Der Stundenplan

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Nachdem sie mir gestern den ganzen Gemeinschaftsraum zeigte und ich
glücklicherweise feststellen konnte, dass wir uns ein Zimmer teilten - wofür Cia gesorgt hatte - schlief ich umgehend ein, sobald ich im Bett lag.
Sie war unglaublich gesprächig, was, wenn ich ehrlich bin, sogar etwas anstrengend war. Sie war zwar sehr freundlich, dennoch konnte sie ziemlich einschüchternd auf Personen wirken, die ein wenig in sich gekehrt waren. Da ich gestern so schnell eingeschlafen war, hatte ich noch keine Möglichkeit all' das hier über mich ergehen zu lassen. Es war der Wahnsinn. Die Schule, die Schüler, meine Fähigkeiten und diese ganze Welt in die ich nun gehöre. Es war kein Traum. Es war die Realität.
„Ach ja und übrigens, das fünfte Jahr ist ZAG Jahr." sagte Cia gleichmütig, während wir
uns auf den Weg zur Großen Halle machten. Sie bat mich gestern darum, ich solle sie bitte lieber Cia statt Cece nennen, da Cece ihr Spitzname unter den Slytherins war und sie ihn am liebsten vernichten wolle.
„Ja, ich weiß. Das hatte mir Professor Snape bereits erklärt" entgegnete
ich verlegen, doch Cia widmete ihre Aufmerksamkeit bereits etwas anderem. Ich beugte meinen Kopf vor ihren und suchte nach dem Grund für den plötzlichen Tumult, der vor sich ging. „Darf ich vorstellen. Die Weasleys." erklärte Cia grinsend, als wir vor einem Schar von Schülern standen, die Unmengen an Süßigkeiten zu probieren schienen und merkwürdige Nebenwirkungen davon bekamen. Bei einem Erstklässler bliesen sich plötzlich seine Wangen auf, die daraufhin schlaff herunterhingen. Bei einem anderen hingegen, schoss plötzlich Dampf aus seinen Ohren.
„Die Weasleys?" fragte ich. Cia zeigte mit einem kurzen Kopfnicken auf zwei rothaarige Zwillinge, die auf irgendeine Weise sogar Ron ähnelten. Sie schienen etwas älter zu sein als wir, vielleicht ein Jahrgang über uns. Als die beiden Jungs Cia bemerkten, fingen sie umgehend an zu lächeln und gingen auf uns zu. „Hi Cia" sagte der eine. „Hast du uns vermisst?" fügte der andere hinzu. Cia lachte auf und legte einen Arm um meine Schulter. „Fred, George, das ist Aurelia." erklärte sie zufrieden.
„Aurelia Austen" sagten alle beide im Chor und ich zog die Augenbrauen hoch. „Wir haben bereits von dir gehört. Unser Vater hat uns von dir erzählt, er arbeitet im Ministerium." sagte Fred - oder George - ich war mir nicht sicher. „Moment, seid ihr verwandt mit einem Ron?" fragte ich und die beiden glucksten. „Ronald ist unser kleiner Bruder. Übrigens bin ich Fred, er ist George." witzelte Fred und ein Lachen überkam mich. „Freut mich" sagte. „Was habt ihr denn so Neues, zeigt Mal!" forderte Cia auf und wandte sich von mir ab.
Während sie eine heiße Diskussion über neue Süßigkeiten führten, schweifte ich meinen
Blick durch die Flure, bis meine Augen bei Hermine, Ron und Harry festhingen.
„Hey, Leute!" rief ich und schritt auf sie zu. Alle beide, bis auf Ron, schenkten mir ein Lächeln. „Wir hatten gehofft, du würdest dich für Gryffindor entscheiden. Ron war total neugierig von der Beurteilung über dich vom Sprechenden Hut und wollte dich mit Fragen bombardieren, nicht wahr Ron?" sagte Hermine. Ron jedoch schenkte mir ein gequältes Lächeln und starrte auf meine Krawatte. Für einen kurzen Augenblick überkam mich eine Panik bei dem Gedanken, ich hätte sie falsch angebunden. Doch dann erinnerte ich mich daran, wie Cia mir geholfen hatte. Hast du noch nie eine Krawatte gebunden?, hatte sie mich gefragt. Natürlich nicht, dachte ich mir.
„So viel zum Thema Vereinigung mit den Slytherins, Hermine" hörte ich Ron murmeln.
„Was hast du eigentlich gegen die Slytherins?" fragte ich und Ron zuckte nur
unzufrieden mit den Achseln. Harry sah verlegen weg und Hermine verschränkte die
Arme vor die Brust, als sie sich die Reaktionen der beiden Jungs ansah. „Manche sind der Auffassung, dass jeder, der im Haus Slytherin war, auf die dunkle Seite gewechselt
ist und böse wurde." sagte sie schroff und zog ihre Augenbrauen hoch. „Dann hoffe ich mal, dass ich eine Ausnahme bin" entgegnete ich und lachte nervös. Hermine und Harry klangen mit ein, was meine Nervosität etwas herunter sank. „Nun, ich glaube, es ist schade, dass wir nicht zumindest versuchen ein wenig Einigkeit unter den Häusern zu schaffen" hörte ich Hermine sagen.
Während ich völlig in Gedanken versunken war, bekam ich das ganze Gespräch der
Dreien nicht mehr mit. Wir hatten den Fuß der Marmortreppe erreicht, während einige
Viertklässler aus Ravenclaw hintereinander die Eingangshalle betraten. Als sie
Harry und mich erblickten, drangen sie sich hastig zu einem Knäuel zusammen, als
befürchteten sie Harry könnte Nachzügler angreifen und gaben mir einen abwertenden
Blick. Ich zog verwirrt meine Augenbrauen zusammen und blickte zu Harry, der düster drein sah. „Ja, wir sollten wirklich versuchen uns mit solchen Leuten anzufreunden."
bemerkte er trocken und schlug mich sanft auf den Arm. „Du als Ausnahme natürlich."
fügte er lächelnd hinzu. Ich erwiderte es, doch wusste, dass es ein weiter Weg werden
würde um das Vertrauen der Dreien zu erlangen. Zumindest das der Jungs.
Wir folgten den Ravenclaws in die Große Halle, wo wir unwillkürlich zum Lehrertisch
blickten. Ich sah zu Severus, der meine Anwesenheit mit einem kurzen Nicken
willkommen hieß. Ich schenkte ihm ein gequältes Lächeln und begab mich zu den Slytherins. Als ich am Ende des Tisches, neben Cia Platz nahm, schlug sie mir sanft auf den Arm. „Du hast ja gar nicht erwähnt, dass du auch mit Ron und den anderen abhängst!"
„Sollte ich das?" fragte ich und legte mir ein paar Toasts auf den Teller. „Ja, vielleicht, könntest du ein paar gute Worte für mich bei Ron ein-"
„-Hey, Austen" rief Malfoy rechts von mir gegenüber. „Reden die Schlammblüter noch mit dir? Schließlich bist du jetzt bei den Slytherins"
„Halt's Maul, Draco" entgegnete Cia scharf, doch ich ließ so eine Bemerkung nicht noch
einmal über mich ergehen. Wütend starrte ich sein Glas Wasser in der Hand an, dessen
Wasser, auf meinen Wunsch, aus dem Glas wirbelte und über Malfoy's Kopf schwebte. Ich ließ das Wasser fallen und seine Haare fielen platt über sein Gesicht.
„AH!" schrie Draco und sprang mit einem Mal auf. „Noch so eine Bemerkung und du
landest im Wasser, Malfoy" fauchte ich. „Das wirst du bereuen!" zischte er und machte mit verzogenem Gesicht Abgang aus der Halle.
„Wow" sagte Cia und zog bewundernd die Augenbrauen hoch. Nicht nur sie starrte mich an. Auch die anderen am Tisch beäugten mich scheel und fingen an zu tuscheln.„Niemand ausser mir, hat sich jemals so etwas bei Draco getraut... und abgesehen davon, wie hast du das gemacht?" fragte sie. „Was denn?"
„Na das zaubern ohne deinen Zauberstab" bemerkte sie und mir schoss Röte in die Wangen. War das nicht normal? „Naja, ich... ich hatte jahrelange Übung" erklärte ich leise und sie rümpfte nachdenklich die Nase. „Komisch, dass die im Zauberministerium dich so nicht schon früher gefunden haben"
„Wie meinst du das?" fragte ich verwirrt.
„Solange man minderjährig ist, liegt die Spur auf einem. Das heißt, die im Zauberministerium spüren jeden auf, der außerhalb der Schule Zauber vollbringt. So ist Harry doch bei der Anhörung gelandet, hast du das vergessen?" erklärte sie und mein Herz setzte für einen kurzen Augenblick aus. Sie hatte recht. Hieß das etwa, dass ich keine Spur auf mir hatte? Dass ich von jemandem versteckt wurde? Oder hieß das, dass das Zauberministerium von mir wusste und da mehr dahinter steckte? Ich fragte mich, ob Dumbledore und Snape darauf eine Antwort hatten.
Als wir mit dem Essen fertig waren, beobachteten wir, wie alle Professoren unserer
Häuser unsere Stundenpläne verteilten. Snape verteilte sie natürlich an uns.
„Oh wow. Die ersten zwei Stunden Kräuterkunde, Doppelstunde Zaubertränke,
Wahrsagen und dann Verteidigung gegen die dunklen Künste..." murmelte Cia vor sich
hin. „Wir haben fast den ganzen Tag mit den Gryffindors." bemerkte ich zufrieden. „Ja, ich wünschte nur Fred und George wären in unserem Jahrgang." sagte sie enttäuscht. „Harry, Ron und Hermine sind auch ganz nett, du wirst sie mögen. Und oh, ich freue
mich so auf Zaubertränke!"
„Du bist nicht ganz dicht" entgegnete sie lachend und tippte mit dem Finger gegen ihre Schläfe. Ich klang in ihr Lachen mit ein. Als ich mir den Stundenplan noch einmal genau ansah, bemerkte ich, dass wir Verteidigung gegen die dunklen Künste bei Professor Umbridge haben. Ich war gespannt, was ihr Unterricht so bringen würde.

Everybody's Got a Dark Side (Harry Potter Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt