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K i m T a e h y u n g

김태형

1. Person

Ich wurde rot. "S-so habe ich das nicht gemeint ..."

"Ich weiß", der Fremde zuckte nicht einmal mit den Mundwinklen und dennoch hatte ich das Gefühl, dass ihn das Alles sehr belustigte. Und komischerweise ... machte mir das nichts aus. Obwohl ich ihn nicht kannte, stellte ich ihn zwar über mich, weil er auf mich einen wahnsinnig erfahrenen Eindruck machte.

Ich hielt ihn für jemanden, der schon vieles erlebt hat, vieles gesehen hat und nun bestimmt niemanden nach nur so einer Bemerkung verurteilen würde. Seine Augen schienen mir wie ein Buch, zu dem man nur den richtigen Schlüssel brauchte, um es zu lesen.

"Wie heißt du?", unterbrach er die Stille und ich sah ihn etwas überrascht an.

"Taehyung. Kim Taehyung.", antwortete ich mit kratziger Stimme und räusperte mich nun doch etwas verlegen, "Du?"

"Jungkook. Jeon Jungkook.", er antwortete ebenso knapp wie ich und ich nickte leicht.

Jeon Jungkook.

Nicht gerade ein seltener Name, aber ich war mir dafür sicher, dass die Geschichte hinter ihm umso besonderer war.

"Wohin willst du?", fragte ich weiter. Jungkook lehnte sich etwas zurück und legte seinen Kopf schief, bevor er antwortete. "Weg."

"Wovon?"

"Von mir."

Ich blinzelte kurz und sah ihn ausdruckslos an. Zwar dachte ich mir hier abermals, dass er schon viel erlebt haben muss, aber dennoch verwirrte mich diese Ausssage.

"Weshalb? ... und wie?"

Jungkook sah kurz nach rechts und links, um sicherzustellen, dass uns niemand belauschte, aber da ansonsten niemand anwesend war, lehnte er sich ein Stück nach vorne und ich folgte seinem Handeln unterbewusst.

"Weil ich nicht mehr will. Ich kann nicht mehr.", er machte eine kurze Pause, "Aber ich will keinen Selbstmord begehen. Ich will nur eine Auszeit von mir selbst. Ich will mein Leben pausieren, weil ih einfach keine Lust mehr habe. Ich will in den Stand-By Modus gehen und erst wieder starten, wenn ich genügend Energie habe."

Fasziniert starrte ich ihn an und verfolgte bei jedem einzelnen Wort, das seine Lippen verließ, die vielen Funken, die in seinen Augen zu sprühen schienen.

"Und du denkst, dass dir weglaufen dabei helfen wird?"

"Bleiben wird es jedenfalls nicht besser machen.", Jungkook lehnte sich wieder zurück und sah mich dann fragend an, "Und wohin bist du unterwegs?"

"... Arbeit.", gab ich trocken zurück.

"Nein, ich meine, wohin bist du wirklich unterwegs?", Jungkook schüttelte seinen Kopf leicht und sah mich erneut intensiv an.

" ... weiß nicht.", murmelte ich nur und betrachtete meine Hände, die unruhig in meinem Schoß lagen.

"Kann es sein, dass das dein Problem ist? Dass du nicht weißt, was du willst?"

"Du kennst mich doch gar nicht, wie willst du das wissen?"

Ich sah zu ihm auf, darauf bedacht, nicht loszuweinen. Ich biss mir auf meine Unterlippe und versuchte das Bild von Yoongi in meinem Kopf zu verdrängen. Ich muss ihn endlich vergessen.

Die schwarzen Haare von Jungkook schwangen ihm leicht über seine Augen und er sah auf einmal so unglaublich unschuldig aus, so als hätte ihn das Leben noch nicht gezeichnet, als hätte er dieses ganze Metall und die ganze Tinte unter seiner Haut nicht nötig, um all das auszudrücken, was ihm durch den Kopf geht.

Weil war es nicht genau das, was ihm die Tattoos bedeuteten?

Auch wenn ich ihn kaum bis gar nicht annte und er eigentlich ein Fremder für mich war, hatte ich das Gefühl, genau zu wissen, was in ihm vorgeht. Sein Inneres kocht, sein Inneres schläft niemals, egal wie entspannt er nach außen hin wirken mag.

Weil seine Gedanken wie meine sind - sie hören nie auf zu arbeiten.

Sie hören nie auf, dir Dinge zuzuflüstern, die dich verletzen, die dich an dir selbst zweifeln lassen.

Und manchmal hören dir Leute nicht zu, wenn du ihnen von den wirren Stimmen in deinem Kopf erzählst. Manchmal tun Leute das, um sich selbst zu schützen. Manchmal sind sie selbst mit ihren eigenen Gedanken beschäftzigt und würden dir gerne helfen, haben abeer Angst, dass sie selbst nur noch mehr dadurch verletzt werden.

Und manche Menschen interessiert es einfach nicht.

Aber das kann man niemandenm vorwerfen. Ich meine, wen interessiert schon die innere Hölle des Anderen?

Der Zug macht eine weitere Bewegung und ihm fallen die Haare wieder aus der Stirn und er wirkt wieder wie der Junge, der niemanden an sichh eranlässt, weil er gar nicht beabsichtigt, irgendjemandem sein Inneres zu offenbaren.

Irgendjemandenm zu zeigen, wie sehr er leidet.

Aber ich glaube zu verstehen und zu wissen, dass gerade in diesem Moment, wo er so trügerisch ruhig dasitzt, seinen Kopf in den Nacken legt und die jungen Sonnenstrahlen des Morgens über sein Gesicht laufen lässt, seine Geddanken ihn anschreien, ihm befehlen, alles zu beenden.

Ihm sagen, dass alles nutzlos ist.

Ich glaube das zu wissen, weil es mir genauso geht.

Weil ich das wertvollste in meinem Leben verloren habe - Yoongi.

"Ich weiß das, weil du mich gefragt hast, ob meine Piercings beim Küssen stören."

"... und?"

"Glaubst du nicht auch, dass es beim Küssen weitaus mehr störende Dinge als ein wenig kaltes Metall gibt?"

"Zum Beispiel?"

"Eine Person zu küssen, deren Herz schon längst einer anderen gehört."

Schweigen. Erneut.

Aber dieses Mal sprechen meine Augen dafür umso lauter, als kleine Tränen beginnen aus ihnen zu fließen.

Jungkook beobachtet mich stumm dabei, wie ich wirklich damit kämpfe, einen starken Gesichtsausdruck zu bewahren, bis er irgendwann aufsteht, auf mich zukommt und mir seine Hand hinhält.

"Komm mit."

Ich überlege nicht eine Sekunde, bevor ich seine Hand entgegennehme und mich von ihm hochziehen lasse.

Meine Haltestation habe ich eh schon lange verpasst.

Piercing | VKook Ver. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt