Das Spiel beginnt von vorne

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Kathrins Sicht

Schon beim Einbiegen in die Einfahrt war mir das große und imposante Schulgebäude aufgefallen und je näher wir den Parkplätzen vor dem Gebäude kamen, desto lauter wurde mein Fluchtreflex. Zu gerne wollte ich alles rückgängig machen und zurück zu meiner Mutter, doch ich verdrängte den Gedanken schnell. Es würde meiner Mutter nicht gut tun, wenn ich plötzlich wieder bei ihr aufschlagen würde. Nein, ich musste einfach das Beste draus machen. Ich verabschiedete mich von meiner Tante und stieg aus dem Wagen. "Los geht's", murmelte ich, atmete einmal tief durch und setzte mich gen Schuleingang in Bewegung. Hier und da standen kleine Gruppen, die sich gut gelaunt unterhielten. Von mir nahm niemand Notiz und wenn ich ehrlich war, war mir das auch sehr recht. Fast schon zögerlich ging ich zur großen Schultür und zog sie auf. Da stand ich nun also - die Schulflure waren nur wenig besucht, hier und da eilten zwei (oder drei) Schüler vorbei, die es eilig hatten, doch mein Ziel war das Büro der Schuldirektorin. So lief es jedes Mal ab. Der Gang in die neue Schule, die Direktorin/der Direktor bringt dich zu deiner neuen Klasse und nach ein, zwei Wochen wirst Du von deinen Mitschülern blöd angeschaut. Ja - ich konnte ein Lied davon singen, das könnt ihr mir ruhig glauben. Ich hatte das Büro der Direktorin schnell gefunden und klopfte zögernd an die Tür. Noch immer meldete sich mein Fluchtreflex, doch ich atmete erneut durch und gab mir einen Ruck. "Guten Tag", begrüßte mich eine freundliche Dame, die hinter einem Schreibtisch saß. "H-hallo", begrüßte ich sie, "i-ich bin Kathrin Foster, ich... ich bin neu hier." Die Dame hinter dem Thresen blätterte in einem Ordner und erhob sich dann von ihrem Sitzplatz. "Ah richtig, Du bist unsere neue Schülerin, komm bitte, ich zeige Dir nun deine neue Klasse. Ich bin übrigens Frau Müller. die Direktorin der Schule." "Freut mich, Sie kennenzulernen", sagte ich höflich und trottete dann hinter ihr her. Wir gingen eine zweistöckige Treppe nach oben und bogen in einen langen Flur, der an einem großen und runden Fenster endete. Wir machten Halt vor einer geschlossenen Tür, in der Nähe des Flurendes und sie blieb stehen. "So, Kathrin, das ist die Klasse von Herrn Peters, er ist Dein Klassenlehrer und wird alles weitere mit Dir durchgehen. Solltest Du Fragen haben, darfst Du aber auch jederzeit bei mir vorbeischauen, in Ordnung?" Ich nickte. "Gut", fuhr sie fort und klopfte an der Tür. "Herein", hörte ich die Stimme meines zukünftigen Klassenlehrers dumpf aus dem Klassenzimmer tönen und Frau Müller, die Direktorin, öffnete die Tür zum Klassenzimmer und ergriff  auch sogleich das Wort. "Hallo, entschuldigen Sie die Störung, Herr Peters, ich bringe Ihnen Ihre neue Schülerin." "Ah", begrüßte mich Herr Peters freundlich, "dann komm doch rein und setz dich." Mein Blick wanderte unschlüssig durch den Klassenraum und jetzt kamen auch die argwöhnischen Blicke, die mir begegneten. Ein Mädchen, neben das ich mich setzen wollte, schob den Stuhl ihres Nachbartisches eng an den Tisch ran, ein Junge schüttelte den Kopf und ein weiteres Mädchen gab mir mit einem trockenen "Ist besetzt" zu verstehen, dass ich nicht erwünscht war. Na toll. Genauso wie in den Schulen vorher..... "Du kannst dich zu mir setzen, wenn du willst", ergriff nun ein blondhaariges Mädchen, ungefähr in meinem Alter, das Wort und ich setzte mich mit einem schüchternen "Danke" neben sie. "Super", sagte Herr Peters, nachdem ich mich auf den Platz gesetzt hatte, "dann hat das ja doch noch geklappt.  So - dann würde ich sagen: machen wir weiter mit dem Unterricht...." 

"Ich bin Melissa", stellte sich meine Sitznachbarin in einer kleinen Pause vor. Sie setzte sich neben mich auf die Stufe der nach unten führenden Treppe. "Hi", erwiderte ich schüchtern und schaute verlegen zu Boden. "Ich heiße Kathrin." "Hör mal", sagte Melissa ernst, "du darfst die anderen nicht ganz für voll nehmen. Die tun sich schwer, wenn jemand neues kommt. War bei mir am Anfang auch so." "Bei Dir?", fragte ich leise, "aber warum? Ich mein.... ich mein, Du bist doch nett." "Danke", antwortete sie mir, "aber das hat sie, als ich hierherkam,  trotzdem nicht davon abgehalten, sich so zu benehmen, wie sie es bei Dir getan haben. Mach Dir keine Sorgen, wenn sie gemein zu Dir sind, werde ich dir zur Seite stehen. Versprochen, okay?" Jetzt lag es erneut an mir, mich zu bedanken. "Lass uns wieder reingehen", sagte sie nach einer Weile, "es hat schon zweimal geklingelt. Beim dritten Mal bekommst Du Ärger - das willst Du an deinem ersten Tag hier sicher vermeiden, richtig?" Ich schmunzelte und gemeinsam gingen wir zum Klassenzimmer zurück. Mit Melissa an meiner Seite fühlte sich der erste Schultag gar nicht mehr so zäh und anstrengend an.   

Unzerstörbare Freundschaft?!Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin