Kapitel 3

177 13 1
                                    

Ein Wald kam in mein Blickfeld und ich rannte genau darauf zu. Dort konnte man sich verstecken und genau das brauchte ich jetzt. Ich war gerade im Wald angekommen und an ein paar Bäumen vorbei, als mein Fuß irgendwo hängen blieb und ich eine Absenkung hinunter rollte. Aua! Jetzt tat auch mein Fuß weh, wahrscheinlich bin ich an einer Wurzel oder sonst was hängen geblieben, super. Ich stand wieder auf um mich um zu blicken. Kurz hielt ich die Luft an, als ich den Fuß belastete. Ich war schon immer tollpatschig gewesen, fiel oft hin, aber das konnte ich jetzt so garnicht gebrauchen. Langsam ließ ich die Luft entweichen. Zu meinem verwundern war der Wald ziemlich dicht, obwohl ich ja noch nicht tief eingedrungen war. Mein Blick schweifte nach rechts. Dort stand ein offenes Jagdhäuschen. Wenigstens etwas. Leise fluchend kletterte ich die Leiter hoch. Nachdem ich durch die Tür gegangen war, schloss ich sie schnell. Im inneren gab es einen Riegel zum verschließen. Dieser klemmte aber. Deswegen war die Tür also auf. Irgendwie musste ich die Tür aber zu kriegen. Also schnappt ich mir einen Stein der auf dem Holzboden lag und hämmerte auf den Riegel ein, bis er sich leicht quietschend zur Seite bewegte. Erleichtert atmete ich auf. Wenn sie nach mir suchen werden sie ja wohl nicht auf die Idee kommen in ein zu geschlossenes Jagdhäuschen zu gucken. Schließlich waren sie eigentlich immer abgeschlossen. Seufzend ließ ich mich auf den Hocker fallen. Dann griff ich in den Rucksack um die Decke raus zu holen. Es war ziemlich kalt. Was zwar im November nicht gerade ungewöhnlich ist, aber sehr unpraktisch. Vorsichtig zog ich mir mein Oberteil aus. Es war am ganzen oberen Rand voller Blut, Mist. Die Schnitte Bluteten immer noch, weshalb ich einfach ein Blatt aus dem Block riss und es vorsichtig darauf legte um das oberste Blut auf zu saugen. Funktionierte nicht wirklich. Deshalb wühlte ich in meiner Tasche nach der Kreme und schmierte mir das Zeug auf die Wunde. Leise quietschte ich auf, es tat unheimlich weh. Aber was brachte schon das jammern, richtig garnichts. Da bemerkte ich das an der Wand eine Spinne hing. Angeekelt schaute ich sie an. Normalerweise würde ich schreiend aufspringen. Aber ich hatte jetzt keine Kraft, also zischte ich sie nur an: „ Glotz nicht so! Verschwinde!" Wieder widmete ich mich meinem Rucksack und zog einen Verband raus. Diesen band ich mir umständlich um beide Schnitte. Sie waren ja nicht weit entfernt. Die Versorgung war nur notdürftig, aber Hauptsache es würde sich nicht entzünden. Als ich mich begutachtete hatte und festgestellt hatte, dass das Blut von den Schnitten über meinen Oberkörper gelaufen war, stöhnte ich verzweifelt auf, da mir jetzt erst richtig bewusst wurde was passiert war. Diese Männer wollten mich umbringen! Aber Anni wusste doch das ich in Gefahr war?! Hatten meine Eltern ihr etwa nicht mehr gesagt? Sie hatte dieses Thema immer mit den Worten " Ich darf nichts sagen. So weniger du weißt desto besser" umgangen. Das brachte natürlich nicht viel. Aber ich hatte dann auch nie weiter geforscht, weil ich geglaubt hatte meine Eltern suchten nur eine Ausrede um mich los zu werden. Genau dafür hatte ich meine Eltern gehasst. Jetzt wünschte ich mir es währe genau so. Schöne Eselsscheiße. Nach ein paar Minuten schnappte ich mir Block und Stift. Ich musste Anni einen Brief schreiben, sie würde mich so schnell nicht mehr zu gesicht bekommen. Aber ohne das sie etwas wusste würde sie sich Sorgen machen und die Polizei rufen. Wenn ich bei ihr Hilfe holen würde, würde sie die Polizei auch rufen. Dies wieder rum würden Alex und Rudi mitbekommen und sie dann wahrscheinlich umbringen. Keine guten Alternativen die ich hatte. Also würde es eine Lüge sein.

Hallo Anni

Vielleicht hast du schon mitbekommen, dass ich nicht mehr da bin. Oder auch nicht. Na ja, auch egal. Ich wollte dir nur sagen, dass ich eine Zeit lang bei Freunden bin. Ja, ich weiß das das Gesetzlich nicht erlaubt ist wenn du vorher nicht deine Erlaubnis gegeben hast. Aber das war so plötzlich. Du weißt wie schlimm ich das Heim finde, weil alle so traurig sind. Des wegen lass mich bitte bei ihnen, bitte! Mir wird nichts passieren.

Deine Lena

Bei dem letzten Satz lachte ich bitter auf. Nichts passieren, klar. Es währe schön wenn ich überhaupt irgendwo schlafen könnte, was nicht draußen war. Oder etwas zu essen und zu trinken hätte. Natürlich hatte ich daran nicht gedacht. Wehmütig betrachtete ich die zwei Bilder auf der ersten Seite von meinem Block. Dies war ich. Das obere Bild wurde aufgenommen kurz nachdem ich im Heim abgegeben wurde. So zu sagen als Aufnahme Bild. Das andere hatte unsere Lehrerin vor ein paar Monaten aufgenommen für Klassensteckbriefe. Darunter hatte ich, auch vor ein paar Monaten, etwas über mich geschrieben:

Name: Lena

Nachname: Wüsste ich gerne

Geburtstag: 07.02.2001

Hobbys: Singen, Klavier und Gitarre spielen.

Lieblingsfarbe: Ändert sich täglich

Mein Lieblingsspruch oder Moto ist: Egal wie oft du schon am Boden lagst, steh wieder auf. Vielleicht ist hinter der nächsten Kurve der Sinn des Lebens. Und: Ich lag schon oft an Boden aber meine innere Stimme schreit immer wieder: „ Nein, du bist noch nicht am Ende! Steh wieder auf!"

Mit Tränen in den Augen blickte ich auf die beiden Sprüche. Ich hatte noch nicht viel davon gesehen, aber vielleicht liegt ja wirklich hinter der nächsten Kurve mein Sinn des Lebens. Vorsichtig streifte ich mein Oberteil wieder über. Ich musste unbedingt was zu trinken suchen. Gerade als ich gegen den Riegel hämmern wollte hörte ich Stimmen. Sofort erstarrte ich, „ Du glaubst doch nicht das die Kleine im Wald ist?! Die hat doch viel zu viel Angst!", zischte eine Stimme abfällig. Geschockt ließ ich mich an die Tür sinken und hielt die Luft an. Sie durften mich nicht finden! Sterben wollte ich ja jetzt auch nicht unbedingt! „ Wir hauen ab. Sie wird in die Stadt gelaufen sein! Zumindest wenn dieses etwas schlau ist, schließlich gibt es da Trinken. Aus Brunnen oder Waschbecken in öffentlichen Toiletten. Oder sie könnte etwas klauen. Und die hätte zumindest eine Bushaltestelle zum schlafen.", meinte Rudi abfällig.

Natürlich, dass währe viel logischer gewesen als ein Wald. Super Lena. Aber genau da hätten sie mich ja dann gesucht und wahrscheinlich gefunden. Außerdem wusste ich garnicht wo die Stadt war. Langsam richtete ich mich auf und spähte durch das kleine Fenster. Durch die Dämmerung sah ich nur noch ihre Rücken. Erleichtert atmete ich auf. Vorsichtshalber wartete ich noch eine gute Stunde. Man konnte ja nie wissen was diese Menschen wirklich vorhatten. So leise wie möglich rüttelte ich an dem Riegel. Und zu meinem Verwundern ging er sogar hoch. Noch vorsichtiger öffnete ich die Tür. Natürlich hatte ich vergessen, dass es keine Treppe, sondern eine Leiter war. Deswegen rutschte ich da mehr runter als das ich ging. Sicher war ich schließlich am Boden angekommen. Zitternd ging ich geduckt los, um einen Fluss oder sonst was zu suchen. Mir schien es sichrere zu sein hier rum zu laufen wenn es dunkel war. Auch wenn dann wahrscheinlich mehr Tiere unterwegs waren, waren wahrscheinlich weniger Alex's und Rudi's unterwegs. Und man konnte sich besser verstecken. Natürlich war den Rückweg finden dann schwieriger, aber das war mir so ziemlich gleich. Immer wieder riss ich an Bäumen Rinde oder Äste ab oder wuchtete einen Stein so das man ihn sah. Gerade griff ich wieder nach einem Ast als mich ein Geräusch hinter mir erstarren ließ. Ich hatte mich doch gerade erst umgedreht um zu überprüfen das mir keiner folgt! Ganz langsam drehte ich den Kopf nach hinten und atmete auf. Es war nur ein Fuchs, der aus einem Gebüsch kam. So weit ich erkennen konnte tropfte seine Schnauze. Wasser? Schnell ging ich auf den Busch zu. Und tatsächlich, hinter dem Strauch verlief ein kleiner Bach. Sofort kniete ich mich hin und tauchte meine Hand ein. Leicht zuckte ich zusammen. Das Wasser war extrem kalt. Trotzdem führte ich das Wasser oft zu meinem Mund, damit ich es trinken konnte. Obwohl die Kälte brannte tat es trotzdem gut Flüssigkeit in meinem Körper zu spüren. Praktischer währe natürlich wenn hier ein Imbiss währe der mir etwas zu Essen anbieten würde. Ha. Ha. Da ich Blut verloren hatte war ich zusätzlich geschwächt. Es war nicht unglaublich viel aber zu viel als das mein Körper garnicht darauf reagierte. Als ich ziemlich viel getrunken hatte tauchte ich meine Hände noch mal in's Wasser und schöpfte es mir in mein Gesicht, weil selbst da war Blut. Eigentlich sollte ich meinen Oberkörper und Sweatshirt waschen, aber es war einfach zu kalt. Deswegen beließ ich es bei Händen und Gesicht. Dann machte ich mich wieder auf den Rückweg zu meinem Häuschen. Müde aber trotzdem wachsam lief ich durch den Wald. Dank meiner Anhaltspunkte fand ich aber ziemlich schnell zurück. Die Tür verschloss ich wieder mit dem Stein. Das war zwar ein wenig komisch das der Riegel beim schließen klemmte aber nicht beim öffnen aber egal. Störte mich jetzt auch nicht weiter. Schlapp ließ ich mich auf den harten Holzboden fallen, wickelte die Decke fest um mich und schlief dann mehr oder weniger schnell mit meinem Bär im Arm ein. Ich werde das irgendwie schaffen, ich musste.

Hey :) Hoffe das war jetzt ein wenig länger :) Hegdl Tizzi

One Direction-Danger (Deutsche FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt