Greif nach den Sternen

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Mitten in der Nacht, irgendwo in der Millionen Metropole Seoul, saß eine junge Frau verzweifelt auf der Kante ihres Bettes und wusste nicht was sie tun sollte. Eigentlich war alles schon geplant und entschieden, aber sie wusste nicht ob sie es wirklich wagen sollte. Der Grund ihres Zögerns lag neben der Frau und ahnte nichts von dem inneren Zwiespalt ihrerseits. Mit einem Seufzen und leerem Blick setzte sie sich in ihr Wohnzimmer, Stift und Papier in der Hand und fing an zu schreiben.

Jinki,

Ich habe keine Ahnung ob ich das richtige hiermit tu, aber sei dir gewiss, dass ich es nur für dich mache. Es bricht mir das Herz, ich wusste lange nicht ob ich es wirklich wagen soll, aber ich sehe nur diesen Weg.

Ich weiß, du hast das alles nur für mich getan, damit ich glücklich bin, aber ich weiß nicht wie ich ohne dich glücklich sein soll. Mein ganzes Leben warst du an meiner Seite und nun soll all das vorbei sein?

Ich kenne den Grund, aber mein Kopf will und kann es nicht verstehen. Er kann nicht verstehen warum er nun ohne sein Herz leben soll. Er hat es nie müssen und hat es deswegen vor langer Zeit verlernt. Sag mir wie soll man ohne Herz, ohne Seele leben können? Mein Herz hast du mir schon lange genommen und ich fürchte, ich bekomme es nie wieder. Aber das ist okay, denn ich will es nicht haben. Es ist meine Schuld.

Früher haben wir davon geträumt, nach den Sternen greifen zu können. Wir waren jung und scherten uns nicht um Grenzen, denn sowas gab es für uns nicht. Ich weiß noch wie wir die größte Leiter, die mein Vater im Schuppen hatte, an mein Haus lehnten und zum Mond hochklettern wollten. Wir hatten nur leider nicht im Kopf, dass der Mond weiter entfernt ist, als gedacht. Wir sind von der Leiter gefallen und meine Eltern sind von dem Schlag wach geworden. Oh, was haben wir Ärger gekriegt, du hattest deinen Arm gebrochen und ich mein Bein. Aber es war alles egal, denn in unseren Gedanken berührten wir die Sterne.

Seit ich denken kann, warst du mein bester Freund, der mich vor allem Bösen beschützte. Du warst wie der Ritter der, in den Geschichten die ich so liebte, die Prinzessin vor dem bösen Drachen rettete. Nur war es in unserem Fall kein Drache gegen den du gekämpft hast, sondern die anderen Kinder im Kindergarten. Sie haben dich immer ausgelacht, weil du mit einem jüngeren Mädchen befreundet warst und mich haben sie immer gehänselt. Einmal haben sie meinen rosa Luftballon, den ich gerade erst von dir bekommen hab, genommen und platzen lassen. Ich weiß nicht ob ich jemals so sehr geweint hab, wie an jenem Tag. Aber dann warst du da, hast dich mit diesen Jungs geprügelt und hast mir einen zweiten Luftballon geschenkt. Du hast meine Welt wieder in Ordnung gebracht, Jinki, und das nicht durch einen Ballon, sondern weil du immer da warst.

Ich konnte mich immer darauf verlassen, dass du genauso für mich da bist, wie ich für dich. Du warst da als mein erster Freund mich verlassen hat, weil Mei, diese blöde Kuh, schon mit Zunge küssen wollte und ich nicht. Himmel, wenn ich jetzt darüber nachdenke war es nur lächerlich, aber mit 14 ist damals meine ganze Welt zusammengebrochen.

Wir haben uns immer in unseren Träumen gegenseitig unterstützt. Du hast nie zugelassen, dass die schlechten Kommentare für mich mehr wiegen als die positiven, du hast nie zugelassen, dass ich das Schreiben aufgab, weil du wusstest, dass ich schon immer Autorin werden wollte. Und siehe da, du hattest Recht damit, mich immer weiter zu zwingen, denn jetzt bin ich dank dir endlich, dass was ich immer sein wollte. Und so viele Menschen lieben meine Bücher. Ohne dich wäre all das nicht möglich gewesen und dafür werde ich dir immer dankbar sein.

Und du? Du hast immer davon geträumt zu singen und jetzt füllst du mit SHINee ganze Konzerthallen. Ich war unglaublich stolz auf dich, als ihr fünf zum ersten Mal im Tokyo Dome aufgetreten seid. Ihr hattet damals schon geschafft, woran so viele scheitern. Ihr lebt euren Traum.

Aber dieser Traum hat auch seinen Preis und deswegen stehen wir jetzt hier, an diesem Punkt, wo keiner von uns weiß, wie es weitergehen soll. Obwohl...eigentlich steh ich hier allein, denn du ziehst hoffentlich weiter um wieder träumen zu können. Ich mach dir keinen Vorwurf, dass es so gelaufen ist, wie es ist, denn ich würde nie von dir verlangen, dass du meinetwegen deinen Traum verlierst. Es geht hier nämlich nicht nur um dich, sondern auch um die Schicksale vier weiterer Menschen und um die Herzen von so vielen Menschen die euch lieben. Du kannst Jonghyun, Taemin, Key, Minho und eure Shawols nicht im Stich lassen und das würde ich auch nie zulassen. Genau deswegen hab ich für mich für deinen Traum entschieden und mich somit eurem Management gebeugt. Ich weiß nicht, wann du diesen Brief lesen wirst, vielleicht verbrennst du ihn auch gleich ohne ihn zu lesen, ich hoffe einfach, dass du es nicht tust. Ich will das du meine Bewegründe verstehst und auch weißt, dass es mir nicht leichtfällt diese Zeilen zu schreiben, während du friedlich in meinem Bett schläfst. Ich will das du weißt, dass ich unsere Freundschaft, die so viel mehr wurde, ewig in meinem Herzen halten werde und dass niemand anderes jemals deinen Platz einnehmen kann und es auch nicht wird. Ich will das du glücklich bist. Ich will das du weißt, dass ich dich liebe.

Du hast mich immer bei meinem Traum unterstützt und jetzt ist es Zeit es dir zurückzugeben, auch wenn ich dich dafür vielleicht nie wiedersehen kann. Ich habe mich bewusst dafür entschieden, aus deinem Leben zu verschwinden, damit dir nichts im Weg steht, also mach nicht das Management dafür verantwortlich oder sonst wen. Es war ganz allein meine Entscheidung und ich weiß dieser Satz bricht dir wahrscheinlich, aber du wirst mir irgendwann dafür dankbar sein.

Ich hab immer wieder den Schmerz in deinen Augen gesehen, wenn du euren Fans nicht die Wahrheit, was uns betrifft, sagen konntest. Ich will diesen Schmerz einfach nicht mehr in deinen Augen sehen. Vielleicht ist es die falsche Entscheidung, aber momentan sehe ich keine andere Möglichkeit. Vielleicht sehen wir uns irgendwann wieder und es steht uns nichts im Weg, so zusammen zu sein, wie wir es wollen. Aber bis dahin, ...

Versuch ohne mich nach den Sternen zu greifen.

Yuna

Schweren Herzens faltete sie den Brief, legte diesen auf das Nachtschränkchen, das neben ihrem Bett stand, in dem ein friedlicher und vor allem glücklicher Jinki lag. Sie schulterte ihre Tasche und verließ, nach einem letzten Blick zurück für lange Zeit, das Leben ihres persönlichen Sterns.






Letters From Me To YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt