prolog.

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Und im fahlen Schein des Mondes, ist es einzig und allein die Sehnsucht welche sich an mich schmiegt und mir Wärme bereitet.

Es ist so, als hätte sich der Schlaf vor mir versteckt wie ein scheues Rehkitz. Eingewickelt in meine Decke lag ich alleine in meinem Bett. Den Blick starr in Richtung Himmel gerichtet. Mein geöffnetes Fenster lies zu das der Wind einige kleine Schneeflocken in mein Zimmer trug, doch es war mir egal. Ich hatte nur Augen für die still flackernden Krümel des Universums. Die Lichtpunkte, welche den Himmel erst so richtig zum Leben brachten strahlten ein warmes Licht aus und entzücken mein unruhiges Gemüt.

Das Dunkelste und somit Tiefste der menschlichen Natur ist die Sehnsucht. Die sich zehrend und nagend durch einen Körper schleicht wie eine hinterlistige Anakonda.

Und so liege ich hier, still ein paar Edgar Allen Poe Gedichte in Gedanken durchgehend, mit meiner Sehnsucht kuschelnd. In Gedanken schwelgend und mal wieder erkennend, das die Illusion, dass das Leben noch vor einem liege lügt. Das Leben liegt hinter einem. Bestimmt durch Schicksale und Vorentscheidungen. Geprägt von Verlusten und leeren Versprechen.

Letztendlich sucht jeder einen Fixstern an den er sich halten kann wenn alles andere anfängt zu zerbrechen. Wenn das Chaos im Universum zunimmt. Wenn Leute anfangen zu bellen und Tiere zu sprechen.

Wenn jede heile Welt beginnt sich um 180 Grad zu drehen. Genau dann braucht jeder jemanden an den er sich wenden kann. Aber was wenn man so jemanden nicht hat? Was wenn man keinen hat der die dunkle Nostalgie versteht die einem tief im Bauch hängt wie ein verdorbenes Stück Fleisch.

Langsam richtete ich mich auf, zückte meinen Bleistift und mein Notizbuch welche neben meinem Bett lagen und drückte die Graphit-Miene auf das weiße Papier. Ohne jeglichen Plan fuhr ich mit dem Stift auf und ab und zeichnete Muster auf das Weiß.

Es hat noch nicht einmal einen Grund, sich dieser kläglichen Beschäftigung hinzugeben, während ich einfach zusehe, wie sich metallgraue Linien auf dem Papier bildeten. Punkte, Formen und Linien die der Sinnlosigkeit selbst ein nutzloses Bild geben. Hätte ich mir die Müh gemacht, den Gedanken daran länger als nötig zu halten, hätte ich vermutlich ein wirkliches Bild erkannt, anstelle der bitteren Ironie, dass ich das gerade nur tat um mich selbst von meinen Gedanken abzulenken.

Oder von der Tatsache das jeder zweite Blick zu dem schwarzen Bildschirm meines Smartphones glitt in der vagen Hoffnung es aufleuchten zu sehen. Obwohl ich mich schon des Öfteren gefragt hatte, welchen Namen ich denn auf dem erleuchteten Display erwartet hätte.

Mein schließlich vollendetes Werk aus geschwungenen Linien und asymmetrischen Formen legte ich bei Seite und drückte im Anschluss meinen Kopf wieder in das eingekerbte Loch meines Kissens.

Seufzend starrte ich erneut aus dem Fenster. Welch erfülltes Leben man doch haben muss wenn man nachts gut schlafen kann. Die Monotonie die sich in mein Leben geschlichen hatte konnte man sich nichtmehr wegdenken. Dieser Hinsicht nach musste wohl mein Schlafrhythmus erheblich unter ihr leiden.

Ein leises Brummen durchdrang die nächtliche Stille und ein Flugzeug kreuzte die Bahnen des Nachthimmels.

War dies ein Zeichen das ich mich meiner Sinnlosigkeit endlich ergeben sollte und die nächtliche Ruhe finden sollte? Vermutlich nicht.

Seufzend winkelte ich die Beine an, zog sie nahe an meinen dürren Oberkörper und schlang die Arme um sie.

In irgendeiner Hinsicht, die mir doch relativ gleich war, gab mir diese Position doch einen Funken Trost in dieser traurigen Selbstmitleids-Phase.

Ein Summen brach die kalte Stille.
Was war das?

Waren meine Gedanken nun bereits so wirr das sie sich Geräusche einbildeten?

Verwirrt wand ich mich hin und her.
Letztendlich fiel mein Blick auf das vor sich hin vibrierende Handy welches zuvor still auf meinem Nachttisch lag.

Mein Herz machte einen erheblichen Satz als ich den Namen las welcher das erleuchtete Display zierte.

Dylan.

Eine unbeschreibliche Harmonie ging von dem Klang dieser fünf Buchstaben aus, den man kaum Beschreiben konnte.

Ich griff langsam zum Handy und nahm es in die Hand, drückte den grünen Hörer und hielt es an mein Ohr.

»Ich weiß du willst nicht mit mir reden. Ich weiß du willst mich nicht sehen.«, drang die raue Stimme in mein Ohr und von da an direkt in mein Herz.

Ehe ich mich versah tanzten bereits kleine Tränen Walzer auf meinen Wangen und bahnten sich ihren Weg aus meinen Augenwinkeln.

»Marlin, sieh in die Sterne. Sie genau hin. Wenn du mich brauchst, werde ich immer dort sein.«

Es knackte und die Leitung war tot.
Ich wagte es kaum mein Handy vom Ohr zu entfernen.

Seine Stimme hallte so schön in den Gehörgängen. Sie brannte sich hinein und waren verdammt dort für immer zu verweilen.

Die tanzenden Tränen waren mittlerweile einem Wasserfall gleich und fielen unaufhaltsam auf meine noch angewinkelten Beine.

Ich richtete meinen Blick aus dem Fenster und beobachtete die flackernden Lichtpunkte.

»Wo bist du nur. Und was hast du schon wieder getan?«, hörte ich mich selbst flüstern.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 16, 2021 ⏰

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