6 ♪ Send me away

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So put on your best boys and I'll wear my pearls

What I never did is done

A penny for my thoughts, oh no I'll sell them for a dollar

They're worth so much more after I'm a goner

And maybe then you'll hear the words I been singing

Funny when you're dead how people start listenin'

[ The Band Perry ]



NIALL ║ Wasser.

Meine Beine waren schwer. Ich schnappte nach Luft, doch stattdessen schluckte ich salziges Meerwasser. Die Augen weit aufgerissen hörte ich über mir die Wellen brechen.

Ich sank immer tiefer, als würde ich heruntergezogen werden. Heftig ruderte ich mit den Armen und versuchte an die Oberfläche zu gelangen, doch stattdessen zog sich meine Kehle noch enger zusammen.

Ich würde sterben, jämmerlich ertrinken. Kein klarer Gedanke ließ sich mehr fassen.

Die Oberfläche rückte mehr und mehr in weiter Ferne und mein Todeskampf dauerte an. Meine Lungen verkrampften, der Kopf drohte zu platzen. Schmerzen rasten durch jeden Faser meines Körpers.

Und dann wachte ich auf.

Keuchend rollte ich mich aus dem Bett und kotze. Es war, als wäre ich wirklich im Meer gewesen, Wasser verließ meine Lunge und schweißgebadet konnte ich nicht aufhören mich zu übergeben. Dies war nicht das erste Mal, dass ich dermaßen heftig aus dem Schlaf fuhr.

Es war viel mehr schon Gewohnheit.

Das Promises Treatment Center half mir nicht sonderlich, denn mir ging es keinen Deut besser, als im geschlossenen Entzug. Alles, was ich wollte, war wieder in Ruhe schlafen zu können, aber das Gegenteil war der Fall.

Oft versuchte ich die Spuren meiner Alpträume zu verwischen, sauber zu machen, aber Bud sah sie trotzdem jeden Morgen und zwar in meinem Gesicht. Ich machte mir kaum noch Mühe den Tag anzufangen. Mehr als Katzenwäsche und frisches Anziehen war nicht drin, es war mir auch egal, wie ich aussah.

Zweimal versuchten Leute bei mir Anschluss zu finden. Wir kannten uns aus der Gruppentherapie, aber ganz ehrlich, ich wollte mit diesen Leuten nichts zu tun haben. In der ersten Sitzung begriff ich, dass wir sieben Leute sein würden.

Wir bestanden aus einen Musikproduzent mit Heroin-Problem, der mich angequatscht hatte. Aber seine gelben Zähne ließen mich schon fast kotzen. Genauso wie sein zu starkes Aftershave.

Ein weiteres Mitglied war Käsegesicht, ein professioneller Polospieler der immer wieder beteuerte und heulte, wie leid ihm all das tat, was er seiner Familie angetan hätte und dass er sich besser wollte. Und natürlich war nur LSD schuld.

Wenn ich ihm also alle zwei Tage fast eine halbe Stunde beim plärren zuhörte, dann ödete mich das an. Deshalb war mein Bedarf, Abseits mit ihm ebenfalls ein plärrendes Plauschen zu halten, bereits gedeckt.

Im bequemen Sessel in einer Runde sitzend, schweifte mein Blick dann oft ab. Also verpasste ich fast immer, wie Carl, der Selfmade-Millionär, breit, wie er hoch war, davon faselte, wie tief er gesunken war mit seiner Sexsucht. Mich hätten viel mehr seine Sünden interessiert, aber er hielt wohl nichts von Gossip.

Your Beat [ Buch 3 ] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt