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Die liebliche Erde, auf der ich mein „Leben“ verbringe, wandert mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 29,78 Kilometern pro Sekunde um die Sonne. Um die wichtigste Lichtquelle. Ein Licht, das uns Menschen die Möglichkeit gibt, anderen in die Augen zu sehen. In dem einem Moment, in dem die Erde weiterrückt können wir beobachten wie ein Mann in die Bahn einsteigt, meine Nachbarin nach Luft schnappt und zwei Menschen sich küssen. Alles in der gleichen Sekunde.                                                                               

Der unfähige Mensch, auch bekannt als Mrs ‚No future since 1996‘ sitzt genau in dieser ‚spannenden‘ Sekunde in der Mitte von einem Klassenraum und muss sich anhören, dass sie mal zu einem Psychologen sollte, wegen ihrer möglichen suizidalen Krise, die der liebe Herr Lehrer meiner Deutsch Klausur entnommen hat. Natürlich hat der fürsorgliche Mann meine Erzeuger kontaktiert, die voller Sorge mein Zimmer durchsucht haben. Sie haben mein  Tagebuch gefunden, es gelesen, mein Gehirn vor ihren Augen zur Prositution gezwungen. Ab dem Zeitpunkt habe ich geschworen, alles in meinem Kopf zu speichern. Geschriebende Worte sind zu gefährlich. Die Menschen hatten schon immer Angst vor Worten. Leute, die viele Bücher gelesen haben besaßen zu viel Wissen. Kind, pass also  auf was du sagst.                                                                                         Daran habe ich mich strikt gehalten und leider sieht man das auch auf meinem Zeugnis, was für meinen Lehrer ein weiteres Zeichen dafür war, dass ich höchst depressiv war und in Behandlung muss. Zugegeben, der Tod macht mir nun wirklich keine Angst.

Drei Tage später stand ich in meiner Jogginghose im Schnee und wartete auf mein Taxi. Na dann Leute, auf in die Hölle.                                                                                                                                    Mein blondes Haar wehte im rauen Winde, die Prinzessen stieg von ihrem weißen Ross und flog elegant mit ihrem Gesicht in den Schnee, während sich die Tür öffnete und eine recht kleine Frau sich das Lachen verkneifen musste. „Bist du Rose?“, fragte sie zögerlich. Ich krabbelte zu meiner Tasche und stemmte meinen Körper wieder hoch. Mit Schnee in den Haaren antwortete ich, „Ähm Ja, ja das bin ich.“                                                          

„Soll ich dir mit deinen Sachen helfen?“, sie hielt mir ihre Hand hin. So höflich wie ich bin, sagte ich natürlich nicht nein und reichte ihr meine Tasche. Sie deutete in das Innere des Gebäudes und ging voraus. Gott, wo bin ich hier gelandet? Die Wände waren grau und glatt, ebenso wie der Boden. Die Türen sahen eher aus wie Sicherheitstore aus einem Gefängnis und einige liefen dort mit Ketten an den Füßen durch den Flur.                  

Danke, liebe Eltern, ich dachte ich komme in eine Klapse und nicht in ein Gefängnis. Ich hatte das Gefühl, alle würden mich anstarren. Wie ein Alien lief ich hinter der kleinen, noch namenlosen, Frau hinterher, bis sie vor einer Tür abrupt stehen blieb und meine Tasche zu Boden wirft. „Hier ist dein Zimmer Rose, du bist alleine, also versuch bitte nicht dich zu erhängen, zu ritzen oder anderweitige Methoden zu verwenden, um dir das Leben zu nehmen. Die Regeln stehen drinnen auf einem Zettel an der Wand. Mittagessen gibt es um 13 Uhr, bitte sei pünktlich. Und wenn du Fragen hast, komm gerne in mein Büro.“, sagte sie mit einem aufgesetzten Lächeln und tätschelte mir die Schulter. Ich brachte ein klägliches ‚Danke‘ hervor und krallte mir die Schlüssel.                

Home, sweet home. Ebenfalls graue Wände, kein Fenster, und eine Matratze auf dem Boden. Das nenne ich Luxus. Die schwere Tür fiel zu und schloss mich praktisch in meinem neuen Kerker ein, bis ich in das Fegefeuer geworfen werde. Fegefeuer ist vielleicht eine recht heftige Umschreibung für meine erste Untersuchung, allerdings habe ich nicht das Gefühl, dass es ein angenehmes Gespräch geben wird.                                                                                      

Ich warf meine Klamotten auf das „Bett“ und setzte mich daneben. Viele Gedanken flogen wie Staub durch meinen Kopf und bereitetn mir Kopfschmerzen. Gibt es hier einen Dress- Code? Muss ich jetzt auch immer im grauen Fummel meine Runden ziehen? Wobei die silbernen Fußkettchen des Mannes schon schick sein können.                                                                                                                        

Ein lautes Klopfen an der Tür ließ mich hochschrecken. „Sind Sie Rose Dawnville?“, eine tiefe Stimme drang durch die dicke Sicherheitstür, die mir von Mal zu Mal immer sympathischer wurde, betrachtet man die Tatsache, dass ich mich in einem Gebäude voller Irrer Leute befinde. Es klopfte erneut und dieses Mal gab ich auch ein zögerliche Antwort von mir; „Ja, das bin ich. Was ist denn los?“. „Ich soll Sie zu Ihrem Gespräch mit Mrs Bloom geleiten. Würden Sie mir bitte folgen?“, man hörte genau, wie er einen Schritt zur Seite machte.Vermutlich, um Platz für mich zu machen. „Ähm Moment, ich bin gleich soweit“, warf ich dem Unbekannten entgegen und zog mir schnell eine Jacke über. Langsam und kraftraubend öffnete ich die Tür und ging hinter einem schlanken Mann mit dunkelbraunem Haar hinterher. Ich konnte sein Profil betrachten, doch schlecht sah er nicht aus. Ohne ein weiteres Wort liefen wir durch mehrere Gänge, die alle gleich aussahen. Wie soll ich mein Zimmer wiederfinden?

Mrs Bloom war geschätzt 60 Jahre alt und trug ein schwarzes Kleid. Als ich herein kam, stütze sie sich an ihrem Gehstock ab und lächelte mir freundlichen entgegen. „So, so du bist also die berüchtigte Rose?“, sie hielt mir ihre faltige Hand hin. „Ja“, ich nickte ihr lächelnd entgegen und folgte ihr zu der beigen Sitzecke. „Ich hoffe du hast keine Angst vor mir oder vor dem was jetzt kommen wird. Mein Kind, das alles hier ist nur zu deinem Besten. Ich hoffe, dass du bald wieder nach Hause kannst.“

Mein Kind, mein Kind, warum bist du nur so jung und wirst von allen als das schwache humane Tier gesehen, dass noch in seiner eigenen Evolution feststeckt? „Ich hoffe es auch.“, sagte ich mit einer monotonen Stimme. Die nächste Stunde verging schnell, zu schnell. Es war eigentlich ganz angenehm. Sie las mir meinen Aufsatz vor, während ich einen Tee trank. Im grunde saßen zwei kreative Geschöpfe, mit Gedanken, so tiefgründig wie der Ozean, in einem Raum und diskutierten angeregt über die Umschreibung des Todes in der Literatur und Lyrik. „Ich freue mich bereits auf die nächste Sitzung. Rose, zieh dir etwas warmes an, wir werden auf den Friedhof gehen. Und nun geh, das Mittagessen wartet. Möge Gott über dich wachen meine Kleine.“, sie nahm mich kurz in den Arm und öffnete die Tür.

Kaum stand ich alleine im kalten Flur war ich orientierungslos, allein und alles stürzt auf mich hinein. Meine Eltern dachten ich wollte mich umbringen oder vielleicht hofften sie es auch? Ich weiß es nicht. Der Schmerz sollte weg, also schlenderte ich durch die Gegend bis ich das „Mensa“ Schild sah und darauf zusteurte. Okay Rose, durchatmen und einfach reinmarschieren. Da werden viele Leute sein. Keiner wird dich bemerken und alles ist so wie immer, so wie in der Schule. Die Tür flog auf und ich stand inmitten von etwa 100 Leuten männlichen Geschlechts, die mich allesamt anstarrten. Ich grinste schief und ging zu einem leeren Tisch. Direkt neben mir klapperte es, sodass ich mich meinen Kopf wieder hob, um mich umzusehen. Sie schauten mich immernoch alle an. Na toll.  

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Hallo, das hier ist das erste Kapitel von meiner neuen Fanfiction "FRAGMENT".

Ich hoffe es gefäll euch :)

FRAGMENT [h.s.]Where stories live. Discover now