Um auf ihre Aussage zurück zu kommen, zuckte ich nur lustlos die Schultern. ,,Mir war danach. Ich bin schlecht gelaunt", gab ich ehrlich zu und ließ meine Miene in pure Motivationslosigkeit gleiten. Ich weiß nicht wie viel Concealer ich mir ins Gesicht spachteln musste damit meine Augenringe nicht ganz so auffielen aber ein paar Gramm mehr und ich hätte eine Baugenehmigung gebraucht.  ,,Aber wenigstens bist du pünktlich, das ist doch schon einmal ein Anfang", lächelte sie aufmunternd und ihre leicht rosa geschminkten Lippen teilten sich, womit ihre geraden und weißen Zähne zum Vorschein kamen. Wir beide hatten das Zahnpastalächeln, wobei mehr Jungs dem von Jule verfallen würden. Sie ist ja auch nicht nur hübsch sondern clever und intelligent - wenn es nicht um Beziehungen geht. In diesem Thema konnte sie sich nämlich den Pavianen anschließen. 

,,Ja, das ändert sich aber, wenn wir weiter hier rumstehen", schmunzelte ich leicht und deutete auf den Eingang der Schule, durch den sich gerade einige Schüler drängen. Warum haben die es so eilig dieses Gefängnis zu betreten? 

Julia folgte meinen Blick und dachte wohl das selbe wie ich, jedenfalls verriet mir das ihr unerklärlicher Blick auf die Horden. ,,Na komm, bringen wir es schnell hinter uns", seufze ich und sofort harkte sich die hübsche Brünette bei mir unter. ,,Nicht so negativ! Neues Jahr neues Glück!", strahlte sie mich an und verströmte soviel Positivität dass mir beinahe schlecht wurde. ,,Egal was du genommen hast Süße, gib mir etwas ab. Muss gutes Zeug sein wenn du so gut gelaunt bist", murmelte ich und sah sie voller neid an. Ich möchte auch so ein Energiebündel sein, stattdessen war ich momentan ein wandelnder Zombie - also unter dem ganzen Make Up welches ich mir notgedrungen auftragen musste. 

Anscheinend war ich jedoch nicht der einzige, der die Gute-Laune-Droge von Julchen nicht kannte, denn es war eine wahre Zombie Inversion in unserer Klasse. Halb hingen sie auf ihren Stühlen, über den Tisch gelegt oder standen gelangweilt in der Klasse und unterhielten sich. Nur einer war aufmerksam als wir den Raum betraten und dass war Dean. Sein Blick hing natürlich auf Jule, welche den mal wieder nicht mitbekam. Es war nicht so, dass die beiden sich nicht verstanden, aber wirkliche Freunde waren es nicht. Ich habe dies vermieden aus Angst, Dean würde in die Friendzone rutschen. Er war jedoch ein guter Freund mit mir, der sich regelmäßig Ratschläge abholte. 

Als er merkte, dass Jule ihn nicht wahrnahm, glitt sein Blick hilfesuchend zu mir. Ach Spätzchen, ich weiß es doch selber, wie sehr du leidest. Ich stieß Jule leicht in ihre Rippen, mein Blick nach vorne gerichtete und ein leichtes Grinsen auf den Lippen. ,,Dean hat mal wieder nur Augen für dich", flüsterte ich ihr zu und begleitete sie zu ihrem Platz in der vordersten Reihe. Elendige Streberin. 

Sie sah mich erst überrascht an und warf dann verstohlene Blicke zu dem Braunhaarigen ein paar Sitze weiter rechts. Ich könnte schwören, ihre Blicke trafen sich für eine Sekunde und da wäre ein Funke gewesen. ,,Aber ich stehe auf Daniel", mit diesem Satz aus Jules Mund zersplitterte meine Hoffnung auf eine baldige Beziehung in tausende Teile. Ein schweres Seufzen entwich aus meinen Lippen, welches Jule alles sagte, was ich zu diesem Thema zu sagen hatte. Schuldbewusst und mit einem leichten Lächeln sah sie mich an. ,,Hoffnungslos", murmelte ich nur kopfschüttelnd und setzte mich selber an meinen Platz.

Wir brauchten auch gar nicht länger auf unseren Lehrer warten. Mir würde sein Unterricht wahrscheinlich Spaß machen, würde er ihn etwas ansehnlicher gestalten, und damit meinte ich nicht den Stoff an sich sondern sein Aussehen. Zwei mal in der Woche duschen müsste doch wenigstens drin sein, mal abgesehen vom Zähneputzen. Außerdem trug er immer solch hässliche Cordhosen, bei denen mir schon beim Anblick das kalte Kotzen kam. Das einzig vorzeigbare war sein Charakter und die art seines Humors. 

,,Yo kiddos!", er machte eine für ihn scheinbar coole Handbewegung als er den Raum betrat und ging übertrieben lässig zum Pult. Innerlich fragte ich mich, woher die alle ihren Stoff hatten, mit den sie so drauf waren, aber bei Hr. Monrow war das noch 'normal'. Er unterbrach jedoch seine normale Routine, und stellte sich in die Mitte der Klasse. Normalerweise führte er mit ein paar Schülern etwas Smaltalk während er sein Zeug zusammensuchte, diesmal übersprang er dies jedoch. Gab es eine Ankündigung? 

,,. Ich habe freshe Neuigkeiten für euch. Dieses Jahr kommt jemand neues in die Klasse. Bitte seid nett zu ihr", bedeutungsvoll sah er zur Tür, die immer noch geöffnet war. Ein neuer Schüler, oder in dem Fall Schülerin, betrat die Klasse, die voller Neugierde sogar einmal schwieg. Ich musste zugeben, dass auch ich wirklich gespannt war, doch meine stille Freude über den Zuwachs verschwand sogleich, als sie den Raum betrat. 

Ihre Haare waren glatt und offen, gingen ihr bis zu dem Hintern und glänzten in einem tiefen Schwarz. Ihre Haut war so bleich wie meine und sie hatte eine fast schon zu perfekte Figur. Das was sie jedoch am meisten verriet, waren ihre Augen. Sie waren dunkelbraun, fast so schwarz wie ihr Haar selber. Eine höchst unnatürliche Farbe. Dazu kam aber ihre Ausstrahlung. Sie war kalt und zum niederknien - im schlechten Sinne. Ihr Blick überflog einmal die Klasse, und blieb dann auf mir hängen. Ausdruckslos starrten wir uns an und würde man genau hin hören, würde man die Spannung in der Luft knistern hören. 

,,Also gut..", unterbrach Monrow die viel zu angespannte Stille und sah zwischen uns her. ,,Wenn die zwei Liebenden dann mal fertig mit ihrem sinnlichen Blickaustausch sind, würden Sie sich dann bitte vorstellen?". räusperte er sich verhalten, mit einem kleinen Grinsen. 

Oh so nicht! Das ist kein Gerücht was seine Runde machen sollte! Ich schlug meine Hände auf den Tisch und stand ruckartig auf. ,,Ich würde mich nie in so ein widerliches Biest verlieben", knurrte ich dunkel meinen Lehrer an. Diesen Ausbruch konnte ich wirklich nicht zurückhalten. Verdattert und so ziemlich nichts verstehend blickte er erst mich an und dann zu dem Weibsbild. ,,Also Hör mal.. Louis..", der Braunhaarige, mitte dreißiger suchte nach Worten und schüttelte nur seinen Kopf. ,,So geht das nicht! Geh sofort in die Klasse von Fr. Spear!", forderte er mich streng auf. ,,Liebend gern!", flötete ich mit einer dunklen Stimme, griff nach dem Gurt meiner Tasche und erhob mich dann. Mit eleganten Schritten stolzierte ich an diesem Weib vorbei, dessen Mundwinkel kurzzeitig und minimal nach oben zuckten. Das kriegst du zurück, du elendige Hure! Das und für das zerschneiden des Bandes! 

Ich knallte unnötig laut die Tür hinter mir zu und marschierte dann auf das Klassenzimmer von Fr. Spear zu. Ohne zu klopfen, stieß ich die Tür auf und betrat den Raum meiner Parallelklasse. ,,Hr. Monrow schickt mich", erklärte ich mein Dasein knapp und wollte bereits auf einen der freien Plätze gehen, da erblickte ich das nächste Problem. 

Gleiches Spiel wie in meiner Klasse, nur diesmal mit einem Penis und Muskeln. Schwarze Haare, schwarze Augen - die bei ihm sogar genauso dunkel waren wie sein Haar - und blasse Haut. 

Das ist doch wohl ein schlechter Scherz! Gleich zwei von denen in meiner Stadt? Aber nicht mehr lange! Ich dulde keine Schicksalschlächter in meinem Revier! 

Rot ist die Farbe des SchicksalsWhere stories live. Discover now