Kapitel 3

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Luna:

Matteo steckte den Kopf durch die Tür. Er trug einen vornehmen Anzug und seine Miene war mit einem ausdruckslosen Lächeln verziert. Diesen Blick hatte er immer, wenn jemand anderes da war. Er war dann ganz anders...

Madame Rossinis Gesichtsausdruck wurde ehrfürchtig. Sofort knickste Sie vor ihm und bedeutete mir dasselbe zu tun. Schon verrückt: Ich musste vor meinem eigenen Freund knicksen! Da ich 'leider' in einem Haufen Büchern lag und mein Fuß schmerzte, kam ich ihrer Aufforderung nicht nach.

Wäre ich auch so nicht: Matteo war Matteo. Mein Snob. Warum sollte ich mich vor ihm verbeugen?! "Natürlich, eure Hoheit. Was verschafft uns die Ehre?" antwortete meine Lehrerin. Als Matteos Blick auf mich fiel, konnte ich sehen, dass er sich ein Lachen verkneifen musste.

"Nun, wenn Sie nichts dagegegn haben, müsste ich die Dame für eine Weile entführen. Ich hoffe, Sie sind mir nicht böse..." beantwortete er die Frage höflich und betrat vollständig den Raum. Mit einem kalten Lächeln erwiderte die Madame: "Absolut nicht." Damit verbeugte sie sich und verließ den Raum.

Sobald sie aus der Tür war, verlor Matteo seine ausdruckslose Maske und ersetzte sie durch schallendes Gelächter. "Ich wusste gar nicht, dass du so ein Bücherwurm bist, Lieferfee!" Da war er wieder: Der eingebildete Snob. Ich verdrehte die Augen. "Haha. Hilf mir mal hoch, du Snob!"

Er nahm meine ausgestreckte Hand und half mir aufzustehen. Als ich jedoch auf meinem verletzten Fuß stand atmete ich zischend ein. "Was ist los?" fragte mein Freund besorgt. Ich winkte ab. "Ich bin mit dem Fuß umgeknickt. Nichts schlimmes." "Bist du sicher?" Er sah skeptisch aus.

"Ja. Ein leichter Verband und etwas Eis, dann ist alles wieder gut." Dann sah ich ihn fragend an. "Was machst du um die Zeit eigentlich hier? Hast du nicht noch irgendwelche langweilige Sitzungen?"

Er grinste. "Nein. Mir wurde für den restlichen Tag freigegeben, und da dachte ich mir, ich verbringe ihn mit der schönsten und besten Freundin der Welt!" Ein strahlendes Lächeln bildete sich auf meinem Mund. Nicht, weil er mir ein Kompliment gemacht hatte, sondern weil das bedeutete, dass wir einen ganzen Tag zusammen verbringen konnten!

Soetwas kam leider viel zu selten vor, da Matteo als zukünftiger Herrscher so viel zu tun hatte. "Und was machen wir?" Er grinste verschwörerisch. "Lass dich einfach überraschen..." Er nahm meine Hand und führte mich aus dem Zimmer, jedoch musst ich bei jedem zweiten Schritt die Zähne zusammenbeißen.

Matteo hielt an und schüttelte den Kopf. "So geht das nicht." Dann beugte er sich auf einmal vor, und ehe ich mich versah hatte er mich im Brautstyle hochgehoben und trug mich nun durch die Flure des Schlosses. "Was machst du da?" wollte ich verwirrt wissen, während ich mich an seinem Hals festhielt. Mir war das ein bisschen peinlich. Grinsend antwortete er: "Dich retten."

Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich ihn an: "Ist das nicht gegen irgendeine Regel? Wegen zu viel Körperkontakt in der Öffentlichkeit oder sowas?" Er zuckte, so gut es ihm möglich war, mit den Schultern. "Ein Fräulein in Nöten zu retten, ist nie gegen eine Regel." Augenverdrehend grinste ich.

