Part 1

14.1K 574 36
                                    

"She didn't need to understand the meaning of life; it was enough to find someone who did, and then fall aspleep in his arms as a child sleeps, knowing that someone stronger than you is protecting you from all evil and all danger" (Paulo Choelo) 

Ihre Augen glitten mühelos über die Zeilen während sie fast unbewusst den Kopf schüttelte. Nein, so eine war sie nicht. Eve Clarks war nie - und dieses Vorhaben setzte sie akribisch durch - auf irgendjemanden angewiesen gewesen. Vielleicht war sie schüchtern, manchmal zu leise oder zu oft gerne allein, um noch als normal kategorisiert zu werden, aber Eve hatte nie Hilfe von anderen angenommen. Dafür was sie viel zu stur. Sie wollte von keinem , egal von wem oder was, beschützt werden, lieber kämpfte sie sich alleine durch. 

Eve war trotz ihrer roten Haare und ihrer blassen Haut, die ein starker Kontrast dazu war, nie wirklich aufgefallen. Sie beherrschte es einfach abzutauchen. Unsichtbar für ihre Mitmenschen zu werden. Sie wusste, dass sie nichts besonderes war. War sich fast sicher sie gehöre gar nicht in ihr zu Hause. 

Nachdem sie etwa eine Minute abwesend auf die Zeilen gestarrt hatte und sich im inneren darüber amüsiert hatte, schlug sie mit einem resignierten Seufzer das dicke Buch zu. Sie spürte die Hitze und den Schweiß der ihre Haare an ihren Nacken klebte als sie die große Stadtbibliothek verließ. Die Stadtbibliothek war immer wie ein zweites zu hause für sie gewesen. Sie identifizierte sich fast mit dem alten, unscheinbaren Gebäude, das man viel zu leicht übersah, wenn man einfach daran vorbei spazierte. Eve liebte es zu lesen. Es war als würde sie in eine völlig andere Welt versinken. Jedes Buch, jeder Hauptcharakter, über den sie las wurde automatisch ein Teil von ihr. Beim Lesen hatte sie das Gefühl, jeder sein zu können, der sie sein wollte.

Die Sonne stand schief am hell blauen Himmer, kurz davor zu verschwinden. Der Aspahlt glitzerte in der Abendsonne leicht, als Eve mit schnellen Schritten Richtung nach Hause steuerte. Sie war schon ziemlich spät dran und wollte sich eine Standpauke ihrer alleinerziehenden Mutter, die alles andere im Kopf hatte als ihre Tochter, sparen.

Eve hatte ihren Vater nie kennengelernt, war sich bis zu ihren siebten Geburtstag nicht einmal sicher gewesen, dass sie überhaupt einen hatte. Er war einfach abgehaut, kurz bevor sie geboren war. Vielleicht war ihre Abneigung gegen jegliche Hilfe von anderen auch einfach durch ihre Mutter entsatanden. Sie war völlg hilflos gewesen als er sie verlassen hatte. Und Eve fand es, obwohl sie es nie zugegeben hätte, beschämend. Beschämend, dass sich ihre Mutter einst so abhängig vo einem Mann gemacht hatte. Eve und ihre Mutter waren das genaue Gegenteil. Sie mochte ihre Mutter, keine Frage, aber für Eve war es immer so als würde sie die Dinge auf eine völlig andere Weise sehen. 

Die Straßen waren wie leergefegt. Nur wenige Autos säumten die Straßen. Und ganz plötzlich, als hätte der Wind es mitgenommen, der auf einmal aufkam, fühlte sie wieder die Paranoier. Die kindliche Paranoier, die sie seit Monaten verfolgte. Das ständige Gefühl beobachtete oder verfolgt zu werden. Sie unterdrückte das Gefühl, kämpfte gegen den Drang an sich umzudrehen, um sich zu vergewissern, dass dort wirklich keiner war. Vielleicht wäre, wenn Eve sich an diesem Abend umgedreht hätte, alles anders gekommen, aber sie drehte sich nicht um. Und bemerkte deshalb auch nicht den jungen, attraktiven Mann der sie verfolgte.  

Er beobachtete sie schon seit Monaten, immer auf Abstand. Doch er hatte es satt. Er wollte sie besitzen und sie endlich zu ihm ins Boot holen. Ihm war von Anfang an klar gewesen, schon vom ersten Moment an, an dem er sie gesehen hatte, dass sie nicht hineinpassen würde. Sie war die Falsche. Und doch, zog ihn etwas an ihr magisch an. Vielleicht waren es ihre schönen, braun-grünen Augen, oder ihre Unschuld, die fast so sehr an ihr auffiel, wie ihre langen roten Haare. Velleicht war es aber auch die Versunkenheit, die sie umgab wenn sie wieder völlig in ein Buch vertieft war oder es war die Tatsache, dass sie keinen Schimmer zu haben schien, wie wunderschön sie eigentlich war. Er wusste es nicht und es war auch egal.  

Der dunkle Gestalt, in der Form ihres Verfolgers, ergriff seine Chance als Eve in eine Seitengasse bog. Seine rechte Hand zog sie zurück während seine linke ihren Mund bedenkte, um die Schreie, die wenige Sekunden danach aus ihren Mund kamen, zu ersticken. 

 Es heißt, wenn man entführt wird, hat man genau 2,5 Sekundne Zeit zu schreien, diese Zeit hatte Eve nicht, sie war vorbei, bevor sie überhaupt alles begriffen hatte. 

R e b e l ∞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt