Luna Lovegood

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Ich blinzelte langsam die Augen auf und starrte auf die Decke. Keine Sonnenstrahlen,
kein Nichts. Langsam steht der Herbst vor der Tür. Als ich mich im Zimmer umsah und schließlich auf die Uhr sah, bemerkte ich wieder die Erste zu sein, die aufgewacht war.
Während ich mir etwas warmes zum Anziehen suchte, regte ich mich im Stillen darüber
auf, ausgerechnet an Wochenenden früh aufzuwachen. Warum nicht an Schultagen?
Ich entschied mich für einen warmen weißen Rollkragenpullover und machte mir meine
Haare zu einem Dutt.
Es vergingen mittlerweile viele Wochen und Cia und ich sprachen kaum noch miteinander. Sie verbrachte viel Zeit mit den Weasley-Zwillingen, was sie oft zum Lachen brachte. Das Zubereiten und Verkaufen von deren selbst-gemachten Süßigkeiten und Scherzartikeln, diente ihr offensichtlich zur Ablenkung.
Ab und zu wachte ich nachts auf und bekam mit, wie sie in ihr Kissen weinte. Was auch immer sie gerade durchmachte, sie tat mir ausgesprochen leid. Doch jedes Mal, wenn ich sie darauf ansprach, lenkte sie vom Thema ab oder ignorierte mich geradewegs.
Ich nahm mir in den kommenden Ferien vor das Verhältnis zu Snape geradezubiegen. Denn seit der letzten Auseinandersetzung, schien es mir, als wäre er mir zu einer fremden Person geworden.
Und Harry? Er tat mir leid, dass er aufgrund der Strafstunden bei Umbridge nicht sein Lieblingssport ausschöpfen konnte und ausgerechnet an diesem Tag das Auswahlspiel für neue Spieler verpassen musste. Er hatte mir erzählt, dass Ron es auch versuchen würde und ich drückte ihm ehrlich die Daumen dafür.
Als ich aus dem Gemeinschaftsraum schlenderte, hörte ich aufgeregte Stimmen im Korridor hallen. Ich näherte mich den Stimmen und blieb abrupt stehen, als ich Dumbledore und McGonagall sprechen erkannte. Sie befanden sich womöglich in dem nächsten Gang, weshalb ich mich ans Ende meines Ganges stellte und vorsichtig lauschte.
„...müssen es sagen, bevor sie es selber herausfindet, Albus!"
„Sobald die Zeit da ist-"
„-Die Zeit ist schon gekommen, das Mädchen macht sich Sorgen und Merlin weiß, wie lange sie brauchen wird, um... Albus, desto später sie davon erfährt, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie die Kontrolle verliert und zu einer Gefahr wird"
Stille. Sowohl in meinem Herzen, als auch aus ihrem Munde. Sprachen sie etwa über mich?
„Severus wird nicht begeistert sein. Weiß er es schon?" hakte Minerva noch einmal
nach. Und endlich kam auch Albus zu Wort. „Womöglich hat Severus schon seit ihrer Ankunft eine Theorie aufgestellt. Ihre Augen, Minerva. Ich denke er wird seine Rolle gut spielen, wenn er es erst einmal wirklich weiß. Und jetzt komm, wir reden lieber in meinem Büro weiter."
Worüber sprachen sie? Was soll Snape wissen und welche Theorie sollte er nach
meiner Ankunft aufgestellt haben? Und welche Rolle?
Auf dem Weg zur Großen Halle stieß ich gegen eine Person und
lachte auf, als ich ihm ins Gesicht sah. Harry.
„Auch so früh wach?" fragte ich grinsend und bemerkte wie zerknirscht Harry aussah. „Alles okay?"
„Ja...alles gut, komme gerade aus der Eulerei. Wollte nur ein Spaziergang machen, wir
sehen uns" sagte er abwimmelnd und ging hastig an mir vorbei. Als ich mich umdrehte,
war Harry stehen geblieben und sah mich an. „oder... möchtest du mitkommen?"
