"Larissa,kannst du mir dein Kleid geben?"

2.4K 33 3
                                    

„Larissa, kannst du mir dein Kleid geben?“ Der Satz ging der Frau schon den ganzen Tag im Kopf herum. Die Situation, aus einem kleinen Witz entstandenen, wurde prompt zu einer Flirterei. Im ersten Moment war sie selber völlig überfordert. An ihrem „oh Mark“ merkte man wohl Recht schnell, dass ihr die Worte fehlten. Doch dann fand sie dennoch eine gute Antwort und ihr etwas zu spät gekontertes „später“, kommentierte der Halbpole nur mit einem verwirrten „Oki.“
Grinsend lief Larissa durch die Flure des The Voice Studios. Die Blinds 2017 waren noch voll im Gange, doch ihre Gedanken drehten sich gerade nur um diese Situation. Warum? Das wusste sie selber nicht. Vielleicht weil sie noch nie so offensiv und zugleich vermutlich unabsichtlich angeflirtet wurden war. Und das noch vor einem Millionen-Publikum. Zumindest glaubte die zweifache Mutter dass Mark es garantiert nicht SO gemeint hatte. Oder etwa doch?
Doch egal ob unabsichtlich oder nicht, die Frau sehnte sich gerade zu danach, dem Brillenträger eine kleine Lektion zu verpassen. Nichts schlimmes und nur etwas, was unter den beiden bleiben sollte. Dennoch hat er sie für einen Moment auf der Bühne sprachlos gemacht und das durfte keiner so ganz ungestraft.
„Larissa, kommst du gleich nochmal in die Garderobe? Die Talente kurz durchgehen, die wir schon haben?“, plötzlich stand Nena vor ihrer Tochter und sag sie fragend an. Die Coaches hatten gerade eine halbe Stunde Pause. „Ja klar, Mama. Ich muss nur schnell was erledigen.“ Mit raschen Schritten setzte die Jüngere ihren Weg fort und hoffte, dass ihre Mutter sie in Ruhe lassen würde. Falsch gedacht. Nun war Nenas Neugierde geweckt.
„Wohin gehst du denn?“, mühelos holte die Mutter die andere Frau ein und sah sie neugierig an.
„Zu Mark.“, kam die knappe, aber ehrliche Antwort. Sofort hätte Larissa sich gegen die Stirn schlagen können. Nena war nämlich hellhörig geworden.
„Uhh, und da erledigst du etwas KURZ? Die Wände sind hier sehr dünn Larissa. Falls ihr…“
„Mutter!“, unterbrach Larissa Nena peinlich berührt, „Mark und ich sind nur Freunde, okay? Wenn überhaupt!“  Abwehrend hob die Angesprochene die Hände und grinste. Sie wusste nicht mehr, wie oft sie in den letzten Tagen diese Sätze zu hören bekommen hatte. Mindestens zweimal am Tag. Okay, Nena mochte Mark halt sehr gerne. Und das Geflirte war nicht nur ihr aufgefallen
„Was rennt ihr denn so?“, Sasha tauchte hinter den beiden Frauen auf.
„Lari will zu Mark. Und das nur kurz.“, klärte Nena ihn vermitzt lächelnd auf. Das und Sashas „Das Studio hat dünne Wände. Das wisst ihr, oder?“ ignorierte Larissa gekonnt. Sie waren nämlich vor Marks Garderobe angekommen. Kurz lauschte die Frau und nahm Marks Stimme von Innen wahr. Seine Worte verstand sie nicht, aber die Stimmfarbe war eindeutig seine. Ihre Mutter und Sasha, die hinter ihr standen, hatte sie schon wieder vergessen.
Grinsend knöpfte sie sich die obersten Knöpfe ihres Kleides auf,  sodass sie weitere Teile ihres Dekolletés freigab. Dazu setzte sie ein lazives Lächeln auf. Perfekt! Ohne anzuklopfen stieß sie die Tür auf. Mit einem „Marki, möchtest du jetzt mein Kleid haben oder später bei dir im Schlafzimmer?“ im flirtendem Ton, lief sie mehr oder weniger blind in den Raum.
Bis jetzt lief alles nach Plan. Nun sollte Mark eigentlich irgendwo im Raum mit hoch roten Kopf stehen und sich um Kopf und Kragen reden, dass das doch nur Spaß war und so weiter. Larissa würde ihn dann etwas auslachen, damit aufziehen und dann beruhigt mit ihrer Mutter Dinge durchsprechen können. Rache muss man natürlich auch genießen können. So weit zur Theorie.
In der Realität sah die Sängerin aber nicht zuerst Mark mit rotem Gesicht im Raum, sondern zwei Frauen, die auf dem Sofa saßen und sie verwundert ansahen. Larissa stoppte augenblicklich und sah die beiden Frauen entsetzt an. Das Mark Besuch haben könnte, war ihr noch gar nicht in den Sinn gekommen. Mist! Soviel zum perfekten Racheplan. Augenblicklich war ihr ihr ganzer Auftritt unsagbar peinlich. Mit hoch rotem Kopf hielt sie sich das Kleid am Dekolleté zu, während sie den Boden fixierte. Währenddessen starrten  die beiden fremden Frauen sie immer noch an.
„Ich…ähm…also…“, die Sängerin wollte verlegen den Rückzug antreten, als sich die Jüngere der Frauen endlich zu Wort meldete. „Mensch Marek. Da glaubt man du wärst dauersingel und nun sowas.“
Überrascht schaute Larissa hoch und entdeckte Mark, welcher sichtlich überfordert fast direkt neben ihr am Abstelltisch stand. Vermutlich wollte er von da Getränke holen. Der Au Revoir-Sänger sah kurz zu Larissa und brach dann in schallendes Gelächter aus. Auch die beiden Frauen, Nena und Sasha stimmten mit ein. Larissa rang sich nach einigen Sekunden ein kleines Lächeln ab und knöpfte so unauffällig wie möglich ihr Kleid wieder zu.
„Racheplan gescheitert?“, lachte Mark und Larissa nickte peinlich berührt. Sie wollte immer noch nichts wie weg. War ihr das doch äußerst unangenehm vor den fremden Leuten. Doch ihre Mutter schien gegenteiliger Meinung zu sein und schob ihre Tochter weiter in den Raum. Dabei betrat sie selber die Garderobe und lächelte die Frauen freundlich an.
„Hi ich bin Nena. Die Mutter von der flirtwilligen Larissa hier. Und das ist Sasha.“, stellte sie sich und ihre Mitcoaches vor.
„Agnieszka, die Mutter von dem Kerl, der die Situation wohl provoziert hat. Und Natalie, meine Tochter.“ Seine Mutter und seine Schwester? Larissa stöhnte innerlich auf, während sie Sashas und Nenas Beispiel folgte und ebenfalls brav Hände schüttelte.
„Ich kann das erklären.“, meinte sie verlegen und sah dabei böse zu Mark, welcher sich immer noch grinsend aus der Situation raus hielt. Warum half er ihr nicht? Doch seine Mutter winkte nur trocken ab. „ Ich glaube das geht uns als Mütter nichts an. Außerdem kann ich mir an seinem selbstgefälligen Grinsen schon ungefähr denken, was passiert ist.“ Über die lockere Reaktion erleichtert, atmete Larissa auf.
„Außerdem wird die Story an Weihnachten DER Hit in der Familie.“, verkündete Natalie und sah zu ihrem Bruder. Dieser verdrehte nun genervt die Augen. „Wehe du erzählst was.“
„Was dann?“, herausfordernd fixierte ihn die Schwester. „Bitte nicht Nati, du weißt doch, was ich mir denn für Geschichten und Spinnereien von dem Cousinen anhören darf. Wir mögen uns doch.“, fing Forster an zu betteln .
Doch Natalie zeigte sich wenig beeindruckt. „Vergiss es. Das wird lustig. Außerdem muss Strafe sein, dafür, dass du Larissa so auflaufen lassen und danach nicht geholfen hast.“
Nun lächelte Larissa Natalie an. Zumindest eine, die zu ihr hielt. Dennoch schwor sie sich in Zukunft, etwas vorsichtiger mit Anspielungen dieser Art zu sein.

One-Shots á la Mark ForsterWhere stories live. Discover now