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Keiner der beiden wusste, was er nun tun sollte. Ihre Lippen waren aufeinander gedrückt, doch keiner bewegte sich. Jungkook fragte sich, ob das ganze eine gute Idee gewesen war, ob er das Richtige getan hatte. Und Taehyung fragte sich, ob es okay war, dass ihn der Kuss seines besten Freundes ihn zwar überraschte, aber nicht missfiel. Sie beide waren ihrem eigenen Chaos gefangen, spürten die Lippen des anderen auf ihren eigenen. Und es war in ihrer eigenen, verrückten Art gut so. Es war schön. Nichts hätte die beiden je trenne können und nun schien das Band, was die beiden verbunden hatte, noch stärker als je zuvor. Egal, was die beiden in ihrem Leben zusammen erlebt hatten, welchen Herausforderungen sie sich gestellt hatten, die ihr Band stärkten, dieser Moment machte ihre Verbindung unzerbrechlich. Aber im selben Moment wurde sie auch unglaublich dünn, man brauchte jedoch die richtige Schere, um es zum reißen zu bringen. Und nur die beiden hielten diese Schere in der Hand. Kein anderer war mehr in der Lage sie zu trennen. Nur noch sie.

***

"Hoseok?"

Die Stimme am anderen Ende der Leitung war nur ein Hauchen, ganz leise, ganz zart, so zerbrechlich. Als würde der andere seiner eigenen Stimme kein Vertrauen schenken. Beiden war zum weinen zumute. Die Stimme des anderen zu hören, war alles was sie sich gewünscht hatten. Sie wollten wissen, dass es ihm gut ging und ob sie glücklich waren. Aber wie konnten sie ohne den jeweils anderen an ihrer Seite?

"Jimin." wiederholte Hoseok seinen Namen, bekam kein anderes Wort heraus. Sein Hals fühlte sich so trocken an, dass er schmerzte.
„Oh mein Gott, Hoseok."
Jimins Stimme brach. Er hatte begonnen zu weinen. Laut schnappte er zwischen seinen Schluchzern nach Luft. Nur schwer konnte er sich dazu zwingen sich zu beruhigen, ruhig zu atmen.
„Ich habe dich vermisst."
Jimin heulte auf, als er Hoseoks Worte vernahm.
Er hätte in seinem Leben nicht gedacht, jemals wieder etwas von ihm zu hören. Er hatte die Hoffnung schon aufgegeben.
„I-Ich dich auch." Der Jüngere konnte kaum sprechen. Seine Worte verschluckte er immer wieder selbst.
„Jeden Tag habe ich an dich gedacht."
Jimin nickte schluchzend, obwohl er wusste, dass Hoseok es nicht sehen konnte.
Und dann wurde es erneut ruhig.
Hoseok drückte seine freie Hand gegen seine schmerzende Brust und hielt die Tränen zurück, denen Jimin freien Lauf ließ.
Sie genossen einfach das Wissen, dass der andere da war, dass es ihm anscheinend gut ging. Sie genossen das Geräusch, welches der andere beim atmen machte. Sie genossen einfach alles in diesem Moment, weil sie sich nichts sehnlicher gewünscht hatten.

„Bist du, naja, jetzt wirklich clean?"
Hoseok brach nach mehreren Minuten die Stille, nachdem er sich sicher war, dass Jimin aufgehört hatte zu weinen und auch er sich wieder unter Kontrolle hatte.
„Ich habe seitdem wir weg sind nicht einmal mehr ein Bier angerührt."
Hoseok musste lächeln. Es machte ihn stolz und froh, dass Jimin sich nicht mehr mit diesem Zeug rum schlägt.
„Und du? Sag bitte, dass auch du die Finger von dem ganzen Zeug gelassen hast."
Hoseok sog jedes Wort auf, welches aus Jimins Mund kam.
„Ich habe nicht schlimmes genommen."
Jimin seufzte, wollte nicht wahr haben, dass Hoseok trotz dem, was ihm widerfahren war, weiter gemacht hatte.
„Ich hatte einfach das Gefühl nichts mehr verlieren zu können.", erklärte Hoseok.
„Aber das hast du, Hoseok. Was ist mit den anderen? Deinen Großeltern?"
„Ich weiß nicht. Ich war einfach verzweifelt."
Jimin wollte nicht weiter auf diesem Thema herum kauen. Nicht jetzt. Dafür war auch wann anders noch Zeit.

„Und wie ist es so? Geht es dir gut?"
„Halbwegs, ja. Oma und Opa geht es immer noch nicht besser. Sie sind die meiste Zeit über im Heim. Nur manchmal kommt Seokjin mit ihnen vorbei, deswegen bin ich oft alleine. Aber in letzter Zeit ist Taehyung oft hier. Namjoon hat ihn und seinen besten Freund mal zu einer Party von mir mitgebracht."
„Bestell ihnen bitte schöne Grüße von mir, wenn du sie mal wieder siehst." Jimin holte tief Luft.
„Läuft da was mit diesem Taehyung?"
„Was? Nein." Hoseok stockte.
„Vielleicht ein bisschen, aber er hat mich dazu überredet dich anzurufen. Er hat sogar deine Nummer gesucht und ist mit mir durch deine ganze Nachbarschaft gerannt. Er hat nichtmal aufgegeben, als ich es getan habe. Ich verdanke ihm wohl so einiges, aber das ist ja gerade auch egal. Was ist mit dir?"
„Meine Eltern haben mir Datingverbot erteilt.", lachte Jimin.
„Die Sache mit dir hat ihnen wohl ziemlich zugesetzt. Freunde habe ich ein paar, nicht viele und mögen tun meine Eltern sie auch nicht. Sie könnten mir Freunde suchen und sie würden wohl immer noch skeptisch sein. Außerdem ist es verdammt langweilig, weil ich immer spätestens um Neun Zuhause sein soll."
Der Jüngere seufzte.
„Ich vermisse dich so sehr, Hoseok."
„Ich vermisse dich auch. Und jetzt will ich nichts lieber, als dich in den Arm zu nehmen und dich nie wieder loszulassen."
Jimin wollte gerade antworten, als seine Mutter von unten rief. Jetzt schon schmerzte sein Herz.
„Ich muss auflegen.", hauchte er.
„Oh." Auch Hoseok war enttäuscht. Er hätte noch die ganze Nacht der Stimme des Jüngeren lauschen können.
„Danke bitte diesem Taehyung von mir."
Es war kurz ruhig. Keiner wollte sich verabschieden und erst recht nicht auflegen.
„Telefonieren wir noch einmal?"
„Natürlich."
Jimin nickte.
„Na dann, man hört sich."
Er nahm gerade das Telefon vom Ohr, wollte das ganze nicht noch länger herauszögern, sonst würde seine Mutter noch hoch kommen, da hörte er wieder Hoseoks Stimme.
„Warte!"

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Neue Cover!

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