Ich schenkte ihm ein Lächeln und folgte ihm.
Auf dem Weg gestand Harry mir, ein Mädchen namens Cho aus Ravenclaw zu mögen,
die er vorhin in der Eulerei traf. Er erzählte mir, dass er dachte, sie würde ihn dafür
hassen, dass er und nicht ihr toter Freund Cedric, lebt. Doch das tat sie natürlich nicht. Von Harry's wenigen Details über Cho, konnte ich mir nur ein grobes Bild von ihr machen. Ein zierlich schüchternes und emotionales Mädchen. Aber vom Sehen kannte ich sie und muss zugeben, dass sie wirklich hübsch war. Ich freute mich für ihn. Er erzählte mir auch, wie ihm niemand die Sache über den dunklen Lord, oder eher „Voldemort" glaubte (ausgeschlossen Hermine und Ron natürlich) und behaupten, Dumbledore wäre ebenso leichtgläubig. Es machte mich wütend und ein hitziges Gespräch entstand dadurch. Er war auf unserem Spaziergang sehr ehrlich zu mir und ich erfuhr Dinge, die ich von Snape wohl nie erfahren hätte, wenn ich selbst nie danach fragen würde. Ob er sie mir aus Angst vorenthielt?
Außerdem vermisste er seinen Onkel sehr und lud mich ein, ihn in den Ferien an Weihnachten zu besuchen, um ihn und Ron's Familie kennenzulernen. Ich nahm dankend an und hoffte inständig, Snape würde es mir erlauben.
Wir spazierten mittlerweile in einen Teil des verbotenen Waldes hinein, der nah am Rande von Hagrid's Hütte lag. Harry wollte mir bestimmte Gestalten zeigen, von denen er dachte, nur er könne sie sehen.
„Was sind das denn für Gestalten?" fragte ich.
„Naja, so... Pferde mit Flügel. Aber ohne Fleisch. Eher Knochen und... keine Augen"
erklärte er unsicher. „Du meinst die, die die Kutschen angezogen haben?" bemerkte ich und Harry hob die Augenbrauen. „Heißt das, du konntest sie auch sehen?"
„Gibt es denn jemanden, der sie nicht sehen kann?" fragte ich stirnrunzelnd und Harry zuckte sprachlos die Achseln.
Der verbotene Wald hatte etwas schönes an sich. Es war anziehend geheimnisvoll und war wie der Ozean auf Land. Unergründlich.
Mitten im Gehen bückte Harry sich und begann seine Schnürsenkel zu schnüren, da sie
bei ihm aufging. Ich stolperte ungeschickt über sein Fuß und zischte auf. „Verdammt"
Als ich mich wieder aufrüttelte, stockte mir der Atem. Genau vor mir stand das Wesen, von der Harry sprach und ich bereits gesehen hatte. Von Nahem und bei Tageslicht, sah es jedoch schon etwas anders aus. Es hatte wirklich keine Augen. „Wow" wisperte ich. Wir standen eine Weile schweigend da und musterten dieses geheimnisvolle Wesen, was für mich nur schwer zu realisieren war.
Als wir schließlich ein Stückchen weitergingen, entdeckten wir ein Mädchen mit langen blonden Harren vor uns, die die Wesen ebenso sah und sie fütterte. Doch das merkwürdigste dabei war, dass sie barfuß war. Harry ging ohne ein Wort auf sie zu und ich folgte ihm, „Wer ist das?" flüsterte ich. „Luna Lovegood, habe sie auf dem Hinweg nach Hogwarts kennengelernt."
„Hallo, Harry Potter und Aurelia Austen" sagte Luna, ohne sich umzudrehen. Ich starrte
Harry mit aufgerissenen Augen an, doch er reagierte nicht darauf und blickte nur auf ihre Füße herab. „Deine Füße... die sind kalt oder?" fragte Harry, nun näherte ich mich auch und stellte mich neben ihn. „Etwas" sagte sie ruhig. Erst jetzt fielen mir ihre hellblauen Augen auf. Sie war sehr schön, auch wenn etwas seltsam.
„Dummerweise sind alle meine Schuhe auf geheimnisvolle Art verschwunden...Ich habe
ganz stark die Nagel im Verdacht" fügte sie entschlossen hinzu und ich zog verwirrt
meine Augenbrauen zusammen. „Was sind Nagel?" flüsterte ich und er zuckte nur die Schultern. Das Pferd trappte von uns weg und ließ uns drei alleine stehen.
„Was sind das für Wesen?" fragte ich. „Sie heißen Thestrale. Sie sind eigentlich ganz
sanft aber viele fürchten sich vor ihnen. Sie sind eben recht..."
„...Speziell" ergriff Harry das Wort und Luna und ich nickten vor uns hin. „Wie kommt es, dass die anderen sie nicht gesehen haben?" hakte Harry nach, als wir auf ein kleines Fohlen hinüber gingen. „Sie können nur von dem gesehen werden, der den Tod gesehen
hat." erklärte sie und ich bekam Gänsehaut. „Was? Ich meine... wie?" stotterte ich und sie schenkte mir ein sanftes Lächeln. „Dann... kanntet ihr also jemanden
der gestorben ist?" fragte Harry und Luna nickte. „Meine Mom." begann sie und
erzählte alles. In meinem Kopf schwirrten Gedanken und ich konnte mich nicht fassen.
Den einzigen Tod, den ich gesehen hatte, war der von Mary. Doch war sie bereits tot, als ich antraf. Oder? Ich schluckte schmerzvoll. „...einer von ihren Zaubern ist fürchterlich schief gegangen. Da war ich neun."
„Es tut mir leid" sagte Harry. „Mein Beileid" fügte ich hinzu.
„Ja, es war ziemlich furchtbar" antwortete sie. „Und ich bin oft unheimlich traurig deswegen, aber...ich habe ja noch Dad" sagte sie beruhigend und griff in ihre Umhangtasche. „Wir beide glauben dir übrigens" sagte sie schließlich und warf ein
rohes Stück Fleisch aus ihrer Tasche dem Fohlen vor.
„Was die Rückkehr von Du-weißt-schon-wer angeht und deinem Kampf mit ihm und
die Verschwörung vom Ministerium gegen dich und Dumbledore" zählte sie mit weit
geöffneten Augen auf. „Danke" sagte schließlich Harry und ich drückte ihm vielsagend
auf die Schulter. Er schenkte mir ein zusammengepresstes Lächeln und sah wieder weg.
„Da seid ihr wohl so ziemlich die einzigen" meinte Harry. „Ich glaube das stimmt nicht"
entgegnete Luna und warf diesmal einen Apfel vor. „Aber ich nehme an, er möchte das
du das denkst" fügte sie hinzu.
„Wie meinst du das?" fragte ich und öffnete mir meine Haare.
„Also...wenn ich Du-weißt-schon-wer wäre, da würde ich wollen, dass Harry sich von
allen abgeschnitten fühlt. Weil... wenn er alleine dasteht, ohne andere... Naja, dann ist er
nicht so eine Gefahr." erklärte sie. „Da macht Sinn" kommentierte ich grübelnd.
„Wen hast du sterben sehen, Aurelia?" fragte Luna plötzlich und ich erstarrte. „Ah, äh meine Großmutter - ich meine, die Mutter meiner Adoptivmutter" log ich.
„Mein Beileid" sagte Luna mit ernstem Mitgefühl, während Harry mich merkwürdig ansah. Mit einem Blick, den ich nicht deuten konnte.

Everybody's Got a Dark Side (Harry Potter Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt