Funkstille

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Melissas Sicht

Am liebsten würde ich ja jetzt für immer zuhause bleiben. Mich nie mehr aus meinem Zimmer bewegen, sondern einfach - den Kopf vergraben unter meinem Kopfkissen - auf meinem Bett liegen bleiben und meinen Tränen freien Lauf lassen. So sehr ausgenutzt, allein und todtraurig fühlte ich mich. Und wenn es nach mir ging, so würde ich mich keinem mehr zeigen wollen. Doch das - so predigten mir es Tessa, Jennifer und Marina immer wieder -  sei absolut der falsche Weg. Ich musste stark sein. Auch, wenn es mir schwer fallen würde, Andrea und Kathrin gemeinsam zu sehen, ich durfte das nicht allzu sehr an mich heranlassen. Also, schluckte ich meine Traurigkeit so gut ich konnte runter und begann, meinen Alltag wieder aufzunehmen. Die Schulbank drücken, in den Pausen mit meinen Freundinnen zusammen sein und Hausaufgaben - sofern wir welche aufbekommen sollten - bearbeiten. Typisch "braves Mädchen". Doch so ganz ohne einen bitteren Beigeschmack klappte es leider doch nicht. In einer kurzen "Verschnaufspause" - ich hatte mich mit Tessa, Marina und Jennifer vor dem Klassenzimmer versammelt - kam es, dass, während wir uns unterhielten, plötzlich Kathrin an uns vorbeiging. Sie warf uns unsicher einen Blick zu und ging dann schnell weiter. "Mädels, ich hab's schon oft gesagt", meinte Jennifer, "aber diese falsche Masche hätte ich ihr nicht zugetraut." "Ich auch nicht", schloss sich Marina an, "einfach so falsch und hinterfotzig." Ich sagte gar nichts dazu. Es schmerzte zu sehr, darüber zu reden und ich war - für meinen Geschmack - schon viel zu lange ein Wasserfall gewesen. Diesen Schuh wollte ich mir hier in der Schule definitiv nicht anziehen. "Oh nein", riss mich Marinas Stimme urplötzlich aus meinen Gedanken, "jetzt kommt der auch noch." Ich sah in die Richtung, in die meine Freundin deutete und erkannte Andrea, der sich einen Weg zu uns durchbahnte. "Das gibt's doch nicht", murmelte ich und wandte mich demonstrativ um, während sich meine Freundinnen schützend vor mir aufbauten. "Was willst Du, Du Penner?", zischte Tessa, doch Andrea ignorierte sie und wandte sich direkt an mich. "Meli, können wir bitte reden?" "Sie will aber nicht mit Dir reden, kapiert?", mischte sich nun Jennifer ein und Marina funkelte Andrea nur wütend an. "Checkst Du's eigentlich noch?", fragte Jennifer weiter. "Du hast sie echt verletzt!" "Das tut mir ja leid", verteidigte sich Andrea, "aber, das kann sie mir doch selbst sagen, oder?" Was glaubte der eigentlich, wer er ist? Aber, gut, erfüllen wir ihm doch mal den Wunsch. "Pass mal auf, Arschloch", platzte es aus mir heraus. "Ich hab es dir vorhin schon einmal erklärt, wiederhol mich für dich aber gern ein zweites Mal: VERZIEH DICH! UND LASS MICH IN RUHE!" Damit ließen wir Andrea wie einen begossenen Pudel zurück - und mal ganz im Ernst? Anders verdient hatte er es nun wirklich nicht, oder?      

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