Eine Weile schwiegen wir. Zum Glück kam uns niemand entgegen. Ich hörte nur Matteos Herzschlag und seine Schritte. Dann fing er auf einmal grinsend an: "Übrigens war das vorhin ja wirklich ein grandioser Sturz! Du hast dich selbst übertroffen!" "Hey, einen Schritt hab ich geschafft!" protestierte ich grinsend.

Inzwischen waren wir im Garten des Palastes angekommen. "Wie weit ist es denn noch?" wollte ich wie ein neugieriges Kind wissen. Matteo lachte. "Wir sind gleich da..." Der Garten des Schlosses war wie ein riesiger Park mit vielen Wiesen, hohen Böschungen und großen Bäumen.

Matteo bog ein paar mal um eine solche Böschung, bis wir an einer verlassenen Wiese ankamen. Darauf war eine Decke ausgebreitet mit vielen leckeren Kleinigkeiten. "Wow." war alles, was ich hervorbrachte. Als er mich auf der Decke absetzte, drückte ich ihm einen Kuss auf die Wange.

"Danke." Er lächelte. "Gerne doch." Dann begannen wir zu essen. Es war ziemlich lustig, da Matteo sich ziemlich anstellte mit Fingern zu essen. "Isst du Erdbeeren etwa sonst mit Gabeln?" lachte ich, als er eine der Früchte mit spitzen Fingern zum Mund führte. Er zuckte mit den Schultern. "Und?"

Mit großen Augen sah ich ihn an. "Wie, das machst du echt?!" Nun war er es, der sich kaputtlachte. "Dein Gesichtsausdruck!" rief er zwischen den Lachern aus und zeigte auf mich. Manchmal benahm er sich wirklich wie ein kleines Kind! Halb wütend, halb grinsend schlug ich ihm auf den Arm, damit er aufhörte zu lachen.

Irgendwann schaffte er es tatsächlich. Als wir satt waren, lagen wir eine Weile einfach da und genossen die Anwesenheit des Anderen. Ich saß an einen Baum gelehnt, und Matteos Kopf lag auf meinem Schoß. Er hatte die Augen geschlossen. Seine Gesichtszüge waren völlig entspannt. In letzter Zeit sah er viel zu selten so friedlich aus.

Im Gegenteil: Die meiste Zeit, wenn ich ihn sah, war er gestresst oder hatte Sorgenfalten im Gesicht. Ich konnte deutlich spüren, was für eine große Last ihm auf den Schultern lag. Er musste eines Tages ein ganzes Land regieren! Und wirkliche, liebevolle Unterstützung bekam er nicht. Sein Vater wirkte... sehr kalt und distanziert auf mich. Er schien Matteo eher zu fordern als zu unterstützen.

Und ich? Ich hatte keine Ahnung von all dem Regierungskram. Immer wenn ich ihn so überfordert sah, entstand in mir dieses Gefühl von Hilflosigkeit. Ich konnte ihm seine Last nicht abnehmen... Schnell schob ich diese bedrückenden Gedanken von mir und konzentrierte mich auf das Jetzt.

Matteo war hier. Wir hatten einen Tag nur für uns, und das sollten wir ausnutzen. Lächelnd strich ich ihm eine Locke aus dem Gesicht und verschränkte seine Hand mit meiner. Dann lehnte ich meinen Kopf zurück und schloss die Augen. "Wieso kann nicht jeder Tag so schön sein?" murmelte ich vor mich hin.

Matteo hatte mich gehört, und antwortete wehmütig: "Weil ich leider in die falsche Familie hineingeboren wurde..." Entsetzt öffnete ich die Augen. "Sag doch soetwas nicht! Denk doch an deine Mutter, oder deine Schwester! Du hättest sie dann nie kennengelernt!" In Matteos Augen blitzte Traurigkeit auf.

Sofort empfand ich Schuldgefühle. "Entschuldige, ich wollte nicht -" "Ist schon gut, du hast ja recht." Lächelnd streichelte er meine Wange. Ich genoss das Gefühl und schloss wieder die Augen. Dann zeriss eine fremde Stimme die Friedlichkeit.
"Eure Hoheit!"

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