• Warrior Eyes •

18

"Gut gemacht!"
Sagte ich und hielt die Hand hoch. Po schlug ein und stimmte mir zu. Wir ließen uns einen Moment Zeit um die Atmosphäre auf uns wirken zu lassen. Die roten Laternen leuchteten in einem warmen Licht, so wie die dünnen Holz Stäbe, an denen rotes Papier flatterte. Po hat mir erzählt das man solche Bänder auch an Bäumen band, wenn viele Soldaten ihr Leben im Krieg verloren hatten.
Es war eine schöne, aber dennoch so traurige Geste- denn für jeden Verstorbenen Krieger wurde ein rotes Band an einem Ast gebunden. Und wenn ich jetzt daran zurück dachte wo ich Bäume mit so vielen roten Bändern gesehen hatte, wurde mir ganz anders zumute.
"Komm, ich zeige dir jetzt was."
Po nahm plötzlich meine Hand und zog mich mit sich mit. Verwundert darüber lief ich mit. Dabei fing mein Herz ein wenig zu flattern an, als wir Hand in Hand durch das Dorf rannten. Einige sahen uns hinterher, einige lächelten leicht.
Er führte mich zu einem ziemlich leeren Platz. Hier hingen bereits einige Schilder die darauf hinwiesen das bald dieses Fest stattfand.
"Das ist die Tanzfläche..."
Sagte er und lächelte.
"Wow..."
Ich sah mich um, denn diese Gegend kam mir bekannt vor, obwohl ich hier noch nie war. 
Einige Gänse und Hasen waren gerade dabei einige Lampions auf zu hängen. Ein paar Schnuren waren schon gespannt, und das leichte glimmen was die kleinen Laternen abgaben wirkte wie eine Erinnerung an etwas, was ich nie erlebt hatte.
Ich ging langsam bis in die Mitte des Platzes und drehte mich dort im Kreis. Woran erinnerte mich dieser Platz? Hatte ich so etwas mal auf einem Foto gesehen? Ein Bild, oder doch nur eine Erzählung von meiner Mutter? 
"Hey, alles gut?"
Lachte Po und berührte mich an der Hand, als es passierte.
Wie ein Schlag konnte ich es vor mir sehen, der gleiche Platz- nur viel erleuchteter. Um uns herum einige andere Personen, die jedoch im verschwommenen gehalten sind. Das einzige was ich sah waren Po und ich zusammen auf der Tanzfläche. Wir tanzten zusammen, doch etwas war anders an uns. Ich konnte es nicht ganz erkennen, aber ich hatte etwas an meinem Arm, und Po etwas um seiner Brust. War es ein Verband?
So schnell die Erinnerung kam, genauso schnell verschwand sie auch wieder.
"Tipo?"
Ich blinzelte ein paar mal und sah ihn in die grünen Augen die das Licht der Laternen reflektierten.
"Ähm... ich..."
Ich sah mich um, und schluckte. Mein Hals war plötzlich ganz trocken. Was war das gewesen? 
"Du warst wie weg getreten... ist etwas passiert?"
Po kam näher an mich heran und strich an meinem Arm entlang.
"Ich hatte gerade eine Vision... ich kenne diesen Platz, von einer Erinnerung die noch nicht passiert ist oder so..."
Fing ich an, während mein Herz vor Nervösität aufgeregt zu schlagen begann.
"Von einer Erinnerung die noch nicht passiert ist...?"
Verwirrt sah er mich an, während ich tief durchatmete.
"Ich weiß es klingt komisch, aber als wir ankamen und ich mich umgesehen habe, da war es so als hätte ich diesen Ort schon einmal gesehen. Er kam mir so bekannt vor, obwohl es nicht sein kann. Und dann plötzlich hatte ich eine Vision gehabt, wie als wäre es mir wieder eingefallen... aber es kann noch nicht passiert sein."
Versuchte ich ihn zu erklären.
"O-okay, und was hast du gesehen?"
Fragte er jetzt neugierig, und sah mich dabei erwartungsvoll an. 
Ich merkte wie meine Wangen sofort Rot anliefen. Ich konnte ihn wohl kaum sagen das ich uns Tanzend gesehen hatte. Am Ende dachte er noch das ich etwas von ihn wollte...
Mein Herz raste als ich verzweifelt versuchte eine Ausrede zu erfinden.
"...Es, es ist verschwommen. Aber ich habe uns beide gesehen. Es, es kam so schnell..."
Stotterte ich, und hoffte das er meine roten Wangen nicht bemerkte.
"Oh, okay... naja vielleicht ist das ja deine Kraft von der Shifu die ganze Zeit redet. Vielleicht kannst du die Zukunft voraus sagen, oder ein Teil davon..."

"Ja, vielleicht hast du Recht... aber was bringt es mir wenn ich die Zukunft sehe? Ich meine, dass hilft mir nicht gerade weiter wenn ich gegen jemanden kämpfen muss..."
Sagte ich und sah mich um. 
"Es kann dir etwas bringen. Wenn du siehst was passiert, kannst du dich besser vorbereiten, oder uns bescheid sagen. Wir wissen dann was uns geschieht."
Po legte eine Hand auf meiner Schulter und lächelte mich warm an.
Ich erwiderte es, und ignorierte dabei das flattern in meiner Magengegend.
Ich war verwundert als er sich plötzlich zu mir beugte und mich umarmte. Ich erwiderte diese und musste lächeln. Er war so weich und warm, und irgendwie roch er nach Keksen. Oder ich hatte einfach nur Hunger.
"Du bist stark, du schaffst das schon."
Sagte er jetzt. Ich lächelte und drückte ihn fest an mir.
"Versprichst du mir das wir das zusammen durchstehen?"
Fragte ich schüchtern.
"Entweder zusammen oder gar nicht."
Ich musste kurz lachen, als er sich wieder von mir löste.
Ich taumelte kurz durch den verlorenen Halt, und sah mich noch einmal um. Die Lichter die jetzt noch so leicht vor sich hin glimmten, würden bald in ganzer Pracht erstrahlen. Und ich hoffte das diese Erinnerung, eine gute war. Das sie mir das zeigte was passieren wird, und nicht das, was passieren könnte.
Wir setzten unseren Weg zurück zum Palast fort. Meine Gedanken waren wie aus Watte, und der Schatten seiner Umarmung konnte ich immer noch spüren, selbst dann noch als wir die endlosen Treppen hinauf stiegen.
Der restliche Abend verlief ruhig, und obwohl ich so eben wieder etwas paranormales erlebt hatte, machte ich mir keine großen Gedanken darum. Ich fragte mich selbst wie es sein kann, da ich seit meiner Ankunft an nichts anderes als an das was schief laufen konnte, dachte. 
Mein blick schweifte über den Tisch zu Po. Er unterhielt sich mit Monkey über etwas aufregendes und machte dabei wilde Gesten mit den Händen.
Mir fiel auf, dass meine Gedanken erst so leicht wurden, als ich meine Vision hatte. Und als er mich umarmte. Konnte es sein das ich...
Mein Puls beschleunigte sich. Nein konnte es nicht. Auf keinen Fall. Er war ein guter Freund. Ein...Freund.
Ich versuchte mich wieder zu beruhigen und griff zu meiner Tasse Tee und trank den Rest davon in einem Zug leer.
Als ich die Tasse wieder zurück stellte, fiel mein Blick auf Viper die meine Blicke kreuzte.
Ich sah sie an, und sofort wieder weg. Oh nein, hoffentlich hatte sie nichts gemerkt...
Nach dem Essen, meldete ich mich freiwillig zum Geschirr spülen- in der Hoffnung etwas Abstand zu den anderen, und vor allem zu Po zu bekommen. Vielleicht half mir diese halbe Stunde dabei, meine wirren Gefühle wieder unter kontrolle zu bringen.
Ich wartete bis alle aus dem Raum waren, und lehnte jegliche Hilfe die mir die anderen anboten ab. 
"Ist schon okay Leute, geht schlafen ich kriege das auch alleine hin."
Sagte ich lächelnd und versuchte möglichst normal zu wirken.
Erst als alle gingen, atmete ich durch.
"Mein Gott was ist nur mit mir los..."
Ich machte auf dem Absatz kehrt und fing an die Schalen und Teller allesamt in die Metall Schüssel zu stellen. 
Ich tunkte den Lappen in das Wasser und fing an das Geschirr zu spülen. Dabei versuchte ich die Erinnerungen an vorhin so weit wie möglich nach hinten zu drängen.
"So viele Gedanken, die niemand wissen darf."
Ich erschrak und ließ dabei einer der Schalen zurück in die Schale fallen, und drehte mich um. Viper schlängelte sich auf dem Boden zu mir heran.
"Viper, was machst du denn hier?"
Fragte ich, und drehte mich wieder um. 
"Ich habe gesehen das dich etwas bedrückt. Du hast etwas erkannt, und hattest Angst davor. Willst du mir sagen was los ist?"
Die Schlange war nun bis auf die ablege Fläche gelangt und sah mich erwartungsvoll an.
"Ich weiß nicht was du meinst. Es ist alles in Ordnung."
Versuchte ich mich heraus zu reden, und vermied dabei Augenkontakt mit ihr.

"Sicher, und jetzt die Wahrheit."
Ich ließ die Schale sinken und drehte den Kopf zu ihr.
"Willst du es wirklich wissen?"
"Ja. Du kannst es mir ruhig sagen, wir Schlangen schweigen wie ein Grab."
Ich kämpfte mit mir, aber erzählte ihr dann doch alles. Über der Vision, bis zu dem was ich gefühlt hatte als ich uns so sah, als Po mich umarmt hatte.
"Ich weiß nicht was mit mir los ist, aber was ich weiß ist das es aufhören muss. Undzwar sofort am besten."
Beendete ich meinen Satz und schmiss das Geschirrtuch wütend auf der Ablagefläche.
Viper lachte leise.
"Ich fürchte das geht nicht so einfach wie du denkst..."
"Was soll das heißen?"
Fragte ich erschrocken.
"Ich glaube mal du hast dich ein wenig in unseren Po verguckt..."
Sie legte den Kopf schief und lächelte breit.
"Was? Nein, nein, nein - nur wegen einer Vision?"
Fragte ich und tigerte in der Küche herum.
"Hey, das ist doch süß! Ihr zwei würdet gut zusammen passen..."
"Hör auf Viper. Ich bin nicht verliebt."
Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
"Lass es einfach zu, Tipo. Du weißt so gut wie ich das man so etwas nicht einfach abstellen kann..."
Viper schlängelte sich zu mir hoch und drückte sich an mich, was wohl ihre Art von Umarmung sein sollte.
"Und was ist wenn ich das gar nicht will?"
Fragte ich sie jetzt müde.
"Du willst es, sonst hätte sich dein Herz nicht für ihn entschieden..."
Sagte sie zu mir und glitt von mir herunter.
"Du brauchst keine Angst davor zu haben. Ich bin sicher, alles ergibt sich irgendwann. Und bis dahin, versuch es nicht zu verdrängen. Das ist ungesund!"
Jetzt muste ich dann doch ein kleines Sück weit lächeln. Viper war wie eine Mama für uns, jedenfalls hatte ich es in Gefühl.
"Viper?"
Sie drehte sich um.
"Danke."
Ein lächeln ihrerseits ließ mich zurück, als sie aus dem Raum schlängelte. 
Nachdem ich das Geschirr wieder zurück geräumt hatte, machte auch ich mich auf dem Weg zu Po's Zimmer.
Kurz davor blieb ich stehen und schluckte kurz.
Ich musste wieder an Vipers Worte denken und schüttelte den Kopf. Das kann nicht sein... vielleicht war ich auch einfach nur zu verwirrt gewesen, und alles war gar nicht so wie es schien.
Ja, so musste es sein. Jedenfalls redete ich mir das ein, als ich die Tür öffnete und einen schlafenden Po entdeckte.
Ich war froh darüber, so konnte er mich wenigstens nicht fragen was los sei.
Ich schloss die Tür und legte mich in die Kissen, nur um meine Gesicht in den Stoff zu verstecken.
Mein Leben wurde auf jeden fall spannender, über Langeweile konnte ich mich nicht beklagen...

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Bis zum nächsten Kapitel ♡♡♡