37 ♪ I am free

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Tether your soul to me

I will never let go completely.

One day your hands will be

Strong enough to hold me.

[ Robbie Williams ]




MARA ║ „Wiiiiiesooo", keuchte ich, „sind wir nicht einfach zu Hause geblieben?"

Meine Beine würden jeden Moment nachgeben und der Rucksack auf meinem Rücken kam mir unglaublich schwer vor. Am Morgen war ich noch guter Dinge gewesen, doch jetzt stampfte ich seit vier Stunden hinter Niall her. Immer Bergauf und durch Schlamm und über rutschige Steine. Zweimal hatte ich schon Erde gefressen. Dementsprechend sah ich auch aus.

„Weil", begann Niall vor mir, „du Schiss vor deinem eigenen Schatten hast."

Am liebsten hätte ich gefaucht, dass das gar nicht wahr wäre, aber leider konnte nicht einmal ich das leugnen. Ich hatte mich vor dem Frühstück im Bad tatsächlich vor meinen eigenen Schatten erschrocken und das nicht gerade leise. Das Licht flackerte, weil eine Birne in Rente gegangen war und den Rest der Geschichte sparte ich mir.

Niall glaubte, dass bei uns jemand im Haus eingebrochen war und ich brach mir passend dazu fast das Genick, weil ich klatschnass von der Dusche auf dem glatten Boden in Hysterie ausrutschte. Für Niall war das genug, um zu wissen, dass ich dringend einen Luftwechsel und Abwechslung brauchte.

Aber Ablenkung machte unachtsam und das wiederum mich nervös.

Wir stampften den improvisierten Weg ab, es roch nach Regen, war erschreckend kalt und das bunte Herbstlaub verschwand. Der Winter begann, wenn auch verzögert. Doch ich war mir sicher, dass es die nächsten Tage so weit war und wir vermehrt nur noch im Warmen hockten.

Damit wir uns nicht verliefen, mussten wir immer wieder nach einem Zeichen Ausschau halten, das aussah wie ein Druide und ein Dreieck. So fanden Wanderer den Druidenweg. Ein bisschen war das, als würden wir auf Schnitzeljagd gehen.

Ich keuchte angestrengt und traute meinen eigenen Füßen nicht mehr. Schweiß lief über meine Stirn und obwohl ich die Haare zusammen hatte, schwitze ich unter meiner Matte, als würde ich mich in 40 Grad und Schatten befinden.

„Können wir eine Pause machen?", fragte ich, denn ich wollte nie mehr als drei Meter hinter Niall her stampfen. Er drehte sich um und wieder fiel mein Blick auf die lustige blaue Bommelmütze, die er trug. Am liebsten würde ich lachen, aber ich trug sie in Pink, also hielt ich den Rand.

„Wir haben vor zwei Stunden Pause gemacht", sprach Niall, doch sein rotes Gesicht verriet mir, dass auch er gegen die Anstrengung kämpfte. Allerdings schien ihm das nichts auszumachen. Nun stellte er seinen Rucksack bei der nächsten klapprigen Bank ab und zog die Wasserflasche heraus.

Ich hatte sie das letzte Mal halbiert und nahm sie an, als wäre der Inhalt ein Wunderelixier. Danach fühlte ich mich sichtlich besser. Meine Beine waren schwer, wie Blei und meine Waden brannten. 

„Warum bist du wieder so fit? Du bist die Koksnase von uns und solltest verzweifelt nach Luft ringen", schimpfte ich und Niall grinste arrogant: „Ich jammere einfach nicht so viel. Kaputt bin ich auch." Mit den Ärmel rieb er sich über das Gesicht.

„Nur um das klar zu stellen, ich hatte keine Koksnase", sprach er und ich musterte ihn: „Nicht einmal?"

Kurzes Schweigen entstand, dann knickte Niall ein: „Okay, da war auch mal Koks dabei, aber nicht ständig."

Your Beat [ Buch 3 ] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt