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Jin POV

Ich schaute in sein verzweifeltes Gesicht. Ich nahm sein Gesicht in die Hände und sah ihm in die Augen. „Sie sieht dir ähnlich aus Namjoon. Haesoo hat dein Lächeln, deine süßen Grübchen."

Sanft strich ich mit dem Daumen über seine Grübchen. Dabei sah ich ihm weiterhin in die Augen. In seine wunderschönen Augen. In dem Moment schlug zu dem mein Herz wie wild. Alles um uns herum schien vergessen zu sein. Für diesen Augenblick.

„Ich werde dir helfen. Ich werde für dich da sein. Ich werde dich und Haesoo niemals gehen lassen. Nicht schon wieder. Ich will dich nicht verlieren. Und jetzt wo Haesoo bei uns ist, schon gar nicht. Sie ist... wichtig für mich."

Ich konnte nicht mehr inne halten. Ich unterdrückte meine Gefühle schon viel zu lange. Ich wusste nicht, was in mich geraten war. Ich senkte meinen Kopf weiter in Richtung seiner Lippen. Man konnte schon meinen, dass ich nicht mehr Herr meines Körpers, meines Verhaltens war.

Die Beherrschung darüber, hatte ich schon zu lange. Jetzt wollte ich nur noch, dass mein Herz die Kontrolle übernahm. Und das tat es auch. Ich legte meine Lippen auf seine.

Ich hatte die Augen geschlossen und genoss den Kuss. Ich wusste, dass es wahrscheinlich der Letzte war. Und genau deshalb genoss ich es auch so sehr. Ich konnte und wollte es einfach nicht leugnen. Ich liebte diesen Jungen und seine Tochter hatte ich auch schon ins Herz geschlossen, so als wäre sie meine Eigene.

Ich bewegte meine Lippen leicht gegen seine. Ich wollte mich dann schließlich zurückziehen, als der Kuss von ihm nicht erwidert wurde. Doch bevor ich das tat, bewegte er schließlich auch die Lippen und innerlich hätte ich Luftsprünge machen können.

Ich schmiegte mich während des Kusses noch enger an ihn. Ich wollte ihn am Liebsten nicht mehr loslassen. Doch dieser Moment wurde unterbrochen, als man Haesoos Weinen durch das Baby Fon hörte.

Wir lösten uns voneinander und das Selbstbewusstsein meinerseits verschwand auch schon so schnell, wie sie gekommen war. Ich konnte Namjoon nicht ansehen. Er hasste mich jetzt sicher. Ich musste von hier flüchten.

„I-Ich geh mal nach Haesoo sehen", war das Einzige, was ich sagte.
„Ja... Tu das", gab Namjoon von sich.
Ich traute mich einen Blick auf ihn zu werfen. Er schaute sehr nachdenklich aus. Hatte ich alles kaputt gemacht? Würde er jetzt wieder vor mir weglaufen? Ich wusste es nicht. Ich wollte auch nicht einmal einen Gedanken an solch eine schlimme Situation verschwenden.

Während Namjoon sein Blick Richtung Fußboden hielt, ging ich aus dem Zimmer und betrat das Zimmer, in der sich Haesoo befand. Ich hob sie hoch und drückte die Kleine an mich. Sie weinte. Und mit ihr weinte auch ich.

Aber nicht vor Müdigkeit, so wie es Haesoo wahrscheinlich tat, sondern vor Liebeskummer.

Wieso musste das zwischen Namjoon und mir nur so kompliziert sein?

Der Rest des Tages verging. Ich wusste nur nicht wie. Ich dümpelte vor mich hin, während Namjoon sich um die Kleine kümmerte. Über den Kuss haben wir bisher noch nicht geredet. Eher gesagt haben wir danach überhaupt nicht mehr geredet.
Es lag wohl daran, dass ich ihm vor Scham extra aus dem Weg ging, solange dies möglich sein konnte.

Dennoch wusste ich, dass ich nicht die ganze Zeit vor ihm „weglaufen" konnte. Schließlich musste ich zu Abend kochen und das konnte ich unmöglich Namjoon überlassen, der zwei linke Hände hatte, was das betraf.

Ich bereitete das Essen zu und rief Namjoon in die Küche. Er setzte sich an den gedeckten Tisch und ich nahm ihm die Kleine ab. „Willst du nichts essen?" fragte Namjoon. „Doch schon, aber ich füttere am besten erst mal unsere süße Maus. Stimmts mein Schatz?" wandte ich mich am Ende an Haesoo und stupste ihre kleine süße Nase.

Sie fing an zu kichern und strahlte mich an. Das war so ansteckend, dass ich es erwiderte. Ich nahm den zuvor warm gemachten Babybrei und löffelte ihn für sie Stück für Stück aus.

