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»Unser Tod, soll ihrem Glauben dienen

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»Unser Tod, soll ihrem Glauben dienen

Angst.

Von einem auf den nächsten Moment sind alle Schreie verstummt. Was bleibt ist nichts als unerträgliche Stille.

Elu kauert neben mir auf dem Boden. Ahiga ist starr vor Furcht, umklammert noch immer seinen Speer. Es ist das erste Mal, dass ich ihn - den mächtigen Krieger - so sehe. Doch nicht nur er fürchtet sich, auch ich. Angst betäubt meine Sinne, nimmt mir jegliche Wahrnehmung. Ich kann es noch immer nicht glauben. Es ging so schnell, viel zu schnell um es zu realisieren.

'Ahiga, Citlali' Tränen benetzen Elus Wangen. 'Wieso?'

Ja, wieso? Ich habe keine Antwort darauf. Weder damals noch heute, meine Frage bleibt offen. Ungerechtigkeit ist das Einzige an was ich denken kann. Keiner hat solch ein Leid verdient.

Eine Hand berührt meine Schulter, reißt mich aus meinen Gedanken. 'Malu bringt Tod. Taiowa bringt Leben.' Es ist Ahiga der aus seiner Schockstarre erwacht ist. Sein bunter mit Federn verzierter Speer liegt neben ihm, seine andere Hand ruht auf Elus Schulter. 'Mutter Makawee lehrte uns stets: Furcht ist ein Teil in unserem Leben, verleiht uns Stärke. Furcht erschafft Hoffnung und Hoffnung gibt uns Mut.' In seiner warmen Stimme schwingt Angst mit, doch er versucht sie zu verbergen. Möglicherweise wegen Elu und mir. Denn Ahiga ist für viele, auch für mich, wie ein großer Bruder. Schon oft hat er mich beschützt und aufgemuntert.

Hoffnung gibt uns Mut, wiederhole ich innerlich. Ahigas Worte verleihen mir - so seltsam es klingen mag - Kraft.

'Hoffnung, Bruder? Schau nach vorne! Siehst du sie? All unser geliebten Schwestern und Brüder liegen dort, in den Trümmern Halias. Wir werden ihr Lachen nie mehr hören können. Wo ist da die Hoffnung? Taiowa hat uns längst verlassen.' Elus telepathische Stimme klingt traurig und verbittert. Ich kann sie verstehen. Vor uns erstreckt sich Leid, blendet die Hoffnung. Ihre Götter haben ihnen nicht geholfen, so wie sie es erwartet hätten.

Metallisch schwarze Jäger schwirren noch immer am Himmel, kreisen gierig um ihre Beute. Angewidert rümpfe ich meine Nase. Womöglich bewundern sie ihr Werk. Es ist abartig. Wer auch immer diese Aliens sind, sie lieben das Töten. Ich will gar nicht daran denken, wie viele Völker sie bereits ausgelöscht haben. Ein Wunder, dass sie uns bis jetzt nicht entdeckt haben. Wahrscheinlich liegt es am dichten Gebüsch, welches uns schützend umgibt. Zwar sind wir nur einige Meter von Halia - besser gesagt was davon übrig ist - entfernt, aber die großen, grünen Blätterfächer des Urwalds bewahren uns vor den tödlichen Blicken der feindlichen Invasoren.

'Elu, Taiowa ist nicht fort. Taiowa bewahrt all unsere Erinnerungen. Er ist hier' Er tippt auf ihre Brust 'genau wie unsere Schwestern und Brüder. Nun ist Catori - der Muttergeist - ihr Wächter. Und eines Tages werden wir sie wieder sehen, denn daran will ich glauben.' Ahigas Worte trösten nicht nur mich, sondern auch Elu. Ich sehe es in ihren Augen, Tränen sammeln sich.

'Ahiga...' Doch Elu bringt ihren Satz nicht zu Ende. Sie kann nicht, denn sie wird unsanft unterbrochen.

