𝘰𝘯𝘦 ㅡ this thing called life

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[ ab 𝖈𝖍𝖆𝖕𝖙𝖊𝖗 𝖋𝖎𝖛𝖊 - comfortably numb ]

dearly beloved,
we are gathered here today
to get through this thing
called life.

— Prince, 1984


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seoul, 22. oktober 2017

Würde jemand sich die Mühe machen, ein Streu-Diagramm der in der Zeit verorteten Unausstehlichkeit anzufertigen, und darauf die einzelnen Vorkommen der arroganten, selbstgefälligen... Widerwärtigkeit auf einer geografischen Karte markieren, dann würde sich eine inflationäre Häufung um einen gewissen, beweglichen Punkt irgendwo über Gangnam-Gu zusammenschließen.

Würde jemand in überholten, obsoleten Tafelwerken dogmatischer Richtlinien nach der Definition von überzeugter Selbstbeweihräucherung und absoluter egomanischer Eitelkeit suchen, würde dort garantiert nur ein einziger Name stehen.

Und würde jemand versuchen, personifizierte Blasiertheit mit Kohlestift auf Papier zu skizzieren, dann würde er bemerken, dass er den Schwung einer weichen Kinnlinie gemalt hätte, träge Augenlider, hohe Wangenknochen und volle, schimmernde Lippen.

Ich bin überzeugt davon, in Park Jimin ein Phänomen der Dünkelhaftigkeit entdeckt zu haben. Niemals in meinen gesamten Leben habe ich das Bedürfnis so radikal verspürt, jemanden mit der ausgestreckten Faust so kräftig wie nur irgendwie möglich ins Gesicht zu schlagen.

Er ist wohl gewohnt, dass er tun kann, wie ihm beliebt. Dass seine Worte und Taten keinerlei Konsequenzen nach sich ziehen. Dass er nur der schönste Mensch sein muss, den ich je gesehen habe, um sich herauszunehmen, so zu handeln.

Der absolute Tiefpunkt an der Geschichte, derjenige Angelpunkt, an dem ich mich gerade aufhänge, und mich dazu veranlasst, meine Finger am liebsten in ungeölte Daumenschrauben zu stecken, bis ich sie niemals wieder verwenden kann, tut sich in der peinlichen Wahrheit hervor, dass ich beginne, mich wie Tae zu gebärden.

Dass Park Jimin, dieser archetypische Gangnam-Junge, mit seiner verdammt einnehmenden Ausstrahlung, seiner arroganten Eingebildetheit und der Unverfrorenheit, mir andauernd ins Wort zu fallen und... nicht die geringste Spur eines Respekts vor mir hat, beginnt, denselben Einfluss auf mich auszuüben, wie auf Taehyung.

Ich hasse es. Ich hasse diese Schwäche. Ich hasse... Menschen wie ihn.

Park Jimin denkt, dass die Welt sich um ihn dreht, dass weltpolitische Ereignisse nur seiner zu Grunde stattfinden und es ist mir ein absolutes Gräuel, dass er hier ist. In unserer Mitte. Er gehört hier nicht hin; mit seiner ungebeugten Schlagfertigkeit und der Tatsache, dass er sogar Jeongguk mit einer gehobenen Augenbraue begegnet.

Tae ist so hingerissen von ihm. Und irgendein Teil von mir versteht es. Ein sechzehnjähriger Min Yoongi, der von nichts anderem geträumt hat, als den Clan seines Vaters hinter sich zu lassen, um ein Leben fernab dieser... Atrozitäten zu verbringen; dieser schwache Junge, der... Musik studieren wollte, und Klavier spielen, dachte, dass er gut war, dass er es wert sei. Der zu viel Zeit damit verbracht, hatte seine Schwester für ihre Schlüsselrolle in der Familie und im Clan zu verabscheuen, bis es zu spät war.

Dieser Junge, Min Yoongi ohne Purple Rain, ängstlich, dumm, naiv—er wäre so schwach für jemanden wie Park Jimin gewesen. Er hätte sich nicht von seinen Fersen gelöst, zugesehen, wie ein Gangnam-Junge seinen Gangnam-Beschäftigungen nachgeht, so wie Tae es in den letzten Wochen getan hat, und er wäre so... verliebt gewesen in diese plumpen Lippen, in die trägen, markanten Augen. In die Art, wie er seine Hand durch sein Haar streicht, wenn er nervös ist.

Es ist in jeder Hinsicht erleichternd, dass dieser Junge längst tot ist. So sehr ich verlorene Unschuld manchmal bedauere; sie beschützt mich vor Park Jimin.

(Ich habe ein Lied für ihn gefunden. Verurteile mich nicht, Min Yoongi einer stärkeren Stunde. Aber es passt makellos zu ihm.)

Oh! You Pretty Things. David Bowie. 1971.

Erlaub' mir einen winzigen Augenblick der Bewunderung. Ich mag schöne Dinge. Und ich habe Park Jimin heute in einer... tief verletzlichen Position gesehen, die ureigenste Schönheit ausgedrückt hat. Er stand vor einem Hochhaus, das seine von Wasser und Kälte vollkommen durchnässte Figur in sanftes Licht getaucht hat. Und er hatte solche Angst. Ich habe es gesehen. Der Regen ist über sein Haar, seine Stirn getropft; hat ihn vollkommen für sich beansprucht; über seine weichen Wimpern gestrichen, bis er die Augen schließen musste.

Ich konnte kaum fern bleiben. Und als er sich umgewandt hat, durch die verdunkelte Scheibe meines Autos geblickt hat, war ich gelähmt. Sein Blick; sein aufgeladener, tief ungebrochener Blick. Ich habe ihn gefühlt, als säße er unmittelbar vor mir.

Auf dem Beifahrersitz meines Autos. Ich wollte ihn... so nahe an mir haben, in diesem winzigen Augenblick. Ich wollte ihn. Oh, you pretty thing.

Ich habe mich so schwach gefühlt. Ich habe mich gefühlt, wie der Min Yoongi, der zurecht seit langen Jahren unter der Erde ruht. Es hat mir solche Angst gemacht.

Ich muss fernbleiben. So weit fort, wie nur irgendwie möglich. Er kann mir so tief gefährlich werden.

Ich hasse Schwäche. Und es ist wohl wirklich Park Jimin, der sie in mir hervorkehrt.

Oh! That Pretty Thing.

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( author's note )

well. someone's in love. aber sind wir nicht alle in love mit Park Jimin?

Weekend Lover: Beyond Purple RainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt