handel in einzelnen Sippenschiffen zurück. Irun-Ereignisse sind so selten, dass man keine Regelmäßigkeiten erkennen kann. Im lokalen Sektor, den umliegenden 3.000 Lichtjahren, sind in den letzten 10.000 Jahren nur 3 Irun-Ereignisse bekannt. Es gibt Hinweise auf einige weitere. Aber deren Quellen sind nicht nachprüfbar und die Beschreibungen sind nicht eindeutig.

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