„Schmeckts dir?" fragte ich Namjoon. Gott, wie verzweifelt musste ich sein, dass ich ihm solche Fragen stellte, um wenigstens mit ihm Smalltalk führen zu können. „Ja sehr. Vielen Dank Jin."

Ich lächelte leicht. „Achja ich hab mir etwas überlegt, wegen Ailee..." Namjoon schaute mich abwartend an. „Eine Freundin von mir könnte uns da etwas helfen. Sie arbeitet beim Familiengericht und wir könnten mit ihr über das weitere Vorgehen reden. Vorausgesetzt du willst?"

„Echt? Meinst du sie könnte mir wirklich helfen?"
Ich lächelte. „Sie wird es auf jeden Fall versuchen. Ich ruf sie gleich mal an, schildere ihr die Situation und dann könnten wir vielleicht ein Gespräch mit ihr führen? Also von Gesicht zu Gesicht."
„Das wäre super Jin! Danke!" sagte er.

Am nächsten Tag klingelte es auch schon am frühen Abend an der Tür. Ich hatte meiner Yoona  schon gestern am Telefon erklärt um was es ging. Zum Glück war sie in der Stadt und konnte auch schon heute einen Besuch bei uns abstatten.

„Schön, dass du kommen konntest", begrüßte ich sie umarmend und stellte ihr auch schon Namjoon und Haesoo vor, die sie mit mir empfingen.

„Ich lege Haesoo gerade nur noch schlafen. Düfte nicht so lange dauern. Sie ist schon im Halbschlaf", sagte Namjoon und ich drehte mich zu den beiden. „Gute Nacht kleine Maus", flüsterte ich ihr leise und sanft zu und gab ihr, während sie in Namjoons Armen lag, einen leichten Kuss auf die Stirn.

Namjoon ging in das Schlafzimmer und ich führte Yoona in die Küche, wo wir uns später an den Esstisch setzen würden. „Irgendwie seht ihr selbst aus wie eine kleine Familie. Du liebst ihn immer noch so sehr nicht wahr?"

Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Küchentheke und verschränkte meine Arme vor der Brust. „Das spielt doch alles keine Rolle."
„Doch tut es. Du bist so ein guter Mensch. Du tust so viel für ihn und vor allem für die Kleine. Das ist so süß und so schön. Wieso versucht ihr es denn nicht miteinander?"

Ich seufzte. Ich hatte ihr das doch schon so viele Male erklärt. „Ich bin sein Lehrer. Das geht nicht."
„Soweit ich weiß, bis du nur ein Referendar. Nach dem Referendariat könntest du die Schule wechseln. Lange dauert es ja nicht mehr, bis du vollwertiger Lehrer wirst. Und da Namjoon ja eh volljährig ist, was spricht dagegen?"

Ich fuhr mit den Händen durch die Haare. „Er hat aber keine Gefühle für mich Yoona okay?! Er hat es mir damals, als er gesagt hatte, ich solle ihn in Ruhe lassen, klar und deutlich gemacht. Er ist nicht schwul. Er steht nicht auf Männer und vor allem nicht auf so eine Schwuchtel wie mich okay?!"

„A-Aber Jin-"
„Nein Yoona, lass es. Ich... will nicht noch einmal alles aufs Spiel setzen. Er... ist mir zu wichtig. Ja, verdammt ich liebe ihn. Aber ich weiß, dass er es nie tun wird. Ich würde alles tun, dass er am liebsten für immer bei mir bleibt. Mit Haesoo. Und das heißt, dass ich eben meine Gefühle unter Kontrolle halten muss. Er würde meine Geühle niemals erwidern. Und lieber unterdrücke ich dann meine und zwinge mich dazu mich zurückzuhalten, als ihn noch einmal zu verlieren. Das könnte ich nicht aushalten."

Nicht noch einmal. Und daher hoffte ich einfach nur, dass Namjoon mir den gestrigen Kuss verzeihen würde.

Ich wollte ihn nicht verlieren. Denn dann würde ich nun zwei Menschen auf einmal verlieren. Nicht nur ihn, sondern auch Haesoo.

„Oh da bist du ja Namjoon", kam es im gleichen Moment von Yoona. „Dann können wir gleich loslegen."
Stocksteif riss ich meine Augen auf und drehte mich wie in Zeitlupe zu Namjoon.

Yoona bemerkte meine Sorge, weshalb sie direkt die Führung übernahm und Namjoon bat, sich zu setzen, damit wir anfangen konnten über Haesoo zu reden.

Meine Gedanken allerdings schweiften vom eigentlichen Thema ab. Ich war zu nervös und besorgt zugleich.

Verdammt, hatte Namjoon das wirklich alles gehört?  Er wird mich hassen...

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Nächstes Kapitel wieder von officialYehet

Skool luv affair [Namjin] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt