❧legende 1; der aufruf des königs

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Er könnte mit Sicherheit einen besseren Haarschnitt gebrauchen, wenn er das Geld dazu hätte.

Ich schnalzte mit der Zunge und lies langsam das Schwert sinken.
Mein Vater störte mich immer dann in den Situationen, in denen es spannend wurde.

Ich spürte den fragenden Blick Jeonghans auf mir, welcher wohl so viel sagen sollte, wie ‚Und?'.

Es war schon den ein oder anderen Tag vorgekommen, an dem ich die Befehle meines Vaters ignoriert oder abgelehnt hatte, da ich entweder, so wie heute, beim Training kein Unentschieden hatte gelten lassen können oder ich einfach keine Lust auf Besprechungen unter vier Augen hatte.

So könnte ich es auch heute tun, die Predigt, die mir mein Vater halten würde, konnte ich sowieso schon halb auswendig.
Die einzige Sache, die mich allerdings irritierte war das ‚umgehend.', welche der Laufbursche so beiläufig erwähnt hatte.
So etwas forderte mein Vater selten und meistens waren seine Gründe dann auch von Belang, wenn er es tat.

Ich seufzte und steckte mein Schwert wieder in die dazugehörige Scheide zurück.
Das Zeichen dafür, dass ich mich dazu entschlossen hatte zu gehen.

Ich warf einen kurzen Blick über meine Schulter zu Jeonghan, der gerade ebenfalls dabei war, seine Waffe einzustecken: „Jeonghan, ich fordere eine Revange."

Mein Freund begann müde zu grinsen: „Meinetwegen. Heute Abend?"

„Klingt gut."
Ich grinste.

Dann würde ich ihn eben heute Abend zu Boden ringen. Was machte das für einen Unterschied.

„Nun gut", begann ich also und lief auf den Diener zu, welcher sich nicht von der Stelle gerührt hatte „ich werde mich nun direkt auf den Weg machen, um meinem Vater einen Besuch abzustatten."

Er nickte langsam, als Zeichen, dass er es verstanden hatte.

„Währenddessen", sprach ich weiter und fuhr mir mit meiner freien Hand durch mein verschwitztes Haar „bringen Sie bitte mein Schwert zum Schmied und sorgen dafür, dass die Klinge geschärft wird. Es ist verstumpft über die Zeit."

Ohne ein weiteres Wort zu sagen legte ich ihm meine Waffe in seine Hände und begann auf das Schloss zuzulaufen, in welchem ich wohnte.

Ich hörte nur noch ein stammelndes: „Aber ja, Prinz Taehyung" und die darauf folgenden eiligen Schritte.

Spöttisch begann ich zu grinsen. Neue Diener waren immer noch die Amüsantesten.
Versuchten einem alles Recht- und ja keinen Fehler zu machen.

Ganz im Gegensatz zu mir. Mir war ziemlich egal, was andere von mir dachten und auch mein Vater war da keine Ausnahme.

So hatte ich kurzerhand beschlossen, ihm tatsächlich einen sehr direkten Besuch abzustatten.
Ohne mich davor umzuziehen.
Er wollte mich umgehend sprechen? Dann musste er mit seinem Sohn, bekleidet in einer Rüstung vorlieb nehmen.

Dies waren seine Worte. Daran konnte ich auch nichts ändern.

Ich sah bereits seine wütenden Gesichtszüge vor meinem inneren Auge, wodurch mein Grinsen nur noch breiter wurde.

Vater, ich komme.

-

Leise summend schritt ich durch die Flure unseres Schlosses, musterte die dunkelroten, schweren Teppiche und hörte zu, wie meine Schritte und die Töne meiner tiefen Stimme an den hellen, hohen Wänden, widerhallten.

Trotz, dass ich hier bereits mein ganzes Leben verbracht hatte, so kam mir das Gebäude manchmal noch immer unglaublich fremd vor. Als hätte ich in meinen bisherigen siebzehn Jahren immer noch nicht alle Ecken und Türme des Gemäuers erforscht, mich als kleiner Junge noch nicht hinter allen alten und schrecklich stillosen Wandteppichen versteckt und noch nicht aus jedem Fenster einen Papierflieger geworfen.

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