Erneut erstarren wir. Ein tiefes, schallendes Dröhnen ertönt, lässt abermals den Boden vibrieren. Blitzartig - wie auf Grund eines Befehls - kehren einige Kampfjets zu ihrem tiefschwarzen Mutterschiff zurück. Die übrigen Jets setzten zur Landung an. Es sind fünf. An ihrem seitlichen Rumpf befindet sich ein giftgrünes Symbol. Ein Zeichen. Doch ich kann nicht genau erkennen um was es sich dabei handelt. Ich meine eine Art Schlange zu erkennen, aber ich bin mir nicht sicher.

'Elu, Citlali, hier her! Schnell!' Ahiga winkt uns an eine dichter bewachsene Stelle. Seinen Speer wieder fest in der Hand. Doch er weiß ganz genau, dass seine Waffe keine Chance gegen die fortschrittlichen Waffen der Feinde hat. Aber sein geweihter Speer gibt ihm Mut, verleiht ihm das Gefühl der Sicherheit und Stärke.

Kurz nachdem wir uns versteckt haben und vorsichtig durch die Blätter spähen, landen die Jäger. Ihre gläsernen Luken öffnen sich. Die Invasoren springen aus ihrem Cockpit, landen auf Honuas Boden. Sie haben dunkle Schutzanzüge an. Ich kann ihre Gesichter nicht erkennen, doch sie haben eine seltsam vertraute humanoide Gangart und Körperform.

'Ahiga, was hat das zu bedeuten?' Elu ist verwirrt. Die Unbekannten laufen auf den Leichenberg zu. Und als sie davor stehen, kicken sie gegen einige leblose Körper - schänden sie. Wut überkommt mich. Diese verdammten Aliens widern mich an. Können sie unsere Toten nicht einfach in Ruhe lassen?

Ein tiefer Laut - ähnlich wie das menschliche Knurren - entkommt Ahiga. Auch er ist wütend. Sein Griff um den Speer wird fester, seine Augen sind zu raubtierartigen Schlitzen zusammengepresst. Er versucht seine Gefühle, seinen Zorn zu unterdrücken, was ihm nicht gelingt. Plötzlich erhebt er sich. Er will doch nicht etwa? 'Nein! Ahiga! Stopp!' Unterbewusst reagiere ich und drücke ihn zurück zu Boden. 'Elu und ich brauchen dich. Lass deinen Hass nicht gewinnen.'

Vollkommen entgeistert sieht er mich mit seinen hellgrünen, großen Augen an. 'Es tut mir leid Citlali, Elu. Ich weiß nicht was über mich gekommen ist.' Erleichtert lächle ich ihm entgegen. Wir sind nur noch zu dritt. Wir müssen auf uns gegenseitig Acht geben. Etwas anderes bleibt uns nicht übrig, sonst werden wir die nächsten Opfer dieser blutrünstigen Monster sein und das will ich definitiv nicht.

Verdammt, was machen diese Aliens da? Irritiert blicke ich aus meinem Versteck zu ihnen hinüber. Sie bauen irgendetwas auf, ordnen - wenn man es so nennen kann - die Leichen neu an. Was um alles in der Welt hat das zu bedeuten? Elu und Ahiga sehen genauso verwirrt wie ich aus. Ist das etwa eine Art Ritual? Ich schüttle meinen Kopf. Beim besten Willen kann ich mir das nicht vorstellen, denn je mehr sich eine Zivilisation weiterentwickelt - den technischen Fortschritt entdeckt - desto mehr verliert sie den Glauben an ihrer eigenen Religion und an primitiven Ritualen.

Dann kommt der Augenblick auf den ich gewartet habe. Die Feinde lassen ihre Visiere herunter, offenbaren uns ihre wahre Identität. Ich habe mich geirrt, an ihnen ist nichts humanoides. Vielmehr ist ihr Aussehen Spiegelbild ihrer bestialischen und mörderischen Charakterzüge.

#5 - Fortsetzung in Kapitel 5

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⏰ Last updated: May 24, 2018 ⏰

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Last Human: RebirthWhere stories live. Discover now