Kapitel 22

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Luna:

Als ich ihn sah, fiel mir vor Schreck die Tasche aus der Hand. Es war, als wäre die Zeit stehen geblieben. Nein. Es konnte nicht sein! Er konnte nicht sein. Matteo konnte nicht vor mir stehen! Er sollte in Mexico sein! Weit weg, damit ich ihn nie wieder sehen, nie wieder verletzt werden konnte. Ich wollte mit diesem Kapitel in meinem Leben abgeschlossen haben.
Ich dachte, ich könnte ihn aus meinem Herzen verbannen. Den Schmerz ignorieren.

Aber jetzt...jetzt stand er leibhaftig vor mir. Er hatte sich nicht verändert. Die gleiche Statur, das gleiche Gesicht, dieselben braunen Teddybäraugen, in die ich mich vor 4 Jahren verliebt hatte. Nur seine Gesichtszüge waren anders. Weicher, entspannter. Vielleicht, weil er wieder in Buenos Aires war. Aber wieso? Warum war er hier? Meine Gedanken führten mich wieder ins Hier und Jetzt.

Ich fasste mich, unterdrückte meinen Schock und tat, als kenne ich ihn nicht. "Ähm, eure Hoheit. Was führt sie in unser bescheidenes Haus?" Dabei machte ich einen Knicks. Er erkannte mich nicht. Es war offensichtlich. Ich wusste nicht, ob ich erleichtert oder enttäuscht sein sollte. Auch wusste ich nicht, ob ich einfach wegrennen oder ihm um den Hals fallen wollte.

Da stieß Ambar zu uns. Als sie mich sah, setzte sie kurz einen schuldbewussten Blick auf. Dann lächelte sie scheinheilig. "Ahhh, Matteo: Darf ich dir meine Cousine Rose vorstellen? Sie ist die Mutter von ihr." Dabei deutete sie auf meine - unsere - Tochter. Panik stieg in mir auf. Er kannte unsere Tochter nun. Wie reagierte er darauf?

"Und Rose:" Während sie das sagte, legte sie vertraut einen Arm um mich und sah mich eindringlich an. Ein Zeichen, dass ich mitspielen sollte. "Das ist Matteo. Ein alter Schulfreund. Vielleicht kennst du ihn. In Mexico ist er ein Prinz. Er hat deine Tochter gefunden und sie wieder zu mir gebracht. Ist das nicht nett?"

"Ich...ja, natürlich. Vielen Dank, eure Hoheit." Matteo winkte ab. "Nenn mich einfach nur Matteo." Dabei ging er auf mich zu und gab mir die Hand. Als ich sie berührte, zuckte ich kurz zusammen. Matteo ließ sich nicht beirren und sah mich weiterhin freundlich an. "Rose...ein schöner Name." Jetzt lächelte ich auch.

"Danke." Ambar grinste. "Tja, ich mach uns mal einen Kaffee. Ihr könnt euch in der Zwischenzeit ja unterhalten." Damit verschwand sie wieder in der Küche. Kurz war es still. Keiner wusste, was er sagen sollte. Dann räusperte ich mich. "Also... wieso bist du hier in Buenos Aires? Ist Mexico zu langweilig geworden?" Matteo lachte, wobei meine Herz heftig gegen meine Brust hämmerte. Wie ich sein Lachen vermisst hatte!

"Nein nein, ich fühle mich dort immernoch sehr wohl." Irgendwie wusste ich nicht, ob mich das freuen sollte. Hatte er mich in den letzten Jahren vermisst? Nach mir gesucht? Sich genauso sehr nach mir gesehnt, wie ich mich nach ihm? Ich hatte Angst vor den Antworten meiner Fragen, darum verdrängte ich sie schnell. Matteo sprach weiter.

"Mein bester Freund heiratet bald, darum bin ich hier." "Oh..." ein kleiner Kloß bildete sich in meinem Hals. Die Hochzeit von Nina und Gaston... Seit Wochen plagte ich mich mit der Frage, ob ich hingehen sollte. Ich hatte Nina seit drei Jahren nicht mehr gesehen. Ich schrieb ihr Nachrichten auf dem Handy. Was ich machte, wie es mir ging, fragte sie wie es ihr ging.

Doch gesehen hatten wir uns nicht mehr. Es war besser so. Ich wollte nicht, dass sie in meine Fehler mit hineingezogen wurde. Eigentlich hatte ich mir längst vorgenommen, sie zu besuchen. Aber ich hatte Angst. Angst vor ihrer Reaktion auf mich. Ob sie vielleicht sauer war? Das könnte ich nicht ertragen.

Als Ambar dann eine Einladung zur Hochzeit erhalten hatte, wollte sie, dass ich mitkomme. Bis heute war ich unentschlossen. Meine Gedanken wurden durch ein Zupfen an meinem Bein unterbrochen. Meine Tochter hatte sich hinter mein Bein gestellt, hielt sich daran fest und sah mich mit großen Augen an. Dabei zeigte sie auf Matteo.

"Papa?" Irritiert hob Matteo eine Augenbraue. Hastig lachte ich. "Haha, nein Süße. Das ist nicht Papa." Entschuldigend und nervös sah ich ihn an. "Entschuldige, sie ist immer so." Er lächelte. "Schon in Ordnung." Da löste sie sich von meinem Bein und rannte einfach in Zimmer rum. Dabei rief sie fröhlich: "Ich fliege!"

Beide, Matteo und ich, lachten. "Wie ein Wirbelwind..." Ich meinte, seine Stimme hätte einen traurigen Unterton. Erinnerte sie ihn vielleicht an mich? Während wir unserer Tochter beim Spielen zusahen, trat er neben mich. "Die Kleine ist wirklich süß...wie heißt sie denn?" wollte er wissen.

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Soo, das war das erste Kapitel für heute. Um 12:00 Uhe kommt das nächste :)
Was glaubt ihr, wie die Tochter heißt?

Don't lose